Die Suche nach der verschollenen Anzeige

Die Suche nach der verschollenen Anzeige
Für die Staatsanwaltschaft ist eine Anzeige aus dem Jahr 2010 nicht mehr auffindbar.

Sie ist nach wie vor verschwunden. Jene Anzeige, die die Stadt Wien am 18. Mai 2010 an die Staatsanwaltschaft übermittelt hat, hat sich scheinbar in Luft aufgelöst. Brisant ist der Fall, weil in dem Schreiben ein ehemaliger SPÖ-Gemeinderat, der 1991 verstorben ist, des sexuellen Missbrauchs beschuldigt wurde (der KURIER berichtete von diesem zweiten Fall) .
„Die Anzeige ist nicht aufgetaucht“, erklärt die Mediensprecherin der Staatsanwaltschaft Wien, Michaela Schnell. Sie habe das Register mit dem Namen des Opfers und des Täters „in sämtlichen Schreibweisen“ durchkämmt. Erfolglos. Die Anzeige, die den ehemaligen Politiker betrifft ist – so der Stand Montag 13.05 Uhr – unauffindbar. Dass Anzeigen verschwinden käme nicht oft, aber durchaus vor, sagt Schnell. „Vielleicht ist sie aber auch unter ,unbekannter Täter‘ abgelegt.“

Dass das Schreiben auf dem Postweg verloren gegangen ist, ist unwahrscheinlich. Dem KURIER liegt der Zustellschein vor. Demnach ist das Schriftstück mit der Aktenzahl MPRGIR-B-536/09 am 20. Mai 2010 bei der Staatsanwaltschaft eingelangt. „Wir werden die Stadt Wien bitten, uns die Anzeige nochmals zu schicken“, sagt Schnell. Einem Gesuch würde man seitens der Magistratsdirektion der Stadt Wien „selbstverständlich“ nachkommen. Eines ist klar: Juristisch hat die Anzeige keine Bedeutung. Da der mutmaßliche Täter gestorben ist, wird sie „von Todes wegen“ eingestellt. Dazu muss man sie aber erst einmal finden.

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