UN-Sicherheitsrat: Einstimmig gegen Nordkoreas Raketentest

Nordkorