USA

Erdbeben für konservativen Parteiflügel

Bei den Vorwahlen der Republikaner überraschte der Politneuling der Tea-Party-Bewegung.

Fünf Monate vor den US-Kongresswahlen hat der Mehrheitsführer im US-Repräsentantenhaus, Eric Cantor, bei den Vorwahlen der Republikaner eine schwere Niederlage erlitten. Der zum konservativen Parteiflügel zählende Cantor verlor am Dienstag im Kreis Richmond im Bundesstaat Virginia deutlich gegen den eher unbekannten Kandidaten Dave Brat. Dieser gehört der ultrakonservativen Tea-Party-Bewegung an.

Politstar verlor gegen Politik-Neuling

Cantor gestand im Gespräch mit CNN seine Niederlage ein. "Es ist zwar enttäuschend, aber ich glaube an dieses Land. Ich glaube, dass hinter der nächsten Ecke für uns alle eine Chance wartet." Der 51-Jährige war einer der Politstars der Republikaner. Er galt als möglicher Nachfolger für den Vorsitzenden des Abgeordnetenhauses, John Boehner.

Sein erfolgreicher Widersacher ist Wirtschaftsprofessor und Politik-Neuling. Brat hatte Cantor im Wahlkampf vorgeworfen, konservative Ansichten nicht genügend zu vertreten und beim Thema Einwanderung nicht hart genug zu sein.

Vier Millionen vs. 200.000 Euro

Als Favorit galt Cantor auch deshalb, weil er im Rennen um das Ticket für die Kongresswahl 5,4 Millionen Dollar (3,99 Mio. Euro) Wahlkampfspenden erhielt, während es Brat gerade mal auf etwa 200.000 Dollar (rund 148.000 Euro) brachte.

Mit der Niederlage von Cantor und dem Sieg eines Tea-Party-Kandidaten werden nach Einschätzung der New York Times Fortschritte in Richtung einer dringend notwendigen Einwanderungsreform deutlich erschwert. Im Kern geht es darum, fast zwölf Millionen illegalen Arbeitern, die zumeist seit Jahren im Land leben, einen Weg in die Legalität zu ebnen.

CNN: "Politisches Erdbeben"

Die Tea Party hat sich nach einer Reihe von Niederlagen im Vorwahlkampf jetzt eindrucksvoll zurückgemeldet. Der Sender CNN sprach von einem "politischen Erdbeben". Brats Erfolg dürfte der ideologisch stark ausgerichteten Tea-Party-Bewegung neuen Auftrieb geben, sagte CNN-Expertin Dana Bash in einer ersten Analyse. Eine erhoffte Annäherung der Tea Party an gemäßigtere Positionen sei damit auch erst einmal vom Tisch.

Politikprofessor Larry Sabato von der University of Virginia sprach in der Zeitung "Richmond Times-Dispatch" von einer der größten Wahl-Überraschungen in der jüngeren US-Politik. Cantors Niederlage sei ein "apokalyptischer Moment" für das Establishment der Republikaner, sagte der konservative Autor Brent Bozell.

Die Parteispitze wollte nach der verheerenden Niederlage bei der Präsidentenwahl 2012 den Einfluss der Tea Party eigentlich zurückdrängen. Viele Experten führten die Wiederwahl Obamas auch darauf zurück, dass die Tea Party mit ihrer Blockadehaltung und den ultrakonservativen Ansichten Wähler in der Mitte und insbesondere Minderheiten verprellte.

In den USA finden im November Kongresswahlen statt. Bei den Vorwahlen geht es darum, wer für die Abstimmung im November aufgestellt wird.

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