Wieder Tote bei Protesten in der Türkei

In Istanbul wurden Barrikaden errichtet
Nach Wiederaufflammen der Anti-Erdogan-Bewegung ist die Gewalt wieder eskaliert.

In der Türkei brennen wieder die Barrikaden: Der Tod eines im Sommer von Polizisten schwer verletzten Jugendlichen hat die neue Protestwelle ausgelöst. Nach einem Einsatz gegen die regierungskritischen Demonstranten ist am Mittwoch ein Polizist an einem Herzinfarkt gestorben. Der 30-Jährige sei in der östlichen Stadt Tunceli mit Tränengas in Berührung gekommen, berichtete die Nachrichtenagentur Dogan unter Berufung auf ein Krankenhaus. Die Tageszeitung "Hürriyet" berichtete zudem von einem etwa 20-jährigen Mann, der in Istanbul bei einer Prügelei unter Demonstranten ums Leben gekommen sei. Die Polizei sei nicht beteiligt gewesen.

Die Bereitschaftspolizei setzte am Mittwoch abermals Tränengas und Wasserwerfer gegen zehntausende Demonstranten ein, die zur Beisetzung des 15-jährigen Berkin Elvan in Istanbul gekommen waren. Schon am Vorabend waren laut Medienberichten bei landesweiten Kundgebungen 20 Demonstranten verletzt worden. Auch in Ankara setzten Sicherheitskräfte Wasserwerfer und Tränengas ein.

Berkin Elvan hatte sich vor neun Monaten auf dem Weg zum Bäcker befunden, als er zwischen die Fronten geriet und von einer Tränengasgranate der Polizei am Kopf getroffen wurde. Am Dienstag starb er nach 269 Tagen im Koma in einem Krankenhaus in Okmeydani. Das Schicksal des Burschen wurde zum Symbol für das harte Vorgehen gegen Gegner des rechtskonservativen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan, der derzeit auch wegen eines Korruptionsskandals stark unter Druck steht.

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