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Viktor Orban warnt vor Millionen Migranten
Ungarischer Premier drängt Wien, die Grenzen wieder dicht zu machen.
09/06/2015, 09:10 PM
Der national-konservative ungarische Regierungschef Viktor Orban denkt nicht an einen Kurswechsel in seiner Flüchtlingspolitik. Im Gegenteil, eine Strategieänderung fordert er von Wien und Berlin. In einem Interview mit dem ORF drängte er Österreich und Deutschland, die Grenzen wieder dicht zu machen. Die beiden Länder sollten dies umgehend tun und "klar sagen", dass keine weiteren Migranten mehr aufgenommen werden, denn ansonsten würden "mehrere Millionen" Menschen nach Europa kommen, so Viktor Orban.
Wirtschaftsflüchtlinge
Die Einreise in die EU ohne Papiere entspreche nicht den Regeln, trotzdem habe Österreich die Migranten ungehindert einreisen lassen, kritisierte Orban. Ein Großteil von ihnen seien Wirtschaftsflüchtlinge. Ungarn habe ausreichend "finanzielle und polizeiliche Kraft", für alle Schutzsuchenden Verpflegung und Unterkunft zur Verfügung zu stellen – doch würden alle nach Deutschland wollen. "Das Problem liegt nicht auf unserer Seite", sagte der Premier.
Der ungarische Außenminister Peter Szijjarto kann vor allem die Kritik von Kanzler Werner Faymann an der Flüchtlingspolitik seines Landes "nicht nachvollziehen". Einerseits ermahne Faymann Ungarn, "die Flüchtlinge nicht nach Österreich durchzuwinken und alle zu registrieren", anderseits kritisiere er den Bau des Grenzzaunes, sagte Szijjarto gegenüber dem Standard "Man sollte sich entscheiden, was man will: Sollen wir die Grenzen nun schützen oder alle durchlassen?"
Drei Transit-Zonen
Für Ungarn habe der Schutz der Grenzen "oberste Priorität", so Szijjarto. "Für uns bedeutet Solidarität, dass wir unsere Grenzen verteidigen, um den Druck von uns allen zu nehmen", deshalb schütze man den Schengenraum.
Die technische Sperre zu Serbien sei soeben erst fertiggestellt worden, jetzt soll eine höhere Sicherheitssperre errichtet werden. "Das Ziel mit dem Zaun ist es, die Migranten zu den legalen Grenzstellen zu führen", führte der ungarische Außenminister weiter aus. Zudem sollen Menschen in "drei Transitzonen an der serbischen Grenze" Asylanträge stellen können.
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