USA

Trump verspricht: Wahlkampf bleibt Schlammschlacht

Donald Trump
Trump will über "unangemessene Dinge" reden, die die Clintons tun. Republikaner demonstrieren gegen CNN.

Der wegen seiner abfälligen Äußerungen über Frauen unter Druck geratene US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump droht seiner Widersacherin Hillary Clinton mit weiteren persönlichen Attacken.

"Wenn sie noch mehr Aufnahmen mit unangemessenen Äußerungen veröffentlichen wollen, werden wir auch weiterhin über unangemessene Dinge reden, die Bill und Hillary Clinton tun", sagte Trump am Montag bei einer Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania. "Da gibt es viele Dinge, Leute."

Trump war wegen einer Videoaufzeichnung aus dem Jahr 2005 in Bedrängnis geraten, in der er damit prahlt, sich als Prominenter gegenüber Frauen alles erlauben zu können. Veröffentlicht hatte die Aufnahmen am vergangenen Freitag die " Washington Post". Bei dem aggressiv ausgetragenen zweiten Fernsehduell gegen Clinton in der Nacht auf Montag waren die sexistischen Äußerungen eines der zentralen Themen.

Attacke gegen Bill Clinton

Der Republikaner ging nach dem Bekanntwerden des Videos zum Gegenangriff über und attackierte Clintons Ehemann, Ex-Präsident Bill Clinton. Hillary Clinton kenne das "räuberische Verhalten" ihres Mannes seit Jahrzehnten und statt ihn zu stoppen, habe sie es zugelassen, dass er "noch mehr Frauen missbraucht", sagte Trump nun erneut. Clinton sei eine "totale Heuchlerin", denn gleichzeitig behaupte sie, sich für Frauen einsetzen zu wollen.

Vor dem Sitz von CNN in Los Angeles fanden sich unterdessen am Montag etwa 20 Trump-Anhänger ein und protestierten gegen die in ihren Augen einseitige Berichterstattung des Senders. "Die Medien sagen nicht die Wahrheit, sie reden nur von der Linken, von Hillary", sagte ein 75-jähriger Demonstrant namens Bill. Nur der konservative Sender Fox News bilde eine Ausnahme.

Republikaner wenden sich ab

Unterdessen wird die Liste jener Republikaner, die sich von Trump abwenden immer länger. Mehr als 150 bekannte Republikaner haben sich öffentlich von Trump distanziert, darunter die ehemaligen Präsidentschaftskandidaten John McCain und Mitt Romney genauso wie der ehemalige Gouverneur von Kalifornien, Arnold Schwarzenegger, und der Sprecher des "House of Representatives", Paul Ryan, der ankündigte, Trump nicht mehr zu verteidigen. Auch Rücktrittsforderungen an Trump gab es über das Wochenende, die der strikt zurückwies. Die republikanische Partei "taumelt in die Anarchie", schreibt die Washington Post. "Es heißt jetzt nurmehr 'Jeder für sich'", sagt der ehemalige Senator Judd Gregg dort. "Unser Kandidat ist katastrophal für andere Republikaner".

Nicht nur die Präsidentschaft, sondern auch beide Kammern des Kongresses werden am 8. November - zumindest teilweise - neu gewählt. In beiden haben die Republikaner aktuell die Mehrheit, beide könnten sie verlieren, sollte die Wahl für Donald Trump katastrophal ausgehen und er seine Partei mit in den Abgrund reissen. Zwischen Trump und Ryan ist ein offener Streit ausgebrochen, Trump twitterte, Ryan solle sich lieber um das Budget, Jobs und illegale Einwanderung kümmern anstatt gegen den eigenen Kandidaten zu kämpfen.

Die ersten Umfragen nach dem Auftauchen von Trumps Video lassen die Republikaner jedenfalls das Schlimmste befürchten: Eine NBC/Wall-Street-Journal-Umfrage zeigt Clinton bei 46 und Trump bei 35 Prozent - ein Unterschied von elt Prozentpunkten. Die Statistikseite fivethirtyeight.com gibt Clinton aktuell eine Siegeschance von 83 Prozent, während es vor zwei Wochen noch 55 Prozent waren.

