UNO-Chef an Assad: "Hör auf, dein Volk zu töten"

UNO-Chef an Assad: "Hör auf, dein Volk zu töten"
Der "New York Times" zufolge steht Syrien vor einem Bürgerkrieg. Der UN-Generalsekretär übt scharfe Kritik.

UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon hat seine bisher schärfste Verurteilung der Gewalt in Syrien geäußert. "Heute sage ich es Präsident Assad noch einmal: Stopp die Gewalt. Hör auf, Dein Volk zu töten. Der Weg der Repression ist eine Sackgasse", erklärte Ban am Sonntag bei einer Pressekonferenz in Beirut.

Der UNO-Generalsekretär lieferte auch eine politische Einschätzung des Arabischen Frühlings. Er habe seit dessen Beginn die Anführer der Staaten der Region gebeten, auf ihr Volk zu hören. "Einige taten es, und haben davon profitiert. Einige taten es nicht, und ernten heute Sturm." Die UNO unterstütze den Wandel in Libyen, Ägypten, Tunesien und dem Jemen. "Wir fühlen uns verpflichtet, den arabischen Staaten durch die Transition durchzuhelfen, mit allen Mitteln", erklärte Ban.

Bürgerkrieg?

Der UNO-Generalsekretär hatte noch am Vorabend im üblichen UNO-Jargon erklärt, er sei "sehr besorgt" über die Lage in Syrien. Bisherige Reaktionen auf die Entwicklungen im arabischen Raum fielen eher verhalten aus.

Die Sorge scheint berechtigt: Die angesehenen New York Times zufolge steht das Land vor einem Bürgerkrieg. Das Blatt beruft sich in seiner Ausgabe vom Sonntag auf eine breite Bandbreite an Informationen aus dem Land, darunter Aktivisten, Diplomaten, Einwohner und Regierungsbeamte. Die Lage sei am Kippen und eine militärische Konfrontation zwischen Deserteuren und Truppen von Präsident Bashar al-Assad wahrscheinlich.

Zuletzt hatten  neben Ban Ki-moon auch die Arabische Liga und die Türkei vor einer drohenden Eskalation in dem Land gewarnt. Am Donnerstag war zudem berichtet worden, dass Russland Waffen und Munition nach Syrien liefert. Die Friedensbemühungen der Arabischen Liga sind unterdessen nach Einschätzung der "New York Times" im Wesentlichen zum Erliegen gekommen.

Religiöse Differenzen

Belastend für die Regimegegner sei vor allem die zerstrittenen Opposition im Ausland. Die religiösen Differenzen würden zudem ein geeintes Vorgehen aller Religionsgruppen gegen die Regime verhindern. Assad könne immer noch auf die Loyalität weiter Teile des Sicherheitsapparates zählen; vor allem "ängstliche Christen" würden aus Furcht vor einer Machtübernahme der Islamisten das Regime stützen, so das Blatt. In den Straßen der großen syrischen Städte herrsche derzeit gespannte Ruhe. Es könne aber jede Minute zu einem Ausbruch der Gewalt kommen.

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