USA

Gedemütigt und entmachtet: Trump-Team zerfällt

Trump drängt Justizminister Sessions ins Abseits
Schlechte Stimmung im Weißen Haus: Erste Abgänge, Vertraute im Eck, Suche nach Verrätern.

Urlaube sind auch in den USA verbrieftes Recht jedes Angestellten, mit dem Chef sollten sie allerdings abgesprochen werden. Rex Tillerson hatte offensichtlich nichts mit seinem Chef abgesprochen, als er sich gestern überraschend für eine Woche in die Ferien verabschiedete. US-Reporter jedenfalls bestürmten den Sprecher des plötzlich abwesenden US-Außenministers mit ausschließlich einer Frage: Ob Tillerson nicht demnächst zurücktreten werde. Ein sofortiger Abgang wurde zwar heftig dementiert, auf die Frage, ob der Außenminister zufrieden mit seiner Position im Kabinett sei, gab es aber schlicht keine Antwort.

Die hatte am Vortag ohnehin CNNs Starreporter John King gegeben. Tillerson sei frustriert und in unzählige Grabenkriege mit dem Präsidenten verstrickt, etwa über Iran, den US-Ausstieg aus dem Klimaabkommen, den er unbedingt verhindern wollte, oder die brutalen Sparmaßnahmen für sein Team im State Department.

Jungstar unter Druck

Trump hat den ehemaligen Chef des Energieriesen Exxon schon sehr rasch nach Amtsantritt ins Abseits gestellt und durch ein Familienmitglied ersetzt. Schwiegersohn Jared Kushner, außenpolitisch völlig unerfahren, aber mit besten Geschäftskontakten nach Israel, Russland und China, durfte statt Tillerson bei Staatsbesuchen neben dem Präsidenten Platz nehmen und wurde zu Vermittlungsmissionen, etwa in den Nahen Osten, geschickt.

Doch der Stern des Jungstars ist ebenfalls im Sinken, seit Trumps Russland-Affäre an ihm klebt. Erst vor zwei Tagen musste Kushner vor dem Untersuchungsausschuss des Senates über seine Kontakte zu den Russen aussagen. Und auch wenn er dort kategorisch abstritt, geheime Absprachen mit Vertretern Moskaus getroffen zu haben, wird er das Thema nicht mehr los. Statt über sein diplomatisches Geschick wird in den US-Nachrichtensendern nur noch über seine dunklen Verbindungen diskutiert.

Sündenbock Sessions

Dass die Russland-Affäre auch Trump selbst inzwischen gefährlich nahe kommt, wird mit jedem neuen Skandal deutlicher. Grund genug für den hitzköpfigen Präsidenten, seine Wut an dem Mann auszulassen, der ihm diese Affäre eigentlich vom Hals halten sollte: Justizminister Jeff Sessions. In seinen berüchtigten Twitter-Meldungen beschimpft der Präsident seinen eigenen Minister offen als Schwächling, der es vor allem verabsäumt habe, die Untaten seiner Gegnerin Hillary Clinton aufzudecken. Sessions, der laut US-Medienberichten vor einem Monat selbst zurücktreten wollte, bleibt jetzt vorerst einmal stur – und im Amt. Die Schreiduelle, die zwischen ihm und Trump ständig stattfinden sollen, bleiben unkommentiert.

Sehr laut soll der merklich entnervte Trump auch gegenüber seinem Pressesprecher Sean Spicer geworden sein. Thema der ständigen Streitereien war en angeblich die undichten Stellen im Weißen Haus, durch die ständig neue Details der Russland-Affäre durchgesickerten. Als Trump Spicer auch noch einen neuen Kommunikationschef vor die Nase setzt, hatte der endgültig genug. Vergangene Woche gab er seinen Rücktritt bekannt. Der Neue, Anthony Scaramucci, machte gleich zu seinem Antritt klar, was er als seine dringendste Aufgabe sieht: "Wer nicht aufhört zu plaudern, fliegt." Der Startschuss für die nächsten Kündigungen im Weißen Haus.

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