Michelle Obama: Stilikone oder Midlife-Crisis?

U.S. first lady Michelle Obama dances on stage with school children during an event to bring physical activity back to schools, hosted by the American Alliance for Health, Physical Education, Recreation and Dance (AAHPERD) and the Alliance for a Healthier Generation in Chicago, Illinois, February 28, 2013. REUTERS/Jeff Haynes (UNITED STATES - Tags: POLITICS EDUCATION HEALTH)
Amerikas First Lady spaltet mit ihren Stirnfransen die Nation.

Im April ist Michelle Obama zum zweiten Mal Michelle Obama Covergirl der amerikanischenVogue. Im blau-violetten Kleid lächelt sie zu Ostern von Amerikas Zeitungsständen. "Endlich haben wir wieder eine Stilikone wie Jackie Kennedy", jubeln die einen. Andere runzeln hingegen die Stirn. Erst mit jugendlichem Pony, dann als Oscarqueen und nun das. "Was ist mit der Frau unseres Präsidenten los?", fragen sie. Die Antwort gab Michelle Obama in einer Fernsehshow: "Das ist meine Midlife-Crisis", scherzte sie im Gespräch mit US-Talkmasterin Rachael Ray im Februar. Schließlich sei ihr ein Sportflitzer ebenso verwehrt wie ein waghalsiger Bungee-Sprung, erklärte die 49-Jährige weiters in der Rachael Ray Show des Senders ABC-News.

Das Austoben auf der Titelseite eines Modemagazins hingegen nicht: Im Kleid eines ihrer Lieblingsdesigner, Reed Krakoff, ließ sich FLOTUS - wie die First Lady of the United States im Protokoll heißt - von Starfotografin Annie Leibovitz ablichten. Vor grünem Hintergrund strahlt sie mit durchtrainierten Armen und dem Pony, der seit der zweiten Amtseinführung ihres Mannes zum Hit in den Friseursalons wurde. "Michelle Obama - Wie die First Lady und der Präsident Amerika inspirieren", nannte dieVoguedie Story ihres Titelstars, der dem Magazin schon einmal im Jahr 2009 Modell gestanden hat.

Von Liegestützen und Oscar-Glamour

Das First Couple spricht darin über seine 20-jährige Ehe und Kindererziehung. "Unser Job ist es vor allem, unsere Familie zusammenzuhalten", erklärt die Mutter der elfjährigen Sasha und der 14-jährigen Malia. Und natürlich geht es in dem Gespräch auch um Mode. "Wenn du dich in deinen Kleidern wohlfühlst, fällt es dir auch leichter, auf Menschen zuzugehen", sagt Obama.

Vorbei die Zeiten, in denen sie brav neben Bibo in der Sesamstraße für Öko-Salatgurken warb. Beim "Mom Dance" beispielsweise schwingt sie in der NBC-Late Night-Show die Hüften. Mit Showmasterin Ellen DeGeneres liefert sie sich vor laufenden Kameras einen Liegestütz-Wettbewerb. Für ihre Fitnessinitiative "Let's Move" sprintet sie durch die Nation. Als glamouröses Oscar-Sternchen überrascht sie Hollywood. Und nun glänzt sie auf dem prestigeträchtigen Titel des Mode-Magazins.

Nation gespalten

"Eine First Lady darf doch kein Glamourgirl sein", urteilt eine Verkäuferin in einem Washingtoner Vorort. "Will sie ihrem Mann die Show stehlen?" Eine Lehrerin aus San Francisco wiederum mag Obamas spritzigen Lebensstil. "Auch wenn mir nicht klar ist, was dahinter steckt. Vielleicht einfach ihr sprudelndes Wesen", meint Pat Kuchta. "Wow, schau dir diese Arme an!", war hingegen die erste Reaktion von Celia Summers, einer Juristin aus Washington vor dem Zeitungsstand eines Supermarktes. An eine Midlife-Krise glaube sie nicht. "Michelle Obama ist genau da, wo sie sein will. Neben Oprah Winfrey ist sie die einflussreichste schwarze Frau der Welt."

Gelassener sieht es Amerikas First Lady-Expertin Myra Gutin. "Ich glaube, dass viele diese Veränderung in Michelle Obama hinein interpretieren", meint die Buchautorin und Professorin der Rider University in Lawrenceville (New Jersey). "Weil jetzt ihre zweite Amtszeit angebrochen ist, meinen sie zu beobachten, dass sie sich freier bewegt. Doch das hat sie von Anfang an getan." Michelle Obama habe seit Beginn eine enorme Vorbildfunktion gehabt. "Außerdem ist sie jünger als die meisten anderen Präsidentenfrauen - und unglaublich aktiv."

Politische Ambitionen

Das Magazin The Atlantic wollte bereits nicht ausschließen, dass sie selber in die Politik gehen könnte, wenn ihr Mann 2016 aus dem Amt scheidet. "Die First Lady hat drei wichtige Dinge für eine eigene politische Zukunft: die Popularität, die Fähigkeit, die Chance." Sie hätte gute Chancen, würde sie für ihren Heimatstaat Illinois in den Senat ziehen, mutmaßte auch das Web-Magazin salon.com. Damit würde sie dem Beispiel der Hillary Clinton folgen, die nach ihrem Auszug aus dem Weißen Haus bekanntlich erfolgreich für den New Yorker Senat kandidierte. "Bisher zeigt Michelle Obama keine Ambitionen", meint dagegen First Lady-Expertin Gutin. Doch ihre Hand würde sie dafür nicht ins Feuer legen: "In einem Interview 1995 hat Hillary Clinton auch gesagt, dass sie sich nicht vorstellen kann, ein politisches Amt zu bekleiden. Wir wissen, wie es ausging."

"Nasses Schießpulver" von Iran

Michelle Obamas Oscar-Auftritt hat übrigens ein Nachspiel: Der Iran reagierte im Streit um den US-Polit-Thriller "Argo" mit einer Gegenauszeichnung für die First Lady. Sie hatte "Argo" in der Oscar-Nacht als Besten Film bekannt gegeben, was Teheran als ein Zeichen der "Feindschaft mit dem Iran" auslegte. Wie die Nachrichtenagentur Fars am Freitag meldete, wollen die Basidsch, die paramilitärische Abteilung der iranischen Revolutionsgarden, am Ende ihrer diesjährigen Kunstfestspiele Obama den ironischen Preis "Nasses Schießpulver" verleihen. Die Auszeichnung soll angeblich die Nutzlosigkeit ihres Engagements für "Argo", den Teheran als "Anti-Iran-Film" bezeichnet, symbolisieren. Der Chef der Kunstfestspiele, Ahmad Esfandari, lud dazu die Botschafterin der Schweiz, die im Iran die diplomatischen Interessen der USA vertritt, ein, um den Preis entgegenzunehmen.

"Argo" erzählt von der spektakulären Befreiung von US-Geiseln durch die CIA 1980 im Iran. Teheran hatte mehrmals die Produktion des Films und die Vergabe diverser Preise, darunter des Oscars, als politisch motiviert verurteilt und mit Gegenmaßnahmen gedroht. Dazu gehören die Produktion eines Gegenfilms und das Einreichen einer Klage gegen die Produzenten des Films, Grant Heslov, Ben Affleck und George Clooney.

First Lady mit Sendungs- und Modebewusstsein

- von Christine Scharfetter

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