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US-Wahl: "Und was ist Aleppo?"

Der US-Präsidentschaftskandidat Gary Johnson leistete sich einen Fauxpas zu einer Frage über Syrien.

Sollte Gary Johnson jemals das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten bekleiden, braucht er auf alle Fälle Nachhilfeunterricht in Geografie, oder zumindest sollte er einen Berater haben, der ihn die notwendigen Hinweise liefert. Warum? In einem Interview mit dem Sender MSNBC hat er sich mit einer Antwort zu Syrien einen Patzer geleistet, den die Bevölkerung wohl so schnell nicht vergessen wird.

Als er am Donnerstag gefragt wurde, was er im Fall eines Wahlsieges angesichts der Situation in Aleppo tun würde, antwortete Johnson: "Und was ist Aleppo?". Der Journalist Mike Barnicle fragte daraufhin, ob das ein Scherz sei, Johnson verneinte mit ernster Stimme. Barnicle sagte schließlich: "Aleppo liegt in Syrien. Es ist das Epizentrum der Flüchtlingskrise."

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Morning Joe (@Morning_Joe

Die libertäre Partei ist unter den Drittparteien in den USA die größte, sie spielte in der Vergangenheit aber kaum eine Rolle. Weil die demokratische Kandidatin Hillary Clinton und ihr republikanischer Rivale Donald Trump aber so unbeliebt sind, ist das diesmal anders. In mehreren Umfragen liegt Johnson bei über zehn Prozent. Es gibt deshalb Forderungen, dass der ehemalige Gouverneur von New Mexico an den TV-Debatten zwischen Clinton und Trump teilnehmen solle.

Nach dem Interview äußerte sich Johnson frustriert über seine Gegenfrage. "Ich muss schlauer werden", sagt er.

US-Botschafter hat auch seine Probleme

Aber nicht nur der Präsidentschaftskandidat irritiert mit seiner Aussage zu Aleppo. In einem MSNBC-Interview, das auf jenes von Johnson folgte, bezeichnete Christopher Hill, er ehemalige US-Botschafter im Irak, die Stadt als "Hauptstadt von ISIS" - also der Terrormiliz "Islamischer Staat". Aleppo wird allerdings nicht als Machtzentrum der Dschihadisten gesehen, sondern Raqqa - mehr als 200 Kilometer östlich von Aleppo.

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Jamie Weinstein (@Jamie_Weinstein

Für alle: Aleppo ist eine Stadt im Nordwesten Syriens. Vor dem Bürgerkrieg, der seit fünf Jahren in Syrien wütet, war sie die größte Stadt im Land, bekannt für die historischen Gebäude und Ausgrabungen. Seit dem Konflikt zwischen Assad-Regime, Rebellen und IS ist die Mehrheit der Bewohner Aleppos geflüchtet.

Seit Wochen finden täglich Kämpfe statt, die Zahl der Toten kann wegen der Belagerung nur geschätzt werden. Am Mittwoch berichteten Hilfsorganisationen, dass erneut eine Fassbombe mit Giftgas auf die Stadt geworfen worden ist. Dutzende Menschen seien verletzt worden und leiden seitdem an Atemwegsproblemen.

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