Auch Verbündete gehen auf Distanz

Die Proteste gegen Maduro halten an, in Valencia, der drittgrößten Stadt, meuterten Soldaten.
Präsident Maduro führt sein Land in die Isolation.

Und wieder schließt sich ein internationales Tor für Venezuela: Nach der konstituierenden Sitzung der vom sozialistischen Präsidenten Nicolas Maduro angeordneten und hoch umstrittenen Verfassungsgebenden Versammlung in Caracas hat das südamerikanische Staatenbündnis "Mercosur" die Konsequenzen gezogen und Venezuela bis auf weiteres ausgeschlossen. Die Entscheidung hat vor allem symbolischen Wert. Venezuela wollte bis zuletzt diese Entwicklung verhindern.

Zu einer Sitzung in Buenos Aires vor einigen Wochen hatte Maduro seinen damalige Außenministerin Delcy Rodriguez entsandt, obwohl Venezuela ausdrücklich nicht eingeladen war: "Wenn wir nicht durch die Tür kommen, gehen wir durch das Fenster", polterte Maduro damals. Rodriguez, seit Sonntag Präsidentin der Verfassungsgebenden Versammlung, versuchte sich daraufhin gewaltsam Zutritt zu verschaffen. Die Polizeibeamten verwehrten ihr aber den Zutritt.

Die gewünschten Bilder gab es für das linientreue staatliche venezolanische Fernsehen: Rodriguez inszenierte sich als Opfer, Maduro sprach davon, seiner Chefdiplomatin sei das Nasenbein gebrochen worden. Am nächsten Tag präsentierte sich Rodriguez wieder den Medien. Unverletzt.

Es bleiben wenige Freunde

Außenpolitisch bleiben dem Land innerhalb Lateinamerikas nur noch wenige Verbündete: Kuba, der engste ideologische Verbündete, ist das Modell, dem venezolanische Sozialisten nacheifern. Kubanische Geheimdienstspezialisten unterstützen zudem die Sozialisten bei der Kontrolle der Opposition. Auf Kuba gibt es nur eine einzige Partei, jegliche politische Opposition ist verboten. In diese Richtung marschiert auch das neue Venezuela.

Nicaragua, dessen sandinistischer Präsident Daniel Ortega bei der letzten Wahl den Kandidaten der Opposition gerichtlich ausschalten ließ, gratulierte Maduro zu seinem innenpolitischen Erfolg. Und Bolivien: Dort strebt der sozialistische Präsident Evo Morales trotz eines verlorenen Volksentscheids über eine Verfassungsänderung eine erneute Kandidatur an. Der Rest des Kontinents ist entsetzt: Selbst die Linksregierungen in Chile oder Uruguay gehen auf Distanz zu Venezuela und auch Ecuador, lange Jahre ein treuer Verbündeter von Maduro, reagierte irritiert.

In der Armee rumort es

Derweil rumort es in der eigenen Armee. Immer mehr Angehörige der Sicherheitskräfte weigern sich, die Massenproteste mit Gewalt in Schach zu halten. Am Sonntag kam es in einer Kaserne zu einem Aufstand, dessen Hintergründe noch unklar sind. Es gab mindestens zwei Tote und mehrere Festnahmen. Maduro sprach von einem aus Kolumbien und den USA gesteuerten Terroranschlag. Im ganzen Land verbreiteten sich Gerüchte, dass das Militär rebellieren wolle.

Er werde die abtrünnigen Militärs mit aller Härte bestrafen, so Maduro. Eine Warnung an all jene Kräfte, die es künftig wagen, gegen die in allen Meinungsumfragen abgestürzten Sozialisten bewaffneten Widerstand zu üben.

Vielleicht ist die Drohung aber auch der Auftakt zum Bürgerkrieg. Die internationale Staatengemeinschaft drängt derweil weiter auf einen Dialog zwischen den Lagern. Italien bringt Papst Franziskus ins Spiel, doch dessen Position ist geschwächt. Feste Zusagen, die die Regierung in der ersten vom Vatikan vermittelten Verhandlungsrunde über den Jahreswechsel gegenüber der Opposition machte, wurden nicht eingehalten. Der Appell, die Verfassungsgebende Versammlung auszusetzen, den das Kirchenoberhaupt am Freitag an die venezolanische Regierung sandte, verhallte ungehört. Auch das Wort des Papstes hat offenbar kein Gewicht mehr.

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