Die Welt verändert sich schneller als Parteien

Schule: Die Zeit drängt
Diskussion in den Parteien werden noch offener – auch dank der neuen Medien.

Organisationen brauchen Rituale. Das gilt auch für Parteien, erst recht in Zeiten, wo Grundsätze von Stehsätzen verdrängt werden. Aber wenn nur noch Rituale überbleiben, dann werden Parteitage zu Shows. Das können die Amerikaner freilich besser. Denn dort stimmt die Regie immer, da wird vor einem Wahljahr die Nummer 1 nicht abgestraft.

In der SPÖ hat sich in den letzten Monaten viel Groll über die Parteiführung aufgestaut. Im Facebook-Zeitalter läuft das vor allem über die neuen Medien, aber der Unmut war aus vielen Bereichen zu hören. Wenn da eine Parteitagsregie glaubte, mit ein paar Parolen gegen "die Reichen" wieder alles ins Lot zu bringen, dann sieht man, wie eng die SPÖ in den letzten Jahren wurde.

Dabei spielt auch die Wahrnehmung der klassischen Medien eine große Rolle. Schon der SPD-Kanzler Gerhard Schröder ist mit seinem Medienkonzept "BILD, BILD am SONNTAG, Glotze") gescheitert. Aber wer will schon von den Schmerzen anderer lernen.

Am vergangenen Sonntag hat sich die Salzburger Landeshauptfrau Gabi Burgstaller in der ORF-Pressestunde in seltener Offenheit vom Bundeskanzler distanziert. Diese Kritik wurde – oh Wunder – dem größeren Seherkreis der Zeit im Bild erspart. Und wer gestern die Krone gelesen hat, musste schon sehr genau suchen, um von der Wahlniederlage des SPÖ-Vorsitzenden zu erfahren.

Die Lehre: Selbst wer große Medien im Griff hat, kann dadurch nur einen Teil der öffentlichen Meinung und einen winzigen Teil seiner Partei beeinflussen. Das ist so im modernen Medienzeitalter. Interessanterweise tut sich die SPÖ-Führung besonders schwer, das zu lernen. Auch darüber hat es großen Unmut gegeben.

 

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