Trump wettert gegen "dumme" politische Elite

Der Milliardär lieferte sich einen Schlagabtausch mit seinen Mitbewerbern - nur Bush gibt Contra.

In der ersten großen TV-Debatte der republikanischen Präsidentschaftsbewerber hat sich Donald Trump einen hitzigen Schlagabtausch mit seinen Konkurrenten geliefert. Der Immobilientycoon wetterte am Donnerstag (Ortszeit) in Cleveland gegen die "dummen" politischen Eliten und forderte den Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko. Eine Kandidatur als parteiloser Kandidat schloss er nicht aus.

Faktencheck zu den Aussagen der Kandidaten im unteren Abschnitt

Video: Donald Trump über seine diskriminierenden Aussagen über Frauen

"Ich möchte als republikanischer Kandidat antreten", sagte der in den Umfragen führende Trump. Auf die Frage der Moderatoren, ob er bei einer Niederlage im Vorwahlkampf auf einen Alleingang verzichten werde, antwortete er: "Ich werde zum gegenwärtigen Zeitpunkt dieses Versprechen nicht geben." Der Milliardär sorgt seit der Verkündung seiner Bewerbung Mitte Juni für Wirbel im Rennen um die republikanische Präsidentschaftskandidatur. Der durch eine Reality-Fernsehsendung bekannte Geschäftsmann schlachtet vor allem das Thema illegale Einwanderung populistisch aus.

Trump: Mauer bauen

"Wir müssen eine Mauer bauen. Und sie muss schnell gebaut werden", sagte Trump. Die "dummen Spitzenpolitiker in den Vereinigten Staaten" würden nichts gegen illegale Einwanderung unternehmen. Im Publikum stießen die Äußerungen des Milliardärs auf geteilte Reaktionen: Neben Applaus waren auch laute Buh-Rufe zu hören. Der frühere Gouverneur von Florida, Jeb Bush, warf Trump eine "spaltende Sprache" vor.

Trump wettert gegen "dumme" politische Elite
Republican 2016 U.S. presidential candidate and former Florida Governor Jeb Bush answers a question at the first official Republican presidential candidates debate of the 2016 U.S. presidential campaign in Cleveland, Ohio, August 6, 2015. REUTERS/Brian Snyder

Bild: Jeb Bush kritisiert Donald Trump und gesteht Fehler seines Bruders George W. ein

Der Gouverneur von Ohio, John Kasich, sagte, dass Trump mit der Einwanderungsdebatte einen "Nerv" getroffen habe. "Die Leute sind frustriert. Sie haben es satt", sagte Kasich und fügte mit Blick auf Trump hinzu: "Er hat seine Lösungen, einige von uns haben andere Lösungen." Bush sprach sich dafür aus, Einwanderern ohne gültige Papiere einen Weg in die Legalität zu ermöglichen. Wisconsins Gouverneur Scott Walker machte dagegen deutlich, dass es mit ihm als Präsidenten keine "Amnestie" geben werde.

Clinton im Feuer der Kritik

Bei der Debatte ging es auch um die Sanierung der Staatsfinanzen, den Kampf gegen die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS), das Atomabkommen mit dem Iran sowie Streitfragen wie Abtreibung, landesweite Schulstandards, die Homo-Ehe sowie die Überwachung durch den Geheimdienst NSA. "Wir müssen den Behörden mehr Werkzeuge geben, um unsere Leute zu schützen, und diese (Werkzeuge) dann beaufsichtigen", sagte New Jerseys Gouverneur Chris Christie. "Ich will mehr Datensätze von Terroristen sammeln, aber weniger von unabhängigen Amerikanern", entgegnete ihm Kentuckys Senator Rand Paul, dem die Spionage zu weit geht.

