Clinton: Vollblutpolitikerin mit Hang zur Geheimniskrämerei

Hillary Clinton
Die US-Demokratin verdiente in den 80er Jahren mehr Geld als ihr Mann und rettete Bill Clinton aus so mancher politischen Krise.

Als erste Frau in der Geschichte könnte die US-Demokratin Hillary Clinton Präsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika werden. Clinton kennt das politische Geschäft schon lange. Sie steht seit Jahrzehnten im Kreuzfeuer der medialen Aufmerksamkeit und in der Schusslinie des politischen Gegners. Clinton will Geschichte schreiben und als erste Frau das mächtigste Amt der Welt übernehmen. Auf dieses Ziel hat sie in den vergangenen Jahren akribisch hingearbeitet, ihm fast alles untergeordnet.

Ein paar Tage vor ihrer Nominierung zur Präsidentschaftskandidatin der US-Demokraten im Sommer 2016 beschrieb sie ihre besonderen Fähigkeiten auf Nachfrage von Journalisten folgendermaßen: "Wenn man als Frau in die Politik geht, braucht man eine Haut, so dick wie bei einem Rhinozeros." Eine solche habe sie sich zugelegt. Und sie braucht sie auch. Clinton ist ein politisches Urgestein in den USA. Genau das werfen ihr Kritiker unter anderem vor. Als First Lady läutete sie in den 90er Jahren gemeinsam mit ihrem Ehemann, Bill Clinton, eine neue Ära im Weißen Haus ein. 2016 wird sie dagegen von vielen dem politischen Establishment zugeordnet, ein Umstand der sie 2008 bei den Vorwahlen gegen Barack Obama die Kandidatur bei den US-Demokraten kostete.

Arkansas, Washington D.C., New York

In den 1970er-Jahren wurde die Politik ihr Lebensinhalt. Die junge Juristin wurde nach der Watergate-Affäre rund um Präsident Richard Nixon in die politischen Kreise Washingtons eingeführt. Danach kam ihre Zeit als First Lady an der Seite von Gouverneur Bill Clinton in Arkansas. Als Anwältin verdiente Hillary Clinton zum Teil mehr als ihr Ehemann als Gouverneur. Das politische Amt ihres Mannes brachte viele Veränderungen mit sich. Um dem Image einer Politiker-Ehefrau der 80er Jahre zu entsprechen tauschte sie ihre übergroßen Brillen gegen Kontaktlinsen ein und tauschte ihren Mädchennamen - den sie nach ihrer Heirat eigentlich behalten hatte - doch gegen den Namen Clinton ein.

In den 90ern wechselte das Ehepaar Clinton dann ins Weiße Haus. Es folgten die Wahl in den US-Senat für den Bundesstaat New York und der Posten als Außenministerin in der ersten Amtszeit von Präsident Barack Obama - der ihr 2008 in ihrem ersten Anlauf zum Präsidentenamt eine ebenso empfindliche wie unerwartete Niederlage beigebracht hatte.

Vieles hat über die Jahre Hillary Clinton mitgenommen, nicht zuletzt auch Berichte über Affären ihres Mannes Bill. Eine Liaison mit seiner Praktikantin Monica Lewinsky kostete Bill Clinton schließlich Ende der 90er Jahre fast die Präsidentschaft. Seine Rettung verdankte er seiner Frau, die weiter zu ihm stand.

Das Imageproblem

Nach außen gab sich Clinton lange Zeit als perfekte Ehefrau und Mutter. Nach ihrer Zeit als First Lady wurde sie erstmals als eigenständige Politikerin im amerikanischen Senat aktiv. Scharen von Spin-Doktoren formen seit Jahren ihr Image.

Dennoch: Warm werden die Amerikaner mit der kühl-intellektuellen Jura-Professorin nicht. Es mangelt vor allem an Glaubwürdigkeit. In aktuellen Umfragen schrumpfte der Abstand zwischen den beiden Kandidaten noch weiter kurz vor der Wahl. Viele Amerikaner werfen Hillary vor, Teil des "Systems Clinton" zu sein, das heißt nahe am großen Geld und die Politik nur als Mittel zum Mehren von Macht und Kapital auffassend. Bei Mitstreitern gilt sie als ein wenig arrogant, ehemalige Mitarbeiter aus dem Außenministerium beschreiben sie als herrisch, in ihrem Arbeitseifer und Perfektionsdrang manchmal auch als ungerecht und beratungsresistent.

Beobachter attestieren der ehemaligen First Lady und Senatorin in gespaltenes Verhältnis zur Öffentlichkeit. Aufgrund der medialen Dauerbeobachtung und der Berichterstattung über intimiste Details nicht zuletzt wegen Affären ihres Mannes hat sich Clinton einen Hang zur Geheimniskrämerei zugelegt. Daraus erklären sich manche den zum Teil fahrlässigen Umgang mit Arbeitsmails und den Versuch eine Lugenentzündung im US-Wahlkampf geheim zu halten.

Benghazi und ein Privatserver

Politische Nachspiele gab es außerdem wegen ihres Krisenmanagements der Attacke auf das US-Konsulat im libyschen Benghazi mit vier Toten. Die Affäre um ihre E-Mails, die sie von einem ungesicherten Privatserver verschickt hatte, macht der Staatsfrau jetzt sogar noch bis kurz vor der Wahl zu schaffen. Der provokante Filmemacher Michael Moore listete jüngst Hillary Clinton als einen von fünf Gründen auf, warum Donald Trump es schaffen könnte, Präsident der USA zu werden. "Lasst uns ehrlich sein: Unser größtes Problem ist nicht Trump, es ist Hillary. Sie ist extrem unpopulär."

Eckdaten

Hillary Diane Rodham wurde am 26. Oktober 1947 in Chicago geboren. Ihr Vater Hugh Rodham war Textilunternehmer und Republikaner. Er soll in der Familie wie ein Militärausbilder geherrscht haben. Ihren späteren Ehemann Bill lernte Hillary 1971 an der Elite-Universität Yale kennen. Beide studierten Jura, beide waren politisch aktiv.

Einige Beobachter sind überzeugt, dass er es ohne sie nie ins ranghöchste Amt der USA geschafft hätte. Durch ihre acht Jahre als First Lady (1993-2001) kennt sie das Weiße Haus aus nächster Nähe. Einen Tiefpunkt markierte Bill Clintons Sex-Affäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky - doch Hillary hielt zu ihm.

Es folgte ihre Wahl in den Senat für den Bundesstaat New York und der Posten als Außenministerin in der ersten Amtszeit von Präsident Barack Obama - der ihr 2008 in ihrem ersten Anlauf zum Präsidentenamt eine Niederlage zugefügt hatte. Von 2009 bis 2013 bereiste sie in diesem Amt 112 Länder und soll über eine Million Kilometer zurückgelegt haben. Nach dem Ausscheiden aus dem Amt hielt sie viele gut dotierte Reden, weswegen ihr Kritiker eine zu große Nähe zur Wirtschaft vorwerfen.

Kommentare