Zeman geht mit angeschlagener Gesundheit in die Präsidentenwahl

Milos Zeman.
An Schlagfertigkeit mangelt es Zeman aber nach wie vor nicht.

Zielbewusst und entschlossen tritt Milos Zeman zum Kampf um ein zweites fünfjähriges Mandat als tschechischer Staatspräsident an. Mit vorsichtigem Gang und Gehstock wirkt der 73-Jährige zwar wie ein sehr kranker Mann, dem die Ärzte auch wegen seiner Zuckerkrankheit empfehlen, das Kettenrauchen sowie den Alkoholkonsum einzuschränken. An Schlagfertigkeit mangelt es Zeman aber nach wie vor nicht.

Bonmots, vulgäre Ausdrücke und Beleidigungen an die Adresse seiner Opponenten gehören seit Jahren zur Ausrüstung des ersten direkt vom Volk gewählten Staatspräsidenten. Dies bewies Zeman erneut vor ein paar Tagen, indem er sich bei einer Versammlung anlässlich des bevorstehenden 100. Jahrestages der Gründung der Tschechoslowakei verächtlich über Alexander Dubcek und weitere Protagonisten des "Prager Frühlings 1968" äußerte. Sie hätten sich damals "vor Schreck in die Hose gemacht", sagte Zeman, womit er nicht nur seitens tschechischer, sondern auch slowakischer Politiker Kritik auf sich gezogen hat.

Härtere Worte wählt Zeman in letzter Zeit auch in Hinblick auf die EU. Er bezeichnet sich selbst zwar immer noch als "Euroföderalist" und die EU-Flagge weht weiterhin auf der Prager Burg (im Unterschied zu den Zeiten seines Vorgängers Vaclav Klaus). Allerdings gibt es Themen, in denen Zeman mit Brüssel kaum Einklang findet. Eines davon ist die Flüchtlingspolitik. "Niemand hat Sie hierher eingeladen", ließ Zeman, der für seine islamfeindliche und proisraelische Haltung bekannt ist, kürzlich Einwanderer wissen.

Auch die EU-Sanktionen gegen Russland sind dem tschechischen Staatschef ein Dorn im Auge, weswegen er in Moskau ein willkommener Politiker ist. Jegliche Sanktionen hätten niemals eine Wirkung gezeigt, nicht einmal die amerikanischen gegen Kuba, weil die Familie Castro auch 60 Jahre nach der Revolution an der Macht geblieben sei, argumentiert Zeman.

Abschließend trübt Zemans EU-Sympathien auch die Frage des Euro. Einst befürwortete er die Einführung der Gemeinschaftswährung in Tschechien stark. Jetzt spricht er darüber, dass die EU zunächst "Ordnung machen" und Griechenland aus der Eurozone ausschließen sollte.

In all diesen und auch vielen anderen Fragen bewegt sich Zeman auf derselben Welle wie der von ihm ernannte Regierungschef Andrej Babis von der Protestbewegung ANO. Die Medien reden sogar über ein "Tandem Zeman-Babis". Wie ein erfahrener Schachspieler verhält sich Zeman, um Babis im Sattel des Premiers zu halten, auch wenn dieser nur ein Minderheitskabinett bilden konnte und die Vertrauensabstimmung nächste Woche höchstwahrscheinlich verlieren wird. Zeman verlässt sich offensichtlich auf die Angst kleinerer Parteien vor Neuwahlen und hofft so, dass doch jemand Babis' Kabinett zumindest dulden wird.

Wie Babis ist auch Zeman ein studierter Wirtschaftsingenieur und gilt ebenfalls als Pragmatiker. Zeman spricht Englisch und Russisch. In der Präsidentschaftswahl kann sich der einstige Chef der Sozialdemokraten traditionell auf Linkswähler stützen. Befürworter hat er jedoch auch bei einem Teil der Rechtskonservativen, einschließlich seines Vorgängers Klaus. In die erste Wahlrunde der Präsidentschaftswahl geht Zeman als klarer Favorit, während in der erwarteten Stichwahl alles offen ist.

Zeman war in den Jahren 1968 bis 1970 KP-Mitglied. 1970 wurde er aber ausgeschlossen, weil er mit dem Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen in die damalige Tschechoslowakei nicht einverstanden war. Er ist zum zweiten Mal verheiratet und Vater eines Sohnes aus erster Ehe und einer Tochter aus zweiter Ehe.

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