USA und Südkorea warnen Nordkorea mit Raketenübung

Auf den Test einer Interkontinentalrakete Nordkoreas folgte am Mittwoch die Antwort Südkoreas und der USA, die jetzt mit "härteren Maßnahmen" drohen.

Einen Tag nach dem nordkoreanischen Test einer ballistischen Interkontinentalrakete haben Streitkräfte der USA und Südkorea demonstrativ mit einer gemeinsamen Raketenübung ihre Feuerkraft demonstriert. Nach Angaben des US-Militärs wurden bei dem Manöver ein taktisches Raketensystem des US-Heeres und Südkoreas Hyunmoo-II-System benutzt.

Raketen seien vor der südkoreanischen Ostküste ins Meer gefeuert worden. Das US-Militär, das auch Videos von der Übung verbreitete, sprach von einer Antwort auf Nordkoreas "destabilisierendes und ungesetzliches" Verhalten. Der UNO-Sicherheitsrat kommt am Mittwochabend (21.00 Uhr) zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen.

Die USA verurteilten "Nordkoreas Start einer interkontinentalen ballistischen Rakete scharf", erklärte US-Außenminister Rex Tillerson am Dienstag. Der Test einer solchen Rakete stelle "eine neue Eskalation der Bedrohung für die Vereinigten Staaten, unsere Verbündeten und Partner, die Region und die Welt dar". Seine Regierung werde es niemals zulassen, dass Nordkorea über Atomwaffen verfügt, bekräftigte der Chefdiplomat in Washington.

USA und Südkorea warnen Nordkorea mit Raketenübung
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"Historischer Durchbruch"

Nordkorea hatte am Dienstag verkündet, es habe in einem "historischen Durchbruch" erfolgreich eine ballistische Interkontinentalrakete des Typs Hwasong-14 getestet. Die US-Streitkräfte hatten zunächst von einer landgestützten Mittelstreckenrakete gesprochen; das US-Außenministerium geht jedoch mittlerweile ebenfalls von einer ICBM aus. Als ICBM gelten Raketen mit einer Reichweite von mehr als 5.500 Kilometern. US-Experten warnten, der nördliche US-Staat Alaska könnte mit damit erreicht werden.

Die staatliche Nachrichtenagentur KCNA meldete am Mittwoch, die Rakete könnte mit einem "großen Atomsprengkopf" bestückt werden. Nach Angaben der nordkoreanischen Regierung in Pjöngjang erreichte die neue Rakete eine Flughöhe von 2.802 Kilometern und flog 933 Kilometer weit. Pjöngjang sprach von einem letzten Schritt zur Atommacht. Kim Jong-un nannte die Rakete ein "Geschenk" für die "amerikanischen Bastarde" zum Unabhängigkeitstag der USA.

Die Führung in Pjöngjang arbeitet ungeachtet scharfer internationaler Proteste seit Jahren an der Entwicklung von Langstreckenraketen, mit denen atomare Sprengköpfe bis in die USA getragen werden könnten. Experten zweifeln aber an der Fähigkeit Nordkoreas, tatsächlich die nötige Technologie für einen solchen Angriff zu entwickeln.

"Gefährliche Eskalation der Lage"

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres bezeichnete den Raketentest als "weiteren unverschämten Verstoß gegen Resolutionen des Sicherheitsrats". Er warf Nordkorea "eine gefährliche Eskalation der Lage" vor. Die Europäische Union erklärte, sie erwäge als Reaktion neue Sanktionen gegen Nordkorea. Der UNO-Sicherheitsrat kommt am Mittwochabend zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen, um über das weitere vorgehen zu beraten.

US-Präsident Donald Trump forderte von Nordkoreas Verbündeten China entschiedene Schritte gegen "diesen Unsinn" und erklärte im Kurzmitteilungsdienst Twitter am Dienstag, er glaube kaum, dass Japan und Südkorea die Tests "noch länger hinnehmen" würden.

Zur Entschärfung des Konflikts forderten Russland und China ein Aussetzen von Nordkoreas Atom- und Raketenprogramm und zugleich den Verzicht der USA und Südkoreas auf große gemeinsame Militärmanöver.

Doch bereits am Mittwoch sendeten Washington und Seoul ein Signal der militärischen Stärke: Bei einer gemeinsamen Übung simulierten sie einen Angriff auf Nordkorea und feuerten mehrere ballistische Raketen ab. Die südkoreanische Armeeführung sprach von einer "starken Botschaft der Warnung".

Trump hat seit seinem Amtsantritt im Jänner den Druck auf Pjöngjang erhöht. Seine Regierung schloss auch ein militärisches Vorgehen wegen des nordkoreanischen Atom- und Raketenprogramms nicht aus. Bisher blieben Trumps Bemühungen um eine Beilegung des Konflikts aber erfolglos. Neben den jüngsten Raketentests verschärfte zuletzt auch der Tod des US-Studenten Otto Warmbier die Spannungen zwischen Washington und Pjöngjang. Der Student fiel in nordkoreanischer Haft ins Koma und starb kurz nach seiner Rückkehr in die USA.

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