Der springende Punkt: Ein verrückter Hype

Kulturfreie Zone ORF
Felix Baumgartner ist als Werbeträger genial. Wie der ORF mitspielt, ist absurd.

Dem Vernehmen nach gibt es schon wieder ein neues Phänomen, angelehnt an Planking oder Angelina-Jolieing: Baumgartnering. Menschen versuchen humorvoll nachzumachen, was zurzeit Thema ist, legen Raumanzüge an, hüpfen von einem Sessel oder einer Stufe (für die Stratosphäre haben ja die wenigsten genügend Geld) und ziehen das Original ins Lächerliche. Vielleicht steigt der ORF auch da bald ein und überträgt das eine oder andere Stündchen live.

Am Mittwoch, am Tag nach dem Nicht-Sprung des Extremspringers, der, falls er doch einmal springt, wohl bestenfalls als kleiner Punkt am Horizont zu sehen sein wird, war der gigantische Aufwand der Fernsehstationen d a s große Gesprächsthema. Marketingstrategisch ist diese von Red Bull unterstützte Aktion voll aufgegangen: Der zum Imperium von Dietrich Mateschitz gehörige Privatsender Servus TV erzielte die besten Quoten seiner jungen Geschichte. Auf YouTube gab es 340 Millionen Klicks – der Werbewert ist damit bedeutend größer als die 25 Millionen Euro, die der Getränkehersteller in dieses wahnwitzige Abenteuer bisher investierte. Mateschitz hat einmal mehr seine Raffinesse bewiesen.

Dass jedoch der ORF ein Ereignis, das nicht stattfand, sieben Stunden lang live übertrug, zählt zu den absurdesten Aktionen der an Absurditäten reichen Medienwelt. Auf Twitter wurde bereits empfohlen, die Sendung als DVD-Sonderedition herauszubringen – es wäre ein komödiantisches Meisterwerk.

Baumgartners vom Winde verwehter Sprung verlieh aber nicht nur Red Bull sogar öffentlich-rechtliche Flügel, er sagt auch viel über Inszenierungs-Mechanismen und mediale Dauererektion aus. Ob der Vogel je fliegt, ist mittlerweile irrelevant. Für die Werbung tut er es.

 

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