UN: Terrormiliz begeht Kriegsverbrechen in Syrien

Die Terrorgruppe würde regelmäßig Hinrichtungen veranstalten - Kinder müssen dabei zusehen.

Ähnlich wie im Irak verübt die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) auch in Syrien laut UNO-Angaben Verbrechen gegen die Menschlichkeit. So würden IS-Milizen regelmäßig Hinrichtungen veranstalten und selbst Kinder zum Zuschauen zwingen, heißt es in einem am Mittwoch von der Syrien-Untersuchungskommission der UNO veröffentlichten Bericht.

Auch Regierungstruppen sowie andere bewaffnete Gruppen begehen demnach weiterhin Verbrechen an der Zivilbevölkerung. "Jeden Tag sterben Hunderte Zivilisten, während die Kämpfe ohne Rücksicht auf das Gesetz oder das Gewissen weitergehen", erklärte der Kommissionsvorsitzende Paulo Pinheiro.

Harter Kern der IS: 15.000 Personen

Die Islamisten-Miliz IS umfasst nach Informationen Deutschlands in ihrem harten Kern bis zu 15.000 Personen. In einer am Mittwoch bekanntgewordenen Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Linken beruft sich die Bundesregierung auf Schätzungen des US-Außenministeriums.

Danach liege die derzeitige IS-Truppenstärke im Irak bei bis zu 7.000 und in Syrien bei 3.000 bis 8.000 Kämpfern. Die Fluktuation sei durch Neurekrutierungen, Tötungen und Gefangennahmen hoch. In der parlamentarischen Antwort führte die Regierung aus, dass IS zunehmend über schwere, darüber hinaus aber auch über eine Vielzahl anderer Waffen verfüge, wie Raketen- und Granatwerfer oder Boden-Boden-Raketen. Solche Waffen seien offenbar über Schwarzmarktgeschäfte sowie bei Kämpfen mit syrischen und irakischen Truppen erbeutet worden.

Nach Erkenntnissen der deutschen Regierung finanziert sich die IS-Miliz durch Einnahmen aus Ölfeldern, Entführungen, Enteignungen, Mautzahlungen, durch allgemeine Kriminalität sowie Spenden aus dem In- und Ausland. Keine Erkenntnisse gebe es für eine Zusammenarbeit saudischer und katarischer Regierungsstellen mit der Miliz, heißt es in der Antwort weiter. Gerade die saudi-arabische Regierung werte den islamistischen Terror seit längerem als schwerwiegende Bedrohung für die eigene Sicherheit.

6,6 Mio. Dollar für eine US-Geisel

Die Terrorgruppe soll laut US-Medienberichten zudem für eine als Geisel genommene Amerikanerin 6,6 Millionen Dollar (5 Millionen Euro) Lösegeld verlangt haben. Die 26-Jährige soll bei einem humanitären Einsatz in Syrien unterwegs gewesen sein, als sie Anfang August 2013 gefangen genommen wurde, berichteten die TV-Sender NBC und ABC am Dienstag (Ortszeit).

Die Extremisten forderten die USA demnach auch zur Freilassung der pakistanischen Neurowissenschaftlerin Aafia Siddiqui auf, die 2010 wegen des Angriffs auf US-Soldaten in Afghanistan zu 86 Jahren Haft verurteilt worden war. Die Sender berufen sich auf einen Vertreter der Familie, die den Namen der Geisel zu deren Schutz nicht veröffentlichen will.

Die Frau soll eine von mindestens vier Amerikanern sein, die derzeit noch in Syrien und im Irak festgehalten werden. Die Islamisten drohen unverhohlen mit neuen Morden an Amerikanern - etwa dem Journalisten Steven Sotloff, der seit 2013 in Syrien vermisst wird. Ein Video der Enthauptung des 40-jährigen US-Journalisten James Foley hatte weltweit Entsetzen ausgelöst. Der Reporter Peter Theo Curtis war zuletzt nach fast zwei Jahren Geiselhaft freigelassen worden.

Für Jihadisten kämpfender US-Bürger in Syrien getötet

Ein für Jihadisten kämpfender US-Bürger ist indes in Syrien getötet worden. Dies gab die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates, Caitlin Hayden, am Dienstagabend in Washington bekannt. Genauere Angaben zu den Umständen machte sie nicht. Allerdings betonte Hayden: "Wir nutzen weiterhin jedes uns zur Verfügung stehende Mittel, um einzelne Personen davon abzuhalten, ins Ausland zu gehen und sich dem Dschihad anzuschließen." Zudem würden Rückkehrer in die USA genau beobachtet.

US-Medien berichteten der 33-jährige Douglas McCain aus San Diego (Kalifornien) habe aufseiten der Terrormiliz IS gekämpft und sei am Wochenende bei einem Gefecht mit der verfeindeten Al-Nusra-Front in Syrien getötet worden.

Laut New York Times starb er im syrischen Marea nahe der türkischen Grenze. Sein Onkel sagte CNN, der ehemalige Christ sei zum Islam konvertiert und dann vermutlich in die Türkei gereist. Nach Angaben der US-Regierung kämpfen Dutzende oder rund 100 Amerikaner in Syrien an der Seite von Extremisten, darunter unter anderem mit der Gruppe IS. Laut CNN hatten Ermittler McCain bereits einige Zeit vor dessen Tod im Visier und ihn auf eine Liste von Amerikanern gesetzt, die militanten Gruppen beigetreten sein sollen.

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