Trump wettert gegen "dumme" politische Elite
Members of the audience watch as Republican 2016 U.S. presidential candidates New Jersey Governor Chris Christie, U.S. Senator Marco Rubio, Dr. Ben Carson, Wisconsin Governor Scott Walker, businessman Donald Trump, former Florida Governor Jeb Bush, former Arkansas Governor Mike Huckabee, U.S. Senator Ted Cruz, U.S. Senator Rand Paul and Ohio Governor John Kasich debate at the first official Republican presidential candidates debate of the 2016 U.S. presidential campaign in Cleveland, Ohio, August 6, 2015. REUTERS/Aaron Josefczyk

Bild: Fox News übertrug die Debatte von Cleveland

Die republikanischen Bewerber kritisierten außerdem die frühere Außenministerin Hillary Clinton, die als große Favoritin für die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten gilt. "Jeder Teil der Welt, den Hillary Clinton angerührt hat, ist heute in größerer Unordnung", sagte Walker.

Bush: Irak-Einmarsch war Fehler

Bush distanzierte sich von dem unter seinem Bruder angeordneten Einmarsch in den Irak. Rückblickend sei der Krieg ein "Fehler" gewesen, sagte der Bruder von Ex-Präsident George W. Bush und Sohn von Ex-Präsident George H.W. Bush. "Ich wäre nicht reingegangen." Zugleich warf er Präsident Barack Obama vor, den Irak mit dem Abzug der US-Armee im Stich gelassen und damit den Aufstieg der IS-Miliz begünstigt zu haben.

Bild: Die von Fox News ausgesuchten republikanischen Kandidaten für die Vorwahl-Debatte

Die erste große Fernsehdebatte der republikanischen Präsidentschaftsbewerber war vom Nachrichtensender Fox News organisiert worden. Angesichts des 17-köpfigen Bewerberfeldes entschied sich der Sender für zwei getrennte Debatten: Zur besten Sendezeit durften sich die zehn Bewerber messen, die laut einem Bündel von Umfragen zuletzt am besten abschnitten.

Vorwahlen Anfang 2006

Neben Trump, Bush, Kasich, Walker, Christie, Paul, nahmen auch der frühere Gouverneur von Arkansas, Mike Huckabee, der pensionierte Neurochirurg Ben Carson sowie Senatoren Ted Cruz und Marco Rubio teil. Sieben weitere Bewerber kamen nur bei einer weniger prominenten Veranstaltung am Nachmittag zum Zug.

Die Vorwahlen beginnen im Jänner 2016 im US-Staat Iowa. Bis Mitte 2016 stehen dann die Präsidentschaftskandidaten fest, die am 8. November in den USA zur Wahl stehen. Amtsinhaber Barack Obama darf nach seinen zwei Amtszeiten nicht erneut antreten.

Alle Kandidaten im Überblick

Trump wettert gegen "dumme" politische Elite

A bus for Hillary Clinton is seen outside her book
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USA REPUBLICAN PRESIDENTIAL CANDIDATES
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Republican presidential candidate and former New Y
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Presidential Candidate Rick Perry speaks during th
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Republican presidential hopeful, New Jersey Gov. C

Laut, lauter, Trump. In der ersten großen TV-Debatte der republikanischen Präsidentschaftsbewerber in der Nacht auf Freitag durfte der Milliardär Donald Trump schalten und walten wie er wollte. Der Immobilientycoon, der sich im Falle einer Niederlage im Vorwahlkampf auch eine parteilose Kandidatur vorstellen kann, wetterte wie üblich gegen die "dummen" politischen Eliten.

Gerade in den USA sind Politiker - und Geschäftsmänner wie Trump - bekannt für ihre direkte Rhetorik. Wenn man ihnen jedoch Mimik, Gestik, Intonation und Verzögerungslaute wegnimmt, bleibt das ungeschminkte Gesagte. Was stimmt? Was stimmt nicht? Ein Faktencheck:

"Wenn ich nicht wäre, würden wir gar nicht über illegale Einwanderung sprechen."

(Donald Trump)

Fakt: Seit mindestens 30 Jahren steht die illegale Einwanderung auf der Agenda der Republikaner. Auch der ehemalige Präsident George W. Bush sowie das republikanische Kandidatenfeld der vergangenen Präsidentschaftswahlen greift immer wieder die Thematik auf. Und seitdem sich US-Präsident Barack Obama gegen die Deportation von Millionen illegalen Einwanderern eingesetzt hat, haben auch die Republikaner immer mehr zur Debatte beizutragen. Das bedeutet, auch ohne Trump kommen die Republikaner auf die illegale Immigration zu sprechen.

