USA: Kampfansage an Sieger Romney

USA: Kampfansage an Sieger Romney
Auch nach seiner Niederlage in Florida gibt Newt Gingrich nicht auf: Es droht eine beispiellose Schlammschlacht.

In der Stunde des Sieges wurde Mitt Romney übermütig: „Jetzt ist es Zeit für Sie, zur Seite zu treten“, richtete er in der Nacht zum Mittwoch Präsident Barack Obama aus. Und der erleichterte Ex-Gouverneur von Massachusetts rief seinen Anhängern in Tampa, Florida, zu: „Ich bin bereit, diese Partei und diese Nation zu führen! Es geht darum, die Seele Amerikas zu retten!“ Nach einem beinharten Wahlkampf konnte Romney die republikanischen Vorwahlen im Sunshine State mit etwa 46 Prozent klar für sich entscheiden. Das Rennen um die Präsidentschaftskandidatur ist damit aber noch lange nicht entschieden. Experten sagen jetzt eine ausgedehnte und vielleicht noch fiesere Kampagne als bisher voraus.

Denn der mit 32 Prozent deklassierte Newt Gingrich denkt gar nicht daran, das Handtuch zu werfen. Einige Minuten nach Romney ergriff der frühere Sprecher des Repräsentantenhauses das Wort und zeigte sich überzeugt, trotz seiner Niederlage am Ende die Nominierung zu ergattern. „Wir werden sehen, wie die Macht des Volkes die Macht des Geldes in den nächsten sechs Monaten besiegt!“, sagte Gingrich in Anspielung auf Romneys prall gefüllte Wahlkampftruhen. Den traditionellen Gratulationsanruf ließ Gingrich aus. Weit abgeschlagen auf den Plätzen landeten der Ex-Senator von Pennsylvania, Rick Santorum, und der Abgeordnete Ron Paul aus Texas. Der Großvater mit dem Faible für Österreich war mit Blick auf seine aussichtslose Lage erst gar nicht in Florida erschienen. Santorum, ebenfalls von einer Niederlage ausgehend und durch die Krankheit seiner jüngsten Tochter abgelenkt, hatte die Kampagne bereits Tage zuvor aufgegeben.

Millionen-Einsatz

Florida war mit 18,8 Millionen Einwohnern der erste echte Test für die Wahlkampfmaschinen. Ein Sieg in diesem oft wahlentscheidenden Bundesstaat hängt von der Professionalität der Organisation und dem verschwenderischen Einsatz von Spendengeldern ab. Nur Romney konnte beides vorweisen und daher alle 50 Delegierten Floridas gewinnen. Der Wahlkampf im Sunshine State erwies sich als bisher schmutzigste Schlammschlacht. In der vergangenen Woche waren 92 Prozent der politischen Werbespots in Florida negativ. Laut AP konnten Romney und der ihn unterstützende Super PAC (eine eigenständige Gruppe, die Wahlkampfspenden für die Unterstützung von Kandidaten sammelt) mit etwa 15 Millionen Dollar fast fünf Mal mehr Geld ausgeben als Gingrich.

Für den Sieg zahlt der Mormone aber einen hohen Preis. Romneys Zustimmungsraten befinden sich nach den Schmutzattacken gegen ihn als angebliche Investoren-Heuschrecke und Job-Vernichter im Sinkflug. Gingrich beschuldigte Romney, in dessen Zeit als Gouverneur Holocaust-Überlebende zum Verzehr unkoscheren Essens gezwungen zu haben. „Wo bleibt Mitt Romneys Mitgefühl für unsere Senioren?“, hörten potenzielle Wähler bei den in Amerika weit verbreiteten automatischen Telefonanrufen: „Am Dienstag können sie Romneys Scheinheiligkeit gegenüber dem Grundrecht auf religiöse Freiheit beenden – mit einer Stimme für Newt Gingrich.“ In einer aktuellen Umfrage von Public Policy Polling haben nur noch 31 Prozent der Befragten eine positive Meinung von Romney, 47 Prozent sehen ihn negativ. 60 Prozent haben eine schlechte Meinung von Gingrich, nur 25 Prozent bewerten ihn positiv.

Gegenangriff

Fast alle Beobachter schätzen die Chancen auf ein vorzeitiges Ende des Vorwahlkampfs nach Romneys Sieg gering ein. „Wir sollten uns auf noch mehr Überraschungen gefasst machen“, sagt Nicol C. Rae, Professor an der Florida International University in Miami. „Morgen beginnt der Gegenangriff von Gingrich“, ergänzt Steve Schmidt, ein republikanischer Stratege: „Es wird ein Blutbad.“ Manche Wähler haben davon schon jetzt die Nase voll: „Ich bin von Romney und Gingrich total angewidert“, sagte der 39-jährige Albert Gomez nach der Stimmabgabe im Coconut Grove Bezirk von Miami zum KURIER. Er entschied sich eher widerwillig für Ron Paul: „Das ist eine ganz klare Proteststimme.“

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