Vatikan erkennt Palästina als einen Staat an

Die Unterzeichnung eines Staatsvertrages zwischen Vatikan und Palästina steht unmittelbar bevor.

Ein neues Kapitel wird in der Beziehung zwischen Vatikan und Palästina aufgeschlagen: In einem bilateralen Abkommen, das in Kürze unterzeichnet wird, erkennt der Vatikan Palästina ausdrücklich als Staat an. Morgen, Samstag, empfängt Papst Franziskus Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas zu einer Audienz. Bisher haben weltweit 135 Länder Palästina als souveränen Staat anerkannt.

In dem "Vatikan Palästina-Abkommen", das auf Vereinbarungen aus dem Jahr 2000 basiert, werden Einzelheiten des Status der katholischen Kirche in Palästina geregelt. Dabei wird der katholischen Minderheit – rund fünf Prozent der mehrheitlich muslimischen Bevölkerung – Religionsfreiheit zugesichert. Auf die Frage, ob das Abkommen Modell für Verträge mit anderen muslimischen Ländern stehen könnte, zeigte sich der Vizeaußenminister" im Vatikan, Antoine Camilleri, zuversichtlich: "Da es sich in diesem Fall um die Präsenz der katholischen Kirche in dem Land handelt, in dem das Christentum geboren wurde, hat das Abkommen eine besondere Bedeutung", so der Vatikandiplomat. Aber die Religionsfreiheit könnte künftig auch in muslimischen Ländern berücksichtigt werden. Das Abkommen zeige, dass eine Anerkennung der Religion auch dann vereinbar sei, wenn die Mehrheitsbevölkerung einen anderen Glauben ausübe.

Zwei Heilige

Ein weiteres historisches Ereignis steht am Sonntag auf dem Petersplatz auf dem Programm: Der Papst wird zwei Ordensfrauen aus Jerusalem und Bethlehem, heiligsprechen. Die beiden Nonnen werden die ersten palästinensischen Heiligen der Neuzeit sein. Kirchenvertreter betonen die historische Bedeutung der Heiligsprechung der Ordensfrauen Mariam Bawardi aus Bethlehem und Marie Alphonsine Ghattas aus Jerusalem. Die beiden Heiligen dürften vor allem für arabische Christen rasch zu Fürsprecherinnen für Frieden im Heiligen Land werden.

Enttäuscht reagiert Israel auf die Entscheidung des Vatikans: Das Abkommen werde nicht dazu beitragen, Palästinenser zu Friedensverhandlungen im Nahen Osten zurückzubringen.

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