Wiener Slav AG befürchtet Kontosperren

Ex-Präsident Janukowitsch führt die Sperr-Liste an
Slav-Eigentümer Sergej und Andrej Kljujew stehen auf schwarzer Liste der EU.

Die Europäische Union machte am Donnerstag mit den wirtschaftlichen Sanktionen gegen die frühere ukrainische Führung um Ex-Präsident Viktor Janukowitsch ernst. Sie verordnete Kontosperren gegen 18 ukrainische Politiker und Oligarchen – aus zwei Gründen: Verdacht auf Menschenrechtsverletzungen und auf Veruntreuung staatlicher Vermögenswerte. Damit ist aber die österreichische Sperrliste, die vergangene Woche in Kraft trat, Makulatur. "Die EU-Sanktionsliste hat Vorrang", sagt Martin Weiss, Sprecher des Außenministeriums.

Drei prominente Unternehmer

Auf der neuen Ukraine-Liste finden sich auch drei prominente Unternehmer: Sergej Kurtschenko, Sergej Kljujew und Alexej Asarow. Jung-Oligarch Kurtschenko ist Herr über die Vetek-Gruppe, die 30 Prozent Marktanteil am Gashandel in der Ukraine hat. Ihm gehören der Fußballklub Metalist Charkow und Tankstellen in Deutschland. Zu seiner Medienholding UMH zählt die ukrainische Ausgabe des Magazins Forbes. Kurtschenkos Österreich-Connection liegt bisher im Dunkeln.

Indes sind Sergej Kljujew und Alexej Asarow Wahl-Wiener. Asarow, Sohn des Ex-Premiers, hat schon vor Jahren seine Zelte in Wien-Pötzleinsdorf aufgeschlagen. Seiner Familie soll über eine Wiener Gesellschaft eine Fabrik in Donezk gehören und hierzulande Immobilien besitzen. Sergej Kljujew und seinem Bruder Andrej gehört die Wiener Slav-Gruppe. Die Slav AG weist im Geschäftsjahr 2012 rund 356 Millionen Euro Eigenkapitel aus. Dem Vernehmen nach schätzt Sergej Kljujew, der in einer Wienerwald-Gemeinde wohnt, den Abschlag im Golfclub Fontana in Ebreichsdorf und das edle Lebensmittel-Sortiment vom Meinl am Graben.

"Wir sind von möglichen Sanktionen gegen unser Unternehmen noch nicht informiert worden", teilte die Slav AG dem KURIER am Donnerstag mit. "Angesichts der Tatsache, dass unsere Eigentümer auf dieser Liste angeführt sind, müssen wir davon ausgehen, dass dieses Thema auf uns zukommen wird." Im Fall einer Sperre der Konten, heißt es weiter, würden den rund 4000 Mitarbeitern in den Produktionsbetrieben in der Ukraine "keine Gehälter mehr ausbezahlt werden können".

Die Slav AG will belegen, "dass die Eigentümer seit 2006 keine operative Funktion und auch kein Aufsichtsratsmandat in der SLAV AG haben" und an diese seit ihrer Gründung keine Dividenden ausgeschüttet wurden.

"Die im Amtsblatt der EU veröffentlichte Verordnung sieht aus unserer Sicht vor, dass das laufende Geschäft weitergeführt werden kann, aber keine neuen Geschäfte abgeschlossen werden dürfen", heißt es in der Stellungnahme der Slav AG weiter. "In diesem Sinne werden wir aus derzeitiger Sicht betroffen sein." Nachsatz: "Im Fall einer restriktiveren Auslegung würde zum Beispiel die Sperre der Konten die rund 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Produktionsbetrieben in der Ukraine am stärksten treffen, da keine Gehälter mehr ausbezahlt werden können."

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