Das erste Mal verliebt

Das erste Mal verliebt
Aufklärung. Wenn die Tochter einen Freund nach Hause bringt, sollten Eltern gelassen bleiben und das Gespräch suchen.

Sommerurlaub. Für viele Jugendliche die Zeit der ersten Liebe - die Augen der Tochter strahlen, wenn sie von ihrem Freund erzählt. Ist die Tochter verliebt, reagieren Eltern oft nervöser als beim Sohn. "Früher war es wichtig, dass die Tochter einen Mann bekommt. Heute haben Eltern Angst, dass sie zu früh einen Freund hat und eventuell ihre Zukunft ruiniert, wenn sie schwanger wird", erläutert Sexualpädagogin Bettina Weidinger.
Sie rät Eltern zur Gelassenheit, wenn die Tochter so demonstriert, dass sie einen Schritt Richtung Erwachsenwerden macht: "Das fällt besonders Eltern leicht, in deren Familien offen über Beziehungen und Sexualität gesprochen wird." KURIER-Familycoach Martina Leibovici-Mühlberger sieht das ähnlich: "Wenn ich mit meinem Kind 'online' bin, reißt mich der Zeitpunkt nicht vom Hocker."

Cool bleiben sollten Eltern auch, wenn der Freund nicht ihr Typ ist. "Mein Kind zu respektieren heißt auch: Die Tochter wählen lassen." Eltern müssen den Freund dennoch nicht sofort als neues Familienmitglied aufnehmen: "Das kann sogar Stress machen, wenn er gleich als Schwiegersohn gesehen wird." Offensichtliche Ablehnung und Verbote bringen nichts: "Damit erreichen Eltern oft nur das Gegenteil", sagt der Familycoach. Deshalb: "Seien Sie höflich, auch wenn das jung Paar derzeit weniger gute Manieren zu haben scheint. Etikette kann über erste Unsicherheiten beim Kennenlernen hinweghelfen", rät Weidinger.

Zuhören

"Signalisieren Sie Ihrer Tochter immer, dass Sie ein offenes Ohr haben. Hören Sie zu - auch wenn es schwerfällt. Zeigen Sie, dass sie die Beziehung okay finden und dass der Freund nichts daran ändert, dass Sie die Tochter lieben", sagt Weidinger. "Eingreifen sollten Sie, wenn die Tochter so auf 'Wolke sieben' schwebt, dass sie den Alltag nicht mehr meistert. Fragen Sie, wie sie helfen können, damit sie z. B. die Schule schafft."

Die Kommunikation zwischen Mutter (oder Vater) und Tochter bleibt wichtig: "Junge Menschen werden heute in den Medien überfüttert mit einer ornamentalen Sprache, die Beziehungen beschreibt. Da gibt es dramatische Streitszenen und herzzerreißende Versöhnungen. Junge Menschen glauben, ihre Beziehung auch so leben zu müssen. Was natürlich nicht der Fall ist", sagt Leibovici-Mühlberger. Auch sie rät deshalb: "Machen Sie Gesprächsangebote. Ihre Tochter hat jetzt sicher ein besonders großes Mitteilungsbedürfnis."

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