Eigentlich sollte man meinen, dass die jüngsten Umfragewerte Grund zur Freude für die US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton sind. Eine am Montag veröffentlichte Erhebung von NBC/"Wall Street Journal" sieht die Demokratin elf Prozentpunkte vor ihrem republikanischen Rivalen Donald Trump. Eine Analyse von Reuters/Ipsos ergab bereits am Freitag - also noch vor den neuesten Enthüllungen über sexistische Bemerkungen Trumps - eine Siegeschance für Clinton von 95 Prozent. Die Statistik-Website FiveThirtyEight kommt auf fast 83 Prozent. Paradoxerweise könnte aber ein zu großer Vorsprung bei den Umfragen ihre Chancen am 8. November mindern: Umfragen und Experten zufolge braucht Clinton ein knappes Rennen, um ihre Wähler an die Urnen zu locken.

Denn die Umfragen zeigen auch, dass Clinton weniger für ihre Politik oder gar ihre Person gewählt wird, sondern um den Einzug Trumps ins Weiße Haus zu verhindern. Reuters/Ipsos zufolge geben etwa die Hälfte ihrer Anhänger genau dieses "Stop Trump" als Motivation an, für die ehemalige Außenministerin zu stimmen. Nur etwas mehr als ein Drittel nennt ihre politischen Pläne als Grund und nicht einmal 13 Prozent geben an, sie als Person zu mögen.

Trump verspricht: Wahlkampf bleibt Schlammschlacht
ST LOUIS, MO - OCTOBER 09: Democratic presidential nominee former Secretary of State Hillary Clinton responds to a question during the town hall debate at Washington University on October 9, 2016 in St Louis, Missouri. This is the second of three presidential debates scheduled prior to the November 8th election. Chip Somodevilla/Getty Images/AFP ++ KEINE NUTZUNG IN TAGESZEITUNGS-BEILAGEN! NUR REDAKTIONELLE NUTZUNG IN TAGESZEITUNGEN, TAGESAKTUELLER TV-BERICHTERSTATTUNG (AKTUELLER DIENST) UND DIGITALEN AUSSPIELKAN€LEN (WEBSITES/APPS) IM UMFANG DER NUTZUNGSVEREINBARUNG. S€MTLICHE ANDERE NUTZUNGEN SIND NICHT GESTATTET.++

Die Zusammensetzung der demokratischen Wählerschaft verstärkt noch das Problem: Besonders junge Bürger, Schwarze, Hispanics und Geringverdiener - alles wichtige Bevölkerungsgruppen für die Partei - müssten durch einen bestimmten Kandidaten oder ein bestimmtes Thema zur Stimmabgabe motiviert werden, sagt der Wahlforscher Michael McDonald von der University of Florida. Dies sei bei der Wahl von Amtsinhaber Barack Obama 2008 deutlich zu sehen gewesen. Allgemein hänge die Wahlbeteiligung davon ab, als wie knapp das Rennen empfunden werde - "Die Beteiligung steht in Bezug zur Intensität des Wettstreits."

Clintons Wahlkampfteam ist sich des Problems bewusst und betont immer wieder, dass das Rennen knapp sein wird, ein Argument, das durch die neuen Umfragen allerdings geschwächt wird. Einige eher linksgerichtete Demokraten - in der amerikanischen Politik "liberals" genannt - fordern daher eine andere Botschaft. "Diese Wahl muss mehr sein als nur ein Referendum über Donald Trump", sagt Arun Chaudhury von der Beratungsfirma Revolution Messaging, die Clintons Vorwahl-Rivalen Bernie Sanders beraten hatte. Die Botschaft laute bisher, dass "alle aufstehen müssen, um zu verhindern, dass Donald Trump Präsident wird". Sie laute nicht, dass sie aufstehen müssten, um Hillary Clinton zur Präsidentin zu machen.

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