Zeichen gegen Terror: Tausende bei Halbmarathon in Manchester

Während sechs Tage nach dem Selbstmordanschlag 30.000 Menschen bei einem Halbmarathon teilnahmen, konnte ein weiterer Verdächtiger festgenommen werden.

Zehntausende Sportler und Zuschauer haben in Manchester am Sonntag ein beeindruckendes Zeichen gegen den Terror gesetzt. Sechs Tage nach dem Selbstmordanschlag auf ein von vielen jungen Leuten besuchtes Konzert versammelten sie sich in der englischen Stadt zu einem Halbmarathon.

Mehr als 30.000 Läufer nahmen an der durch ein massives Polizeiaufgebot gesicherten Sportveranstaltung teil. Nach einer Schweigeminute vor dem Start sangen viele zusammen den Oasis-Klassiker "Don't Look Back In Anger" (Schau nicht im Zorn zurück). Einige waren als Feuerwehrmann oder Superheld verkleidet, um den Rettungskräften für ihren Einsatz nach dem Anschlag zu danken.

Zeichen gegen Terror: Tausende bei Halbmarathon in Manchester

Polizei hofft auf Hinweise

Indes veröffentlichte die Polizei Fotos des Attentäters kurz vor seiner Tat; ein weiterer Verdächtiger konnte gefasst werden. Von den Bildern von Überwachungskameras erhoffen sich die Ermittler vor allem Hinweise zu einer Wohnung, in der sich der 22-jährige Salman Abedi vor dem Anschlag aufgehalten haben soll. Auf den beiden Bildern ist ein junger Mann mit Schnurrbart und Brille zu sehen, der eine Kappe, eine schwarze gefütterte Weste sowie Jeans und Turnschuhe trägt.

Zeichen gegen Terror: Tausende bei Halbmarathon in Manchester
Polizei veröffentlichte Foto von Manchester-Attentäter Abedi

Als einen der letzten Orte habe Abedi vor dem Anschlag eine Wohnung im Zentrum von Manchester aufgesucht, erklärte die Polizei. Diese Wohnung sei für die Ermittlungen "äußerst wichtig", weil er wahrscheinlich dort die letzten Handgriffe an seinem Sprengsatz vorgenommen habe.

Anschließend machte Abedi sich auf den Weg zur Manchester Arena. Dort sprengte sich der Brite libyscher Abstammung am Montagabend am Ende eines Popkonzerts der Künstlerin Ariana Grande in die Luft und riss 22 Menschen mit in den Tod. Unter den Opfern sind viele Jugendliche und Kinder.

"Gute Fortschritte"

Die Polizei arbeitet nach eigenen Angaben mit tausend Beamten an dem Fall. Sie habe bereits "gute Fortschritte" gemacht. Schon am Freitag teilte die Polizei mit, dass sie "große Teile des Netzwerks" hinter dem Anschlag zerschlagen habe, das die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) für sich reklamierte.

Am Sonntag nahmen Beamte bei einer Hausdurchsuchung in Osten von Manchester einen weiteren 25-jährigen Verdächtigen fest. Damit befanden sich zwölf Verdächtige in britischem Polizeigewahrsam. In Libyen wurden außerdem der Vater und der Bruder des Attentäters festgenommen.

Nach Angaben der Ermittler war Abedi erst vier Tage vor dem Anschlag aus dem Ausland nach Großbritannien zurückgekehrt. Er war demnach auf den Flughäfen von Istanbul und Düsseldorf zwischengelandet. Woher Abedi ursprünglich kam, teilten die Ermittler nicht mit.

Ein Verwandter Abedis hatte der Nachrichtenagentur AFP allerdings gesagt, der 22-Jährige sei aus Libyen nach Manchester gereist. Nach Geheimdiensterkenntnissen reiste Abedi wahrscheinlich auch nach Syrien. Dort und in Libyen ist der IS aktiv.

Terrorwarnstufe gesenkt

Nach den Ermittlungserfolgen senkte die britische Regierung die Terrorwarnstufe wieder auf die zweithöchste Stufe. Die Sicherheitsbehörden halten einen Anschlag damit weiter für "sehr wahrscheinlich", rechnen aber nicht mehr damit, dass ein Attentat "unmittelbar bevorsteht". Premierministerin Theresa May forderte die Briten aber auf, "weiter wachsam zu bleiben".

Wegen eines langen Wochenendes mit vielen Großveranstaltungen galten zunächst weiter scharfe Sicherheitsvorkehrungen. Nach einem Feiertag am Montag sollen die Soldaten, die nach dem Anschlag an besonders gefährdeten Orten postiert wurden, aber schrittweise wieder abgezogen werden.

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