Die Bahn wird wieder attraktiv

Die Bahn wird wieder attraktiv
50 Prozent der ÖBB-Passagiere sind zufrieden und wollen noch mehr Bahn fahren. Auf den Hauptstrecken punkten die ÖBB.

Österreichs Bahnpassagiere sind mit den ÖBB zunehmend zufriedener. Der Zug wird wieder salonfähig. Denn sechs von zehn Fahrgästen wünschen sich dichtere Verbindungen. Und jeder dritte ÖBB-Kunde nutzt die Bahn - wegen der hohen Spritpreis - häufiger als noch vor einem Jahr.

Allerdings spricht auch jeder zehnte Fahrgast von Verbesserungspotential. Diese drei zentralen Punkte sind das Ergebnis des jährlichen Bahntests des Verkehrsclub Österreich (VCÖ). Befragt wurden 12.750 ÖBB-Passagiere.

Besseres Image

Die Bahn wird wieder attraktiv

"Bei der Pünktlichkeit hat das Unternehmen stark zugelegt. Die Freundlichkeit des Personals, sowohl am Schalter, als auch im Zug wurde ebenfalls mit gut bewertet. Auch das neue Wagen-Material wurde gelobt. 43 Prozent gaben an, heute eine bessere Meinung über die Bahn zu haben, als noch vor einem Jahr", fasst VCÖ-Sprecher Norbert Blum zusammen. Nachsatz: "Merkbare Defizite gibt es bei der Sauberkeit der Toilette-Anlagen und bei Informationen über Verspätungen." Auch die schaffnerlosen Züge und der damit verbundene Ticket-Kauf über Automaten sorgt bei den Bahnkunden für Unmut. Jährlich transportiert das Öffi-Unternehmen 210 Millionen Fahrgäste im Nah- und Fernverkehr.

Für ÖBB-General Christian Kern, er steht seit etwa einem Jahr an der Spitze des Unternehmens, ist das Ergebnis der VCÖ-Studie "eine Bestätigung, dass unsere Richtung stimmt". "Das ist aber kein Ruhekissen. Mit der schlechten Bewertung bei den Toiletten können wir nicht leben. Da müssen Änderungen her. Gleiches gilt für Ansagen bei Verspätungen."

Kern erinnert auch, dass das Unternehmen wirtschaftlich zu führen ist: "Seit meinem Amtsantritt wurden 1500 Mitarbeiter abgebaut." Kritik an den schaffnerlosen Nahverkehrszügen will der ÖBB-Boss nicht gelten lassen: "Diese Fahrkarten-Automaten sind keine österreichische Eigenheit. In dem Bahn-Vorbildland Schweiz sind Ticket-Automaten längst eingeführt und akzeptiert."

Kern räumt aber ein, dass die ältesten Geräte bis zu 25 Jahre alt sind: "Die Beschaffung moderner, bedienerfreundlicher Automaten ist in Planung. Es handelt sich hier aber um eine gewaltige Investition."

Die Bahn wird auch Fahrgast-Schulungen weiter forcieren. Die Aktion "Senioren helfen Senioren" findet breites Echo. Informationen gibt es unter 051717-0.

Paradestrecken

Auch der Fahrgastbeirat Probahn Österreich erkennt das gute Studienergebnis an. Sprecher Peter Haibach gibt aber zu bedenken: "Die Hauptstrecken, allen voran die Westbahn spielen alle Stückerln. Fährt man aber abseits der Paradestrecken, werden Defizite sichtbar."
Haibach spricht dabei etwa die Verbindung Graz-Salzburg an. Hier werden mit Fahrplanwechsel Dezember 2011 drei Züge gestrichen. Kern dazu: "Die ÖBB streichen sicher keine gut frequentierten Verbindungen."

Dafür freut sich der Manager über die Rückkehr des Unternehmens in die Top-Ten-Marken der heimischen Wirtschaft. Seit 2011 sind die ÖBB wider in dem erlauchten Kreis vertreten.
Ein Mitgrund dafür ist auch die (noch) stabile Preispolitik. Im Vergleich zur Schweiz und zu Deutschland liegen die heimischen Ticketpreise um bis zu 40 Prozent niedriger. Laut Kern wird es im kommenden Jahr keinen Preisschub bei der Bahn geben.

Dafür erwartet das Öffi-Unternehmen bei den laufenden Verhandlungen über die Zukunft mehrerer Nebenbahnen mit den Ländern Nieder- und Oberösterreich Lösungen. Kern: "Es dürfte etwa bei der Mühlkreisbahn noch heuer zu Ergebnissen kommen."

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