USA

Warum Trump Clinton plötzlich auf den Fersen ist

Ferngesteuerte Flugzeuge, die als Donald Trump und Hillary Clinton gestaltet wurden
In den Meinungsumfragen hat Donald Trump gegenüber Hillary Clinton zuletzt aufgeholt. Warum ist das so und kann er tatsächlich Präsident werden?

Donald Trump als Präsident im Weißen Haus? Undenkbar. Dafür sprachen auch die Umfragewerte zu Beginn den Wahlkampfs, die den Kandidaten der Republikaner klar und deutlich hinter seiner demokratischen Kontrahentin Hillary Clinton sahen. Aber: Clinton schwächelt und Trump fährt scheinbar auf der Überholspur. So wollen es jedenfalls die aktuellen Meinungsumfragen erkannt haben.

Von acht Prozentpunkten Vorsprung sind gerade einmal 1,5 Prozentpunkte geblieben. Bedenkt man, dass die Umfragen im Jahr 2012 rund drei Prozentpunkte daneben lagen, wäre dies Grund genug im Lager der Demokraten, sich Sorgen zu machen.

Vox.com hat Experten interviewt, um die Gründe für den Aufschwung von Donald Trump herauszufinden. Und so wie es aussieht, verliert zum einen Clinton ihre jungen Wähler, die alternative Kandidaten interessanter finden, und zum anderen gewinnt Trump nun doch zusehends die traditionellen republikanischen Wähler für sich.

Junge wenden sich von Clinton ab

Hatte Hillary Clinton Mitte August noch rund 60 Prozent der jungen Wähler in ihrem Lager, so hat sich diese Zahl mittlerweile halbiert. "Wenn ich etwas herausheben soll, was hier gerade passiert, so ist es der gedrückte Enthusiamus unter den jungen Wählern", sagt beispielsweise David Wasserman, ein Politikanalyst des Cook poltical report, zu Vox.com.

Für John Della Volpe, zuständig für Meinungsumfragen am Institut für Politikwissenschaft in Havard, ist klar, dass bei den Millennials (gemeint ist die Generation, die zwischen 1980 und 1999 geboren wurde) beide Kandidaten "unterirdische Beliebtheitswerte" haben. "Das ist extrem beunruhigend für Hillary Clinton", erklärt Geoffrey Skelley, politischer Analyst an der Universität von Virginia. "Wenn sie die Unterstützung will, die Obama hatte, braucht sie junge Leute."

Aber, so sind sich die meisten einig, Clinton hat gute Karten, diese Wähler wieder auf ihre Seite zu ziehen. Die Unattraktivität der alternativen Kandidaten wird größer, je näher der Wahltag rückt. Und Clinton hat in den Reihen Unterstützer, die die jungen Wähler ansprechen und wieder zurückbringen können - so wie Bernie Sanders, Elizabeth Warren und natürlich Barack und Michelle Obama.

Trump fischt im eigenen Lager

Unterdessen konnte Trump zunehmend traditionelle republikanische Wähler, die sich anfangs mit "ihrem Kandidaten" gar nicht anfreunden wollten, doch für sich gewinnen. Von knapp über 70 Prozent vor einigen Wochen stieg die Zustimmung für Trump unter den republikanischen Wählern auf etwa 85 Prozent, so die aktuellen Meinungsumfragen.

Allerdings war dies, so die Politikexperten, die einfachere Übung. "Weitaus schwieriger wird es für den polternden Milliardär werden, gemäßigte Wähler für sich zu gewinnen", sagt der Politikexperte John Ladd aus Georgetown. "Die letzten Prozentpunkte, um mit Clinton gleichzuziehen, werden viel schwieriger zu erreichen sein."

Warum Trump Clinton plötzlich auf den Fersen ist
Republican presidential nominee Donald Trump walks off his plane at a campaign rally in Colorado Springs, Colorado, U.S., September 17, 2016. REUTERS/Mike Segar

Gegen einen Präsidenten Trump sprechen auch die Ergebnisse des Meinungsforschungsinstituts Quinnipac:

  • Mehr als doppelt so viele der Befragten halten Clinton als Präsidentin qualifiziert als jene, die Trump das zutrauen
  • Über 70 Prozent glauben, dass Clinton die notwendige Erfahrung mitbringt (während ebenfalls über 70 Prozent meinen, dass Trump dies nicht tut)
  • Rund 70 Prozent der Befragten denken, dass Trump nicht besonnen ist (dagegen halten 60 Prozent Clinton für vernünftig)
  • Und über 60 Prozent der Amerikaner denken, dass die Art, wie Trump spricht, Fanatismus schürt

Knappes Rennen

Doch eine klare Angelegenheit für Clinton? Nicht ganz, meint Julia Clarke, Meinungsforscherin bei Reuters. Es gibt zwei Themen, die für die Amerikaner derzeit wichtig sind, sagt sie. Das eine ist die Wirtschaft und das andere der Terrorismus - und bei diesen sieht sie die beiden Kandidaten gleichauf. Und auch wenn Trump derzeit in den entscheidenden Staaten hinter McCain im Jahr 2008 oder Romney im Jahr 2012 liegt, so ist das Problem, dass Hillary Clinton so "historisch unpopulär" ist, dass die alternativen Kandidaten dieses Jahr weitaus besser abschneiden könnten als sonst üblich. Vielleicht gewinnt Trump die Wahl mit 45 Prozent der Stimmen, sagt ein Vox-Kommentator.

Und Tim Malloy von Quinnipac fügt hinzu: "Unsere Umfragen deuten derzeit auf ein totes Rennen hin. Wenn heute Wahlen wären, könnten sich die Berichterstatter wohl auf eine lange, lange Nacht einstellen..."

Kommentare