UNO wirft Israel "übertriebene Gewaltanwendung" vor

Die anhaltende Serie von Messerattacken sorgt auch im Ausland für Empörung.
Israelische Polizei tötete in Jerusalem weiteren Messerangreifer.

Rund um die Eskalation der Gewalt in Jerusalem hat UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon Israel indirekt scharf kritisiert. Es werde übertriebene Gewalt angewendet, ließ er über seinen Sprecher erklären.

"Ich denke, auch der Generalsekretär findet, dass die augenscheinlich übertriebene Gewaltanwendung der israelischen Sicherheitskräfte besorgniserregend ist und nach einer ernsthaften Überprüfung verlangt", sagte UNO-Sprecher Stephane Dujarric vor Journalisten in New York. Die Gewalt "dient nur dazu, die Situation zu verschärfen, und das führt zu einem Teufelskreis des sinnlosen Blutvergießens". Ban sei weiterhin "sehr besorgt" über die Lage in Jerusalem und verurteile alle Terrorakte in Israel sowie in den palästinensischen Gebieten.

Israel riegelt Ost-Jerusalem ab

Mit der Einrichtung von Kontrollpunkten am Rande der arabischen Wohngebiete von Ost-Jerusalem hat die israelische Polizei nun auch damit begonnen, dort Wohnviertel abzuriegeln. Polizisten blockierten einen der Zugänge zum palästinensischen Randbezirk Jabal Mukaber für Fahrzeuge und Fußgänger, berichtete der israelische Rundfunk am Mittwoch.

Das Sicherheitskabinett von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu gab am Mittwoch der Polizei grünes Licht für die zukünftige Abriegelung palästinensischer Gebiete in Ost-Jerusalem. Zudem sollen mehr Soldaten in Grenzgebieten zum Westjordanland stationiert und mehr Häuser von mutmaßlichen palästinensischen Attentätern zerstört werden. Mit diesen Maßnahmen, die das Sicherheitskabinett in der Nacht auf Mittwoch beschlossen hat, reagiert die Regierung in Jerusalem auf die jüngste Eskalation der Gewalt mit Schuss- und Messerattacken. Seit Anfang Oktober starben bei Angriffen sieben Israelis und 30 Palästinenser, darunter Angreifer, aber auch Kinder.

"Rezept für Schikane und Missbrauch"

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) bezeichnete die Abriegelung der Wohngebiete als ein "Rezept für Schikane und Missbrauch". Israelische Militärbeobachter kritisierten den Schritt ebenfalls. Attentäter fänden ihren Weg ohnehin, eine Abriegelung dürfte die Stimmung in der Bevölkerung anheizen.

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Die Serie von Angriffen hat Spekulationen ausgelöst, palästinensische Extremisten planten eine neuen Aufstand (Intifada). Die jüngste Gewaltwelle wurde durch den Streit um den Jerusalemer Tempelberg angeheizt. Die Spannungen in der Stadt nehmen seit rund einem Jahr zu, weil jüdische Hardliner und rechtsgerichtete Politiker in immer größerer Zahl demonstrativ das Gebiet der Al-Aqsa-Moschee (Al-Aksa) auf dem Tempelberg betreten haben. Sie gilt nach Mekka und Medina als das drittwichtigste Heiligtum des Islam. US-Außenminister John Kerry plant nun einen Besuch in Nahost, um zwischen Israelis und Palästinensern zu vermitteln.

Erneute Attacke

Ein Palästinenser habe am Damaskus-Tor zur Altstadt versucht, Polizisten mit einem Messer anzugreifen, teilte eine Polizeisprecherin mit. Sicherheitskräfte hätten das Feuer auf ihn eröffnet. Für Medienberichte, dass der Mann dabei tödliche Verletzungen erlitt, gab es zunächst keine offizielle Bestätigung.

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