US-russische Aussprache in Genf

Türkische Panzer rollen nach Syrien – die Regierung in Ankara sagt, man werde den Einsatz fortsetzen, bis die Grenze gesichert ist.
Lawrow und Kerry berieten über die Eskalation in Nahost – ohne, dass ein Durchbruch erwartet wurde.

Eine neue Eskalation in Syrien zieht eilige Konsultationen auf diplomatischer Ebene nach sich. Nach dem militärischen Eingreifen der Türkei in den Syrien-Krieg trafen sich am Freitag die Außenminister Russlands und der USA, Sergej Lawrow und John Kerry, in Genf zu Beratungen. Auch der UN-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura, soll zu den Beratungen hinzu gezogen worden sein. Die Liste der Themen zwischen den beiden Staaten ist endlos. Abgesehen von Syrien sollten laut der russischen Agentur Tass auch andere Krisen zur Sprache kommen. Etwa die eskalierende Lage in der Ukraine.

Hauptpunkt aber war Syrien. Und da verwirrt sich dieser Tage einmal mehr das Geflecht aus Allianzen und Rivalitäten. Lawrow und Kerry wollten in Genf unterschiedlichen Quellen zufolge Wege zu einer besseren Koordination ihrer Luftschläge gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" eruieren. Auch eine etwaige Wiederaufnahme der Genfer Friedensgespräche sollte zur Sprache kommen.

Ein Durchbruch aber gerade in diesem Punkt zeichnete sich nicht ab. Zwar scheinen die Positionen gegenüber der syrischen Führung unter Präsident Assad dieser Tage bei USA und Türkei beweglicher zu werden. Aber grundlegende Differenzen herrschen über das Format solcher Gespräche. So verlangt Moskau die Einbindung der Kurden, was westliche Mächte aber ablehnen, obschon kurdische Gruppen in Nordost-Syrien Alliierte der USA sind – oder waren. Denn auch das steht dieser Tage in Frage.

Die Türkei jedenfalls machte am Freitag klar, dass man die Militäraktion im Norden Syriens fortsetzen werde, bis die Sicherheit an der Grenze wieder hergestellt sei. So Premier Binali Yildirim, der zudem alle Vorwürfe zurückwies, dass sich die Aktion vorrangig gegen die kurdische Miliz YPG richte. Dahingehende Aussagen nannte er eine "unverschämte Lüge".

Abzug mit Fragezeichen

Die YPG gelten als syrischer Ableger der kurdischen Arbeiterpartei PKK, die in der Türkei ebenso wie in europäischen Staaten als Terrorgruppe gelistet ist. Sie dominieren militärisch aber die "Syrischen Demokratischen Kräfte" (SDF), eine Allianz, die zuletzt massiv von den USA unterstützt wurde. Die SDF sind ein Sammelbecken aus kurdischen, turkmenischen, arabischen, assyrischen und christlichen Milizen.

Ein Sprecher der US-geführten Koalition gegen den IS sagte am Freitag, ein Großteil der SDF habe sich inzwischen der US-türkischen Forderung gebeugt und sich auf das östliche Euphrat-Ufer zurückgezogen. Die YPG indes erklärten, die Region bereits Mitte August einem lokalen Militärrat übergeben zu haben. Nach wie vor aber kommt es entlang der Berührungslinie zwischen Gebieten, die von den SDF gehalten werden und jenen, die von der türkischen Koalition erobert wurden, zu Kämpfen. Ein von den YPG angesprochener lokaler Militärrat, jener von Jarabulus, erklärte indes, man kämpfe gegen den IS, werde sich aber gegen alle Angriffe verteidigen – also auch gegen die türkischen.

Zumindest eine gute Nachricht kam indes aus dem Umland von Damaskus. Dort einigten sich Rebellen und Regierung darauf, dass die in der Stadt Darayya über Jahre belagerten Rebellen und Zivilisten freies Geleit bekommen, um in die nördliche Region Idlib zu fahren.

Kommentare