Unternehmer verändern Havanna

Unternehmer verändern Havanna
Raul Castro hat ein wenig Marktwirtschaft zugelassen, immer mehr Bürger nützen das.

Gilberto Valladares braucht selbst keinen Friseur, die Glatze ist bestens poliert. Aber der Mann, den hier alle "Papito", Pappilein, nennen, ist die große Hoffnung für junge Leute, die dieses Handwerk lernen wollen, aber auch für Unternehmer, die die wirtschaftliche Öffnung Kubas nützen.

Zufrieden steht Papito in seinem Salon und föhnt die Haare einer Kundin. Die Einrichtung, alte Sessel, Spiegel und Kassen, hat er aus vielen Friseurläden Kubas zusammengeholt. Aber das macht ihn nicht stolz. Vielmehr ist es das Projekt, das er in Havanna aufgebaut hat: Rund um sein Lokal haben sich andere Friseure und Köche angesiedelt. Aber zuvor mussten die Gassenlokale renoviert werden, also hat Papito dafür gesorgt, dass schon einige Straßenzüge im Zentrum der kubanischen Hauptstadt zum Flanieren und zum Besuch von Restaurants sowie Kaffeehäusern einladen.

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Und noch etwas ist dem Unternehmer wichtig, der 1999 als Friseur begonnen hat, damals wie alle anderen als staatlicher Angestellter: Er hat neben seinem Friseurladen eine Schule aufgebaut, wo Jugendliche unterrichtet werden, von Lehrern, die dafür kein Geld erwarten. "Wir sind noch immer eine solidarische Gesellschaft", diesen Satz hört man in diesen Tagen der Veränderung oft in Kuba.

Marktwirtschaft

Papito nimmt Zettel und Bleistift und zeichnet ein Dreieck. "Schau her, es geht um Wirtschaft, Kultur und Solidarität. Diese drei Werte müssen wir im Gleichgewicht halten, dann können wir die Veränderungen verkraften." Und dann zeigt er noch, wie intensiv ihn das neue Kuba beschäftigt: "Bei euch gibt es den Begriff der sozialen Marktwirtschaft, so etwas würden wir hier brauchen." Und was bleibt von Castros kommunistischem Kuba? "Fidel war ein Träumer, er war wichtig für unsere Unabhängigkeit, aber jetzt brauchen wir eine eigenständige Wirtschaft."

Ausgerechnet Raul Castro, der vor seinem Bruder Fidel zum Kommunisten geworden war, soll Kubas Wirtschaft jetzt reformieren. Aber de 84-Jährige hat erkannt, dass die Insel vor Florida politisch unabhängig nur überleben wird, wenn er marktwirtschaftliche Elemente zulässt. Raul Castro setzt dabei sowohl darauf, dass kleine Unternehmer aktiv werden als auch auf Sonderwirtschaftszonen nach chinesischem Vorbild, die große Investoren ins Land bringen sollen. Steuervorteile und eine deutliche Vereinfachung der berüchtigten Bürokratie sollen dabei helfen.

Bilder aus Kuba

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Und natürlich sollen amerikanische Unternehmen angelockt werden. Auf den Straßen Havannas erinnern Wandmalereien noch an die Vergangenheit – "Sozialismus oder Tod". Aber so intensiv wie in Havanna die US-Touristen umworben werden, so wird auch mit Washington über Investitionen verhandelt.

Papito hat als Friseur einen Vorteil: Er kann auch Politikern den Kopf waschen. Er tut das vorsichtig, wie er sagt. Es wird auf die Generation nach Raul Castro ankommen, ob Kuba es schafft, eine Marktwirtschaft ohne Abhängigkeit von den USA aufzubauen.

Zur Reportage: Was kommt nach Fidel?

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