D: Behörden verhaften Agenten-Pärchen

D: Behörden verhaften Agenten-Pärchen
Ein Ehepaar soll in Süddeutschland für Russland spioniert haben. Die Tarnung flog auf, weil es Kontakte zu Agentin 90-60-90 hatte.

Die deutschen Behörden haben ein angebliches Ehepaar verhaftet, das offenbar seit mindestens 20 Jahren für Russland spioniert hat. Die beiden Russen mit den Decknamen Heidrun und Andreas A. hatten sich in Südwestdeutschland mit österreichischen Pässen getarnt.

Ein Sondereinsatzkommando des Bundeskriminalamtes nahm das Pärchen in den baden-württembergischen Orten Marburg und Balingen fest. Die deutschen Geheimdienste hatten entsprechende Tipps vom FBI bekommen. Demnach hatte das Pärchen regen Kontakt mit der 2009 in den USA aufgeflogenen russischen Spionin Anna Chapman, die als "Agentin 90-60-90" bekannt wurde und nach einem Austausch mit US-Agenten heute in Moskau lebt. Ihr russischer Agentenring in den USA soll mit einem größeren Personenkreis in Deutschland Kontakt gehabt haben.

Gefälschte Lebensläufe

D: Behörden verhaften Agenten-Pärchen

Bei ihrer Festnahme tauschte Heidrun A. gerade verschlüsselte Nachrichten mit der russischen Auslandsspionage SWR, der Nachfolge-Organisation des KGB, aus. Sie und ihr Mann sollen noch von diesem 1988 mit deutschen Decknamen und falscher Vita ausgestattet worden sein. Danach reisten sie über Mexiko nach Deutschland ein. Die Pässe soll ihnen laut deutschen Nachrichtenmagazinen einst ein österreichischer Standesbeamter besorgt haben. Im Innenministerium in Wien konnte man das vorerst nicht bestätigen. Man warte noch auf die Ermittlungsergebnisse der deutschen Kollegen: "Wo sich ein Österreichbezug ergibt, werden wir Ermittlungen aufnehmen."

Deutsche Rüstungsindustrie im Visier?

Ziel der Spionagetätigkeit des Pärchens dürften führende Betriebe u.a. der Rüstungsindustrie in Süddeutschland gewesen sein. Genaueres darüber ist noch nicht bekannt, offenbar müssen die deutschen Behörden noch den Spuren der Agententätigkeit nachgehen. Die beiden Russen bestreiten sie nämlich. Moskau wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern. Die Enttarnung ist die erste größere in Deutschland, die seit dem Fall der Sowjetunion bekannt wurde. Sie könnte die deutsch-russischen Beziehungen belasten.

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