Boom der Miet-Meerschweinchen

Boom der Miet-Meerschweinchen
Meerschweinchen sind nicht gern alleine. Eine Schweizer Züchterin vermittelt Käfiggenossen auf Zeit für verwaiste Tiere. Die Nachfrage ist enorm.

Meerschweinchen ohne Ende? Seit dem Jahr 2008 ist es in der Schweiz verboten, die geselligen Tiere allein zu halten. Da Meerschweinchen praktisch nie gleichzeitig aus dem Leben scheiden, bleibt also ein Tier alleine zurück - und der Besitzer muss ein neues kaufen. Doch was soll man tun, wenn man irgendwann aus der Meerschweinchen-Haltung aussteigen will?
Priska Küng hat die Lösung: Die Volksschullehrerin und Hobbyzüchterin aus Hadlikon in der Nähe von Zürich vermittelt Leih-Meerschweinchen für vereinsamte Artgenossen. Die Partnervermittlung boomt. Die Leih-Meerschweinchen haben mittlerweile ihre eigene Website (www.leihmeerschweinchen.ch), TV-Sender interessieren sich für Priska Küngs Zucht und in Deutschland hat der Miet-Service bereits Nachahmer gefunden.

Mietkauf um 45 Euro

Genau genommen handelt es sich bei der Partnervermittlung um einen Mietkauf. Die Kosten betragen umgerechnet rund 45 Euro; bei Rückgabe des Meerschweinchens bekommt der Kunde einen Teil des Geldes erstattet.

"Meerschweinchen sind relativ einfach zu vergesellschaften", erklärt Priska Küng. So manche ältere Meerschweinchendame sei durch die Gesellschaft eines Jungtieres schon aufgeblüht.

Nicht immer problemlos

Doch die Partnervermittlung funktioniert nicht immer reibungslos: "Manchmal stinkt es einem alten Tier, wenn es ein allzu aktives Jungtier als Gesellschaft bekommt", sagt Küng. Kritisch seien auch die Männchen: Unkastrierte Böcke kommen einander in die Quere und sollten nicht miteinander gehalten werden.
Im Alter von drei Jahren dürfen sich Küngs Zuchtweibchen zur Ruhe setzen. Dann sind sie immer noch jung genug, um einem anderen Tier den Lebensabend zu verschönern.

Meerschweinchen werden im Durchschnitt etwa sechs bis acht Jahre alt. In ihrer südamerikanischen Heimat leben sie sozial in Gruppen. Schon zwei Meerschweinchen sind laut Züchterin eher ein Kompromiss als artgerechte Tierhaltung. Alleine gehalten werden die Tiere apathisch oder fressen sich fett.

Die Idee zu dem Miet-Service sei ihr vor einigen Jahren gekommen, erläuterte Priska Küng auf ihrer Website: Mehrere Bekannte hielten plötzlich nur noch ein Meerschweinchen, obwohl vorher eine ganze Gruppe bei ihnen gelebt hatte. Sie wollten nun kein neues mehr kaufen, da die Kinder schon groß seien, erklärten die Tierhalter meist.

Für Familien sei ein Leih-Meerschweinchen daher ein guter Weg, um sich vom Haustier zu verabschieden: "Man hängt sein Herz nicht so sehr an ein Tier, von dem man weiß, dass es nur vorübergehend bei einem lebt." Tiere, die zurückgegeben werden, werden übrigens nicht mehr vermietet: "Ein Meerschweinchen ist schließlich kein Wanderpokal", betont die Züchterin.

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