Why Wyoming? "Wilder Westen" als Trump-Land

Der bevölkerungsarme "Cowboy State" zählt zu den Hochburgen der Republikaner - Trump siegte überlegen. Eine Ursachenforschung.

Sogar im eisig kalten Alaska leben mehr Menschen. Wyoming, eingebettet zwischen den Great Plains im Osten und den Rocky Mountains im Westen, gilt mit knapp 600.000 Einwohnern (EW) als bevölkerungsärmster Bundesstaat der USA. Lediglich 2,3 EW pro Quadratkilometer wohnen hier. Zum Vergleich: Österreich hat eine Bevölkerungsdichte von rund 104 EW pro km².

"Cowboy-State"

Arm an Menschen, aber reich an Vieh. In den hochgelegenen Plains sagen sich Präriehunde, Kojoten und Hasen gute Nacht. Im Yellowstone-Nationalpark treiben sich Wapitis und Grizzlybären herum. Die Nationalparks sind Anziehungspunkt für Touristen, historisch betrachtet war die Rinder- und Schafzucht das wirtschaftliche Standbein. Nicht umsonst wird Wyoming auch "Cowboy State" genannt. Filmfans seien an das tief verschneite Wyoming in Quentin Tarantinos Western "The Hateful 8" erinnert.

Heute gilt der Bergbau als ökonomisch wichtigster Faktor in diesem rohstoffreichen Landstrich. Mit unter anderem Kohle, Erdöl und Erdgas zählt Wyoming zu den größten Energieexporteuren der Welt. Welche Partei im weit entfernten Kapitol in Washington industriefreundlichere betreibt, ist auch in den Mittleren Westen vorgedrungen.

Klare Grenzen - geografisch und politisch

Nicht nur die geografische Grenzziehung ist eindeutig: Klassisch amerikanisch entspricht sie (nahezu) einem Rechteck. Auch politisch ist Wyoming unmissverständlich verortet - als Bastion der Republikaner. Seit Jänner 2011 ist Matt Read Gouverneur des flächenmäßig zehntgrößten Bundesstaates.

Why Wyoming? "Wilder Westen" als Trump-Land

Das letzte Mal, dass die drei Wahlmänner-Stimmen aus Wyoming an einen demokratischen Präsidentschaftskandidaten gingen, war vor mehr als einem halben Jahrhundert. Damals, 1964, schlug der spätere Präsident Lyndon B. Johnson den republikanischen Widersacher Barry Goldwater.

Aussichtslos für Clinton

Viel hat sich seitdem nicht geändert. Bei ihrem Rennen für die demokratische Präsidentschaftskandidatur 2008 reiste Hillary Clinton zumindest einmal nach Wyoming, um in der Stadt Casper eine Rede zu halten.

Und 2016? Fehlanzeige. Die Demokratin ließ den stramm konservativen Bundesstaat links liegen.(siehe "Hillary Clinton Speeches", auf dieser Website sind all ihre Reden im Jahr 2016 mit Datum und Ort angeführt). Clinton hatte den Gewinn der drei Wahlmänner-Stimmen in Wyoming wohl von Anfang an als aussichtslos angesehen. Auch die innerparteiliche Vorwahl gewann ihr Rivale Bernie Sanders mit klarem Vorsprung.

Die Folge: Donald Trump errang bei der US-Präsidentschaftswahl am 8. November in keinem anderen Bundesstaat so einen eindeutigen Sieg wie in Wyoming.

Kandidat (die drei stärksten) Partei Stimmen Prozent Wahlmänner
Donald Trump Republican 174.248 70,1 3
Hillary Clinton Democrats 55.949 22,5 0
Gary Johnson Libertarian 13.285 5,3 0

Doch auch der polternde Immobilien-Mogul hatte im Land der Cowboys und Colts - zumindest innerparteilich - kein leichtes Spiel. Ja, er hatte sich anfangs kaum um die wenigen Wähler in diesem dünn besiedelten Landstrich bemüht. So setzte sich bei den republikanischen Vorwahlen im April 2016 Mitbewerber Ted Cruz klar durch. Der erzkonservative Senator aus Texas punktete bei den religiösen Wählern. Nicht verwunderlich, sieht man sich folgende Daten an.

Ländlich, religiös, weiß

  • Bevölkerungsreiche Städte sucht man auf der Landkarte vergeblich. Der größte "Ort" ist die Hauptstadt Cheyenne (62,500 EW im Jahr 2012), deren Name Bezug auf den einst großen Indianerstamm nimmt. Die einzige Universität des dünn besiedelten Bundesstaates liegt in Laramie.
  • Der Anteil der Ausländer ist verschwindend gering. Laut Daten des US Census Bureau aus dem Jahr 2012 sind satte 93,1 Prozent "White American". Der Anteil der African und Asian American bewegt sich im niedrigen einstelligen Prozentbereich.
  • Bleibt noch die Religionszugehörigkeit: Protestanten, Katholiken und Mormonen bilden die Mehrheit, andere Religonen sind nicht mehr als eine Fußnote. Die Mormonen sind im angrenzenden Bundesstaat Utah besonders etabliert.

Die New York Times hatte im Frühjahr 2016 aus Volkszählungs-Daten eine Karte der Trump-Wähler erstellt. Sie konturierte bereits damals seine Wählerschaft deutlich: ganz überwiegend weiß, kein Hochschulabschluss, Jobs in "alten" Wirtschaftszweigen wie Bau, Handel, Landwirtschaft, Industrie und viele evangelikale Christen.

Der Wilde Westen - er ist ländlich, religiös und weiß. Wyoming ist Trump-Kernland par excellence.

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