Weitere Eskalation zwischen Kurden und Bagdad

Die irakische Armee rückt in der Region Kirkuk vor – begleitet von schweren Kämpfen.

Im Nordirak stehen einander derzeit zwei hochgerüstete Armeen gegenüber – und sie beginnen damit, ihre Waffen immer öfter gegeneinander einzusetzen.

Der Konflikt zwischen der irakischen Zentralregierung in Bagdad und der Kurdischen Autonomie (KRG) im Norden des Landes, die nach Unabhängigkeit strebt, spitzte sich am Freitag einmal mehr dramatisch zu.

Irakische Einheiten setzten zum Sturm auf die Stadt Altun Kupri an. Es kam zu schweren Gefechten zwischen den Peschmerga, den Einheiten der KRG und irakischen Kräften – allen voran schiitischen Milizen, die zwar formell unter dem Kommando der irakischen Regierung stehen, jedoch mehr ihrem Geldgeber, dem Iran, verpflichtet sind.

Dabei setzten beide Seiten Artillerie und schwere Panzerabwehrwaffen ein. Mindestens 30 Peschmerga sollen bei den Kämpfen getötet worden sein. Zahlreiche Häuser und Geschäfte sollen laut Angaben von Human Rights Watch sowie der UNO von den vorrückenden irakischen Verbänden geplündert oder niedergebrannt worden sein.

Die traurige Ironie an der Sache: Sowohl die irakische Armee als auch die Peschmerga waren in ihrem Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" von vielerlei Seiten großzügig mit Waffen unterstützt worden. Dazu zählen gepanzerte Fahrzeuge und panzerbrechende Boden-Boden-Lenkwaffen. Solche Waffen kamen auch bei den gegenwärtigen Gefechten zum Einsatz.

Öl-Region Kirkuk

Zu Wochenbeginn hatten die irakischen Kräfte eine Offensive gegen kurdische Stellungen begonnen. Zahlreiche Positionen waren dabei von den Peschmerga kampflos aufgegeben worden.

Mit der Stadt Altun Kupri befindet sich jetzt die gesamte zuvor von Peschmerga kontrollierte Region Kirkuk unter der Kontrolle Bagdads. Die Region ist vor allem wegen ihrer Öl-Quellen von strategisch großer Bedeutung.

Unter Peschmerga-Kontrolle gekommen waren Kirkuk wie auch weite Gebiete anderer Regionen im Zuge des Vormarsches der Terrormiliz "Islamischer Staat", nachdem die irakische Armee völlig kollabiert war.

Formell zählen diese Gebiete wie etwa Kirkuk oder Teile von Dijala und Ninive laut irakischem Recht aber nicht zur KRG. Das Referendum über die Unabhängigkeit der KRG fand in diesen Regionen aber statt.

Die Frage ist, ob die irakischen Kräfte an den Grenzen der KRG halt machen oder ihren Vormarsch fortsetzen.

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