Mehr Verständnis, Verbote bleiben

Papst Franziskus will bei den Gläubigen das Vertrauen in die Institution Familie wieder stärken.
Nach einer Befragung der Gläubigen greift ein Arbeitspapier heikle Themen wie Verhütung auf.

Der Kirchen-Basis wurde auf den Zahn gefühlt: Die Ergebnisse der Glaubensbefragung mündeten in ein Arbeitspapier, das heikle Themen von Verhütungsverbot, Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen bis hin zur Homo-Ehe behandelt.

Die Kluft zwischen der Glaubenslehre des Vatikans und des gelebten Alltags von Gläubigen ist im deutschsprachigen Raum bekanntermaßen groß. Das wurde bei der vom Vatikan in Auftrag gegeben Glaubensbefragung bestätigt. Die Auswertungen der weltweit an Bischöfe verschickten Fragebögen sind in das 85 Seiten lange Arbeitspapier "Instrumentum Laboris" eingeflossen, das am Donnerstag von Kardinal Lorenzo Baldisseri vorgestellt wurde. Die Ergebnisse dienen als Grundlage für die außerordentliche Bischofssynode im Oktober in Rom.

Das Themenspektrum, das für Diskussionsstoff sorgt, ist breit gestreut: Angefangen vom Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen, Patchwork-Familien, unehelichen oder gleichgeschlechtlichen Partnerschaften bis hin zur Frage der Geburtenkontrolle. Zu große Erwartungen an eine radikale Reform bei diesen heiklen Themen werden bereits im Vorfeld gedämpft.

Viele Scheidungen

Das Ziel der Synode im Oktober vergleicht Kardinal Schönborn mit einer Bestandsaufnahme der Tatsachen: So dürfe man "keine pastoralen Handreichungen" erwarten, sondern eine nüchterne Erhebung der Situation von Ehe und Familie im 21. Jahrhundert.

Sorgen bereiten der Kirche vor allem die steigenden Scheidungszahlen und die Auflösung der Institution Familie. Als Lösung denke man laut Vatikan-Papier daran, Jugendliche weit vor dem heiratsfähigen Alter mit dem "tiefen anthropologischen" Sinn der Ehe vertraut zu machen.Der Wunsch nach einer stabilen Familie sei nach wie vor groß, so das Schreiben: Jugendliche würde Ehepaare, die auch im hohen Alter einander in Liebe und Treue verbunden sind, als Vorbilder nehmen.

Das Thema um die Wiederzulassung zu den Sakramenten von wiederverheirateten Geschiedenen hat vor allem in Europa und in den USA Bedeutung. Eine Wiederzulassung zur Kommunion scheint jedoch derzeit unrealistisch. Wie bei den anderen "heißen Eisen" wird es auch in dieser Frage zu einem Tauziehen zwischen konservativen und liberalen Kräften innerhalb des Vatikans kommen.

Zahlreiche Gläubige empfinden, so das Arbeitspapier, die "moralische Wertung der unterschiedlichen Methoden der Geburtenregelung" als eine Einmischung in das Intimleben. Und das dürfte auch so bleiben. Denn laut Papier wird weiter auf dem Verbot von Pille und Kondom beharrt.

Verständnis, jedoch kein Entgegenkommen ist bei gleichgeschlechtlichen Partnerschaften zu erwarten. Viele Gläubige äußern sich "zugunsten einer respektvollen und nicht verurteilenden Haltung gegenüber Homosexuellen, sowie zugunsten einer Seelsorge, die sie annimmt". In der Weltkirche gäbe es heute "noch keinen Konsens hinsichtlich der konkreten Art und Weise", wie Menschen in homosexuellen Verbindungen anzunehmen sind.

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