"Wir müssen die Chance nutzen"

"Wir müssen die Chance nutzen"
UN-Klimakonferenz eröffnete mit "goldener Chance". Die Fronten in Doha sind zu Beginn noch unverändert.

Gastgeber Katar hat zur Eröffnung des UNO-Klimagipfels alle 193 Teilnehmerstaaten dringend zur Zusammenarbeit aufgerufen. "Vor uns liegt eine goldene Chance. Wir müssen sie nutzen", sagte der Vizepremier des Golfstaates, Abdullah bin Hamad Al-Attiyah, zur Eröffnung der zweiwöchigen Konferenz am Montag. Der Klimawandel sei eine gemeinsame Herausforderung aller Staaten.

Geopolitisch komme dieser Klimakonferenz eine ganz besondere Rolle zu, sagte die Chefin des UNO-Klimasekretariats, Christiana Figueres. Erstmals finden die Verhandlungen in einem arabischen Land statt. Damit biete sich der Golf-Region eine unvergleichliche Weltbühne, um ihr Energiewachstum nachhaltiger zu gestalten und eine stärkere und sicherere Energieversorgung für alle Staaten auf den Weg zu bringen.

Das Gas- und Ölland Katar hat den höchsten Pro-Kopf-Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase weltweit. "Wir sollten uns aber nicht auf die Pro-Kopf-Emissionen konzentrieren", sagte Al-Attiyah. Vielmehr gehe es um die Gesamtemissionen einzelner Länder, sagte er und verwies auf nationale Klimabemühungen Katars, etwa bei der Solarenergie und der Forschung zur CO2-Abscheidung. "Wir glauben daran, dass Technologie die Probleme lösen wird." Katar sei der richtige Ort für die Klimaverhandlungen.

Positionen festgefahren

Doch die Positionen der Länder scheinen sich zum Beginn der Konferenz nicht geändert zu haben. Bei der Frage nach der Verantwortung der USA bei der Reduktion der weltweiten CO2-Emissionen verwies der Vertreter aus Washington auf die Verantwortung aller Staaten - und sprach von "wichtigen neuen Akteuren". Die USA seien für weniger als 20 Prozent der weltweiten Emission verantwortlich, Spitzenreiter sei China mit über 25 Prozent.

China rief dagegen die Industriestaaten auf, eine Vorreiterrolle bei der Reduzierung des CO2-Ausstoßes einzunehmen. "Wir haben bereits ehrgeizige Schritte ergriffen, um die Emissionen zu senken", sagte ein Vertreter der chinesischen Delegation.
 

Im Folgenden die Verhandlungspositionen der großen Treibhausgas-Produzenten.

EU: Die EU bekennt sich trotz des Auslaufens des Kyoto-Klimavertrages in diesem Jahr zu weiteren Klimazielen. Bis 2020 soll der Ausstoß von Treibhausgas um 20 Prozent gegenüber 1990 reduziert werden. 30 Prozent sind angepeilt, wenn sich andere große Staaten selber Ziele setzen. Eine einseitige Erhöhung auf 30 Prozent ist in der EU umstritten.

Die EU wäre bereit den Kyoto-Vertrag, an dem sich in erster Linie die Industriestaaten zu Reduktionen verpflichtet hatten, zu verlängern. Dies ist aber wegen des Widerstandes anderer Staaten nicht in Sicht.

CHINA: Der weltgrößte CO2-Produzent lehnt bisher international verbindliche Zusagen ab. Das Land will aber seine Kohlendioxid-Intensität in der Industrie um bis 40 bis 45 Prozent bis 2020 reduzieren. Das Wirtschaftswachstum würde aber so den Gesamtausstoß weiter erhöhen. China verweist wie Indien auf die Verantwortung der Industriestaaten für das bereits in der Atmosphäre eingelagerte CO2.

INDIEN:
Will die Kohlenstoff-Intensität um 20 bis 25 Prozent reduzieren. Sperrt sich wie China gegen internationale Zusagen und verweist auf Verantwortung der Industriestaaten.

USA: Haben zwar den Kyoto-Vertrag mit ausgehandelt, aber nie ratifiziert. Präsident Barack Obama will die Emissionen bis 2020 um 17 Prozent unter das Niveau von 2005 senken. Auch dies ist vom Senat noch nicht gebilligt. Die USA erwarten von China und Indien als schnell wachsenden Wirtschaften international verbindliche Zusagen. Dies ist seit Jahren der wesentliche Grund für die Blockade bei den Verhandlungen.

RUSSLAND: Das Land hat zugesagt, bis 2020 seinen Ausstoß zwischen 15 und 25 Prozent unter dem Niveau von 1990 zu halten. Dies würde aber einen Anstieg gegenüber heute bedeuten. Eine Verlängerung des Kyoto-Abkommens, das von Russland praktisch keine Minderung abverlangt hatte, lehnt das Land als ineffektiv ab.

JAPAN:
Wenn es von anderen Ländern Zusagen gibt, will das Land seinen Ausstoß bis 2020 um 25 Prozent gegenüber 1990 senken. Eine Verlängerung des Kyoto-Protokolls wird abgelehnt.

KANADA: War bereits 2011 vom Kyoto-Vertrag zurückgetreten, da es hohe Strafzahlungen vermeiden wollte. Seine Verpflichtungen hätte das Land nicht eingehalten, da es stark auf die Förderung von Ölsanden setzt, was mit einem hohen CO2-Ausstoß verbunden ist.
 

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