Breivik-Prozess: Überlebende sagen aus

Breivik-Prozess: Überlebende sagen aus
Erstmals stehen in Oslo Überlebende des Massakers von Utøya im Zeugenstand. Jeder einzelne der 69 Morde wird behandelt.

Beim Prozess gegen den Massenmörder Anders Behring Breivik sagen am Mittwoch erstmals Überlebende des Massakers auf der Insel Utøya aus. Hier hatte der rechtsradikale Attentäter am 22. Juli vergangenen Jahres 69 Teilnehmer eines sozialdemokratischen Sommerlagers getötet. Das Gericht hat einige der durchweg jugendlichen Zeugen, die eigentlich erst Ende Mai aussagen sollten, kurzfristig vorgeladen.

Von den 69 Morden behandelt das Gericht seit letzter Woche jeden einzelnen Fall in allen grausamen Einzelheiten. Die meisten Opfer wurden mit jeweils drei Schüssen vom Attentäter getroffen, berichteten Rechtsmediziner im Zeugenstand. Dabei habe Breivik 25 seiner 69 meist jugendlichen Opfer ausschließlich in Kopf oder Nacken getroffen.

Die 24-jährige Tonje Brenna sagte aus, dass sie plötzlich sah, wie direkt vor ihr zwei junge Teilnehmer des Sommerlagers von Schüssen getroffen wurden und umfielen. Danach habe es eine chaotische und panische Fluchtbewegung quer über die kleine Fjordinsel gegeben. Brenna überlebte versteckt in einer Felsspalte und beschützte dabei andere, zum Teil schwer verletzte Jugendliche. Sie sagte nach der Mitschrift der Osloer Zeitung "VG" aus dem Gerichtssaal: "Ich habe gehört, wie er nach Treffern in Jubel ausgebrochen ist."

"Notwendiges" Verbrechen

Der 33- jährige Breivik hatte unmittelbar vor dem Massaker in Oslo eine Bombe gezündet, durch die acht Menschen starben. Er ist geständig, bereut sein Verbrechen aber nicht. Beim Gerichtsverfahren gilt als wichtigste offene Frage, ob der Täter als unzurechnungsfähig eingestuft wird. Er begründet sein beispielloses Verbrechen als "notwendig" beim Kampf gegen Zuwanderung aus der islamischen Welt und gegen die sozialdemokratischen Befürworter einer multikulturellen Gesellschaft.

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