Außenministerium bestätigt: Österreicher in Äthiopien getötet

Außenministerium bestätigt: Österreicher in Äthiopien getötet
Nach dem Tod eines Bankangestellten aus Leonding wird immer mehr Kritik laut: Touristen-Touren im äthiopischen Sperrgebiet seien unverantwortlich.

Ich warte stündlich auf eine Nachricht, dass es dem Gerhard gut geht“, sagte Anneliese H. am Mittwochvormittag in ihrem Haus in Leonding bei Linz. Die schockierende Nachricht, ihr 56-jähriger Ehemann könnte in Äthiopien als Geisel genommen oder getötet worden sein, ließ sie in der Nacht kein Auge zumachen. Sie klammerte sich weiter an den Funken Hoffnung. Doch es gilt als so gut wie sicher, dass Gerhard H. von Banditen erschossen wurde.

Dienstagfrüh hatten Bewaffnete den von einheimischen Polizisten bewachten Jeep-Konvoi angegriffen. Der Oberösterreicher Gerhard H. befand sich in der Gruppe, die im Begriff war, die Schönheit des Vulkans Erta Ale zu bewundern. Beim Angriff wurden er, zwei Deutsche und zwei Ungarn getötet. Zwei Touristen aus Italien und Ungarn wurden angeschossen, neun Urlauber entkamen unverletzt. Zwei Deutsche und zwei Äthiopier wurden offenbar in die Wüste verschleppt.

Seit der Entführung von englischen Diplomaten 2007 müssen rund um den Vulkan Militärs oder Polizisten als Begleitung angeheuert werden. „Mein Eindruck ist allerdings, dass sie nur als sichtbares Zeichen dabei sind, dass die Gebühr gezahlt wurde. Erkennbare Aktionen von denen gibt es nicht“, schildert ein Tourist, der vor einem Jahr dort war.

Unverantwortlich

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Es sei "unverantwortlich", Touristengruppen in die militärischen Sperrgebiete im Nordosten Äthiopiens zu bringen, kritisierte Horst Seidler, Leiter des Departments für Anthropologie der Uni Wien. Während Österreich eine Reisewarnung herausgegeben hat, ist in Deutschland nur von einer "erhöhten Risikolage" die Rede. Darauf beruft sich der Veranstalter.

Der Angriff ist auch ein Politikum zwischen Eritrea und Äthiopien. Die äthiopische Regierung vermutet "von Eritrea ausgebildete Schützen" als Täter – doch dort wird das zurückgewiesen. In der Region sind tatsächlich viele Banden unterwegs, die in die eigene Tasche arbeiten.

Hobbyfotograf

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Der Bankangestellte und Hobbyfotograf Gerhard H. hatte sich jedenfalls am 7. Jänner nach Äthiopien aufgemacht. Am Sonntag hätte er zurückkehren sollen. "Er ist fasziniert von den abgelegensten Ecken der Welt", erzählt seine Gattin Anneliese H. dem KURIER. Seit ein paar Tagen gab es aber keinen Anruf mehr: "Mir war nicht bewusst, dass es dort so gefährlich ist. Hätte Gerhard das gewusst, wäre er nicht dorthingereist."

Der 56-Jährige war mehrfach in Afrika unterwegs. Seine Kollegen in der Oberbank Linz sind erschüttert über die Schreckensmeldungen. H. war Leiter der Kreditabteilung. "Das Ganze ist extrem tragisch. Er war äußerst beliebt und auch fachlich in höchstem Maße kompetent", erzählt eine Arbeitskollegin.

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