Iran-Konflikt: USA könnten eigene Drohne abgeschossen haben

Gestern vermeldeten die USA den Abschuss einer iranischen Drohne. Allerdings wird diese nicht vermisst.

Die USA wollen gestern eine iranische Drohne abgeschossen haben. Nur über deren Ursprung wird nun gerätselt. Der Iran vermisst nämlich offenbar keine.

Die USA könnten demnach nach Angaben des iranischen Vize-Außenministers Abbas Araqchi "irrtümlich" eine eigene Drohne über der Straße von Hormuz abgeschossen haben. Der Iran habe keine Drohne verloren, begründete Araqchi seine Einschätzung am Freitag im Kurzbotschaftendienst Twitter.

Trump verkündete Abschuss

US-Präsident Donald Trump hatte dagegen gesagt, die "USS Boxer" habe am Donnerstag eine iranische Drohne abgeschossen, die dem US-Kriegsschiff "sehr, sehr nahe" gekommen sei.

Konter auf Twitter

"Wir haben keine Drohne verloren, weder in der Straße von Hormuz noch anderswo", schrieb Araqchi. Er fürchte deshalb, die "USS Boxer" habe ihre eigene Drohne abgeschossen. Bereits am Donnerstag hatte der iranische Außenminister Mohammad Javad Zarif gesagt, er habe "keine Information über den Verlust einer Drohne am heutigen Tag".

Massive Spannungen zwischen USA und Iran

Der Abschuss kam zu einer Zeit der massiven Spannungen zwischen dem Iran und den USA. Seit dem Ausstieg Washingtons aus dem internationalen Atomabkommen mit Teheran im Mai 2018 und der Verhängung neuer Sanktionen kommt es in der Golfregion immer wieder zu Zwischenfällen.

Keine scharfen Drohungen aus Washington

Trump wirkte zurückhaltend in seiner Rhetorik, als er am Donnerstag die Öffentlichkeit bei einer Zeremonie mit dem niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte über den Vorfall unterrichtete. Er sprach davon, dass sich die Mannschaft des Schiffes verteidigt habe. "Es ist die jüngste von vielen provozierenden und feindlichen Aktionen des Irans gegen Schiffe, die in internationalen Gewässern operieren", sagte der Präsident.

Die USA behielten sich das Recht vor, ihre Interessen, Einrichtungen und Mitarbeiter zu verteidigen. Trump forderte andere Länder auf, Irans Vorgehen zu verurteilen. Von scharfen Drohungen an die Adresse Teherans sah er aber ab.

Aus dem US-Verteidigungsministerium hieß es, der Vorfall habe sich am Donnerstag gegen 10.00 Uhr (Ortszeit) ereignet. Das Schiff habe sich in internationalen Gewässern befunden, als sich die Drohne genähert habe. Es befinde sich nun im Persischen Golf. Nicht äußern wollte sich das Pentagon dazu, wie die Drohne zerstört worden sei - ob sie abgeschossen oder durch Störsender unbrauchbar gemacht wurde. Ein Vertreter des US-Militärs wollte auch keine Angaben dazu machen, ob es sich um eine bewaffnete Drohne handelte.

Die Straße von Hormuz

Die Straße von Hormuz zählt zu den wichtigsten Schifffahrtsrouten weltweit und spielt eine entscheidende Rolle im Konflikt zwischen den USA und dem Iran. Fast ein Drittel des globalen Ölexports wird durch die Meerenge verschifft. Im vergangenen Jahr hatte Irans Präsident Hassan Rouhani mit einer Blockade gedroht.

Mögliche Verhandlungsbereitschaft

Inmitten der verschärften Spannungen berichtete der britische "Guardian" am Donnerstag, der iranische Außenminister habe in Aussicht gestellt, striktere Kontrollen des iranischen Atomprogramms zuzulassen. Im Gegenzug wolle der Iran laut Zarif eine Aufhebung von US-Sanktionen.

Trump sagte vor Journalisten, der Druck auf Teheran habe Wirkung gezeigt und die Verhandlungsbereitschaft der iranischen Führung wachsen lassen. "Alles, was wir wollen, ist ein fairer Deal." Das mit dem Iran ausgehandelte internationale Atomabkommen sei ein "schlechter Deal" gewesen. "Wir können schnell etwas machen, oder wir können uns Zeit lassen", sagte Trump. "Ich habe keine Eile."

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