"In meinen acht Jahren als Gouverneur von Florida habe ich 1,3 Millionen Arbeitsplätze geschaffen."

Trump wettert gegen "dumme" politische Elite
Republican 2016 U.S. presidential candidate and former Florida Governor Jeb Bush smiles during the first official Republican presidential candidates debate of the 2016 U.S. presidential campaign in Cleveland, Ohio, August 6, 2015. REUTERS/Brian Snyder

Fakt: Ja, das stimmt (1999-2007). Aber bereits im Dezember 2009 wurden 900.000 von den 1,3 Millionen Jobs wieder eliminiert, berichtet Bloomberg - von 8,04 Millionen auf 7,13 Millionen. Während der Amtszeit von Bush profitierte der Bundesstaat Florida von einer riesigen Immobilienblase. Nach Einschätzung des Immobiliendatenanbieter Zillow stiegen die Immobilienpreise in Florida von 1999 bis 2006 um 160 Prozent, während die nationale Steigerung bloß 74 Prozent betrug. Die Blase platzte erst, nachdem der Bruder von George W. Bush sein Büro 2007 verlassen hatte.

"Der größte Einzelhändler in den USA, auf der Welt, hat kein einziges Geschäft."

(Marco Rubio)

Fakt: Der Präsidentschaftskandidat Marco Rubio bezieht sich auf den Online-Händler Amazon. Er argumentierte, dass die Wirtschaft unter Obama eine radikale Umwandlung erleben musste, die der künftige Präsident wieder ausbaden muss. So einfach ist das aber nicht. Ja, Amazon ist der größte Online-Händler, aber nicht der größte Einzelhändler der USA, geschweige denn weltweit. Nach Angaben der National Retail Federation ist der US-amerikanische Einzelhändler Walmart weitaus größer als der Internetgigant. Die jährlich erscheinende Liste Fortune Global 500 reiht Walmart als umsatzstärkstes Unternehmen auf Platz 1.

"Unsere Luftstreitkraft war nur 1940 kleiner."

(Ben Carson)

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Republican 2016 U.S. presidential candidate Dr. Ben Carson answers a question at the first official Republican presidential candidates debate of the 2016 U.S. presidential campaign in Cleveland, Ohio, August 6, 2015. REUTERS/Aaron Josefczyk

Fakt: Die US-Air Force wurde 1947 ins Leben gerufen. Es gab zwar bereits seit 1907 die Luftfahrtabteilung des US Army Signal Corps (Aeronautical Division, U.S. Signal Corps), aber die Luftstreitkraft der USA wurde erst in Folge des Zweiten Weltkriegs ein vollwertiger Zweig des Militärs. Die Aussage von Carson kann nicht zufriedenstellend bestätigt oder widerlegt werden. Es mangelt an öffentlich zugänglichen Daten. Aber es ist wahr, dass die Zahl der US-Militärflugzeuge in den letzten Jahrzehnten abgenommen hat.

"Die Terrormiliz ISIS fährt mit US-Humvees im Wert von mehreren Milliarden Dollar herum."

(Paul Rand)

Fakt: Es ist bekannt, dass der republikanische Senator Paul Rand sich gerne als "führende Stimme" gegen militärische Unterstützung im Kampf gegen die Terrorgruppe "Islamischer Staat" bezeichnet. Die Aussage von Rand suggeriert, dass die US-Regierung militärische Infrastruktur indirekt an die Dschihadisten in Syrien und Irak übergibt. Medienberichten zufolge sind die Kämpfer des IS im Besitz von mehreren US-Waffen. An diese gelangten sie jedoch beim Übergriff auf die irakische Stadt Mossul im vergangenen Jahr. Haider al-Abdadi, Premier im Irak, sagte vor einiger Zeit, dass die Islamisten 2.300 geländegängige Fahrzeuge - sogenannte Humvees - gestohlen haben.

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