UNO: Sexuelle Gewalt in griechischen Flüchtlingslagern

Flüchtlingslager Moria auf Lesbos
Duschräume und Toiletten seien für Frauen und Kinder nach Einbruch der Dunkelheit "No-Go-Zonen".

Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR hat grassierende sexuelle Gewalt in Flüchtlingslagern auf griechischen Inseln angeprangert. Wie das Hilfswerk am Freitag in Genf mitteilte, erhielt es im vergangenen Jahr Berichte von 622 Opfern sexueller Gewalt und Belästigung. Von ihnen gab etwa ein Drittel an, nach ihrer Ankunft in Griechenland angegriffen worden zu sein.

Die UNHCR-Sprecherin Cecile Pouilly sagte, die Dunkelziffer sei weit höher. Viele Opfer schwiegen aus Scham, Furcht und Angst vor Diskriminierung, Vergeltung und Stigmatisierung. Besonders besorgniserregend sei die Lage in den völlig überfüllten Lagern Moira auf Lesbos und Vathy auf Samos. Dort gebe es etwa 5500 Flüchtlinge, das Doppelte der Aufnahmekapazität.

"No-Go-Zonen"

Die dortigen Duschräume und Toiletten seien für Frauen und Kinder nach Einbruch der Dunkelheit "No-Go-Zonen". Aber auch tagsüber könne es dort gefährlich werden. In Moira habe eine Frau berichtet, dass sie aus Furcht überfallen zu werden, zwei Monate lang nicht geduscht habe. Das Behördenpersonal in Moira - 30 Ärzte, Psychologen und Sozialarbeiter - sei in drei Zimmern zusammengepfercht. Untersuchungen und Bewertungen fänden unter diesen Umständen mit wenig oder gar keiner Privatsphäre statt.

Die UN-Einrichtung forderte die griechische Regierung auf, größere Anstrengungen zu unternehmen, um die Lagerbevölkerung zu verringern, die sanitären Anlagen besser zu beleuchten und die Polizeipräsenz zu erhöhen. Frauen dürften nicht gezwungen werden, auf engstem Raum mit unbekannten Männern zusammenzuleben.

Die griechische Einwanderungsbehörde verzeichnete 2017 nach eigenen Angaben 58.661 Asylanträge. Damit war Griechenland mit seinen elf Millionen Einwohnern der Behörde zufolge der Staat in Europa mit den meisten Asylsuchenden pro Kopf.

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