Amerika zuerst: Trumps neue Feinde und Freunde in der Welt

Gegen die Falken in der eigenen Partei will Trump die Partnerschaft mit Russland. Der Versöhnungskurs mit dem Iran dürfte beendet, die Kooperation mit Europa in der Krise sein.

Ist es tatsächlich der Respekt vor dem "starken Führer Putin", oder sind es doch die bis heute schwer durchschaubaren Geschäfte einiger Trump-Unternehmen mit Russland? Wenn es um Moskau und den Herren im Kreml ging, ließ sich der Milliardär durch keine noch so harte Attacke von seiner politischen Linie abbringen. Ob die Falken im Republikaner-Lager nach Waffen für die Ukraine im Kampf gegen Russland riefen, oder Hillary Clinton die Verbrechen der russischen Luftwaffe gegen Zivilisten in Syrien anprangerte, an Trump schien das alles abzuprallen. Unbeirrbar stellte der Republikaner im Wahlkampf ständig seine außenpolitisch liebste rhetorische Frage in den Raum: "Wäre es nicht besser, wenn wir mit Russland gut auskommen würden."

Eiszeit mit dem Iran

Dass dieses Russland nicht nur gute wirtschaftliche, sondern auch politische Beziehungen zum Trump-Lager unterhält, daran zweifelt in Washington kein politischer Insider. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die von Wikileaks im fast täglichen Takt enthüllten eMails Hillary Clintons – Trumps schärfste Wahlkampf-Waffe – von russischen Hackern mit Nahverhältnis zum Kreml geliefert wurden.

Mit anderen traditionellen Gegnern der USA springt der neu gewählte Präsident weniger sanft um. Im Visier hat er dabei vor allem den Iran und das im Vorjahr nach jahrelangen Verhandlungen endlich verabschiedete Atomabkommen. Dass dieses das Mullah-Regime vom Bau einer Atombombe abhalten könne, haben die Republikaner schon lange vor Trumps Siegeszug angezweifelt. Er aber will es jetzt so rasch wie möglich annullieren. Ob ihm das gelingen kann, ist fraglich. Immerhin ist der Pakt gemeinsam mit vier anderen UN-Vetomächten plus Deutschland gemeinsam ausgehandelt und unterzeichnet worden.

Was Trump aber kann, ist die Sanktionen gegen den Iran, die ja großzügig erleichtert wurden, wieder verschärfen. Außerdem könnte er viele der iranischen Gelder, die immer noch auf US-Bankkonten liegen, erneut einfrieren. Dass zumindest ein Teil davon – Trump wirft dabei mit grotesk überhöhten Zahlen um sich – bereits an Teheran zurückerstattet wurde, hat Trump im Wahlkampf ständig angeprangert.

Verbündeter Israel

Eine Konfrontation mit dem Iran wäre neuer Zündstoff für das Pulverfass Naher Osten. Doch Trump hat ohnehin deutlich gemacht, dass er zwar den Terrorstaat des IS rasch weggebombt haben möchte, ansonsten aber das Schlachtfeld Syrien eher anderen überlassen will. Freund Putin und das von ihm gestützte Assad-Regime dürften bald leichteres Spiel haben.

Wenig Aussicht auf ein offenes Ohr im Weißen Haus haben dagegen die Palästinenser. Trump hat sich – ganz im Einklang mit seiner Partei – auf eine enge Partnerschaft mit Israel und der Rechtsregierung von Premier Netanyahu festgelegt.

Europa auf Distanz

Ob der Wahlsieger auch für Europa ein ähnlich verlässlicher Verbündeter sein wird, ist zweifelhaft. Trump hat im Wahlkampf ständig angeprangert, dass die USA unnötig Milliarden für die Verteidigung ihrer viel zu sparsamen NATO-Partner ausgeben würden. Reiche Länder wie Deutschland sollten endlich für ihren Schutz durch die Supermacht USA bezahlen, oder selbst mehr Verantwortung übernehmen. Beim neuen Freund Putin, der ja ohnehin versucht, Europa politisch auseinanderzudividieren, dürfte auch diese Haltung gut ankommen.

Auch andere Verbündete sollten sich laut Trump endlich um ihren eigenen militärischen Schutz kümmern – und das notfalls auch mit Atomwaffen. Ob Südkorea oder Saudi-Arabien, der Populist hat beiden nukleare Aufrüstung empfohlen, ohne Rücksicht auf weltpolitische Folgen. Doch die scheinen Trump – zumindest bis jetzt – ohnehin wenig zu interessieren. Der Weltpolizist USA soll sich seiner Meinung nach vorrangig um sich selbst sorgen. Motto: Amerika zuerst.

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