USA

Hinter den Kulissen der Macht

The U.S. Capitol building is pictured behind a fence as lawmakers return from the Christmas recess in Washington December 27, 2012. Efforts to prevent the U.S. economy from going over a "fiscal cliff" stirred back to life with less than a week to go before potentially disastrous tax hikes and spending cuts kick in at the New Year. REUTERS/Mary F. Calvert (UNITED STATES - Tags: POLITICS BUSINESS)
Das Buch des führenden New-York-Times-Korrespondenten mischt Washington auf.

Das Buch eines führenden „New-York-Times“-Korrespondenten mischt Washington auf. Mark Leibovich muss auf vielen Partys in Washington DC gewesen sein. Ob er weiterhin auf diese eingeladen wird, ist fraglich. Denn der New York Times-Journalist hat für mächtig Aufsehen gesorgt an seinem Arbeitsplatz, Washington DC.

Vergangene Woche ist sein Buch „This Town“ erschienen, in dem er mit den Menschen abrechnet, mit denen der langjährige Innenpolitik-Korrespondent täglich zu tun hat. Er erzählt über Ausrutscher und Eigenheiten von Politikern, Lobbyisten, Journalisten, Pressesprechern und PR-Strategen, die in der US-Hauptstadt den Ton angeben. Seine Quellen: informelle Gespräche, Erlebnisse auf Partys und zwischen Terminen. Alles, was hinter den Kulissen, jenseits der Wahrnehmung „normaler Bürger“, passiert.

„This Town“ ist Gesprächsthema Nummer 1 beim Small Talk in Washington. Jedes politische Magazin, jede Tageszeitung hat eine Buchbesprechung gemacht – zugespitzt auf die Frage, „ob Leibovich je wieder in dieser Stadt mittagessen wird“ (New York Times).

In dem Buch stellt Leibovich auf witzige und auch erschreckende Weise die Spielregeln Washingtons vor, denen sich offenbar alle Mitspieler fügen müssen. Bis hin zum „mächtigsten Menschen der freien Welt“ (Politico). Barack Obama, der in seiner Wahlkampagne 2008 versprach „Washington zu verändern“, musste erkennen, dass ‚Diese Stadt‘ stärker ist.

Bis aufs Damenklo

Washington bleibe ein „Insider-Spiel“. Hinter dem Vorhang kämpfen die Beteiligten der Medienmaschinerie um Aufmerksamkeit. Jeder auf seine eigene Art. Die einen schmeißen Partys, um sich einen Namen zu machen, andere heften sich den Politikern dicht an die Fersen. Wörtlich hat das der ehemalige Afghanistan-Beauftragte, Richard Holbrooke, genommen. Er soll Kollegen bis auf die Toilette gefolgt sein, wenn er keinen Termin bei ihnen bekommen hat – sogar Hillary Clinton aufs Damenklo.

Hinter den Kulissen der Macht
This Town - Mark Leibovich
Leibovich erzählt von Harry Reid, der, als er zum Mehrheitsführer der Demokraten im Senat wurde, den Fernseher geküsst hat, aus dem ihn die Nachricht ereilt hat. Oder von Senator Tom Coburn, der verrät, wie er die Schädlinge in seinem Pool loswird: „Ich schneide ihre Köpfe ab!“ Oder über John McCain, der über den damals 85-jährigen Wirtschaftsexperten Alan Greenspan gesagt haben soll: „Tot oder lebendig – bringen Sie ihn her.“

Ob Leibovich in Washington je wieder mittagessen wird? Ja. Und Einladungen wird er mehr bekommen als zuvor. In Washington hat fast jeder „Dreck am Stecken“ ist das Fazit der meisten Rezensionen. Washington verzeihe schnell. Was von der Aufregung bleiben wird, ist der Bekanntheitsgrad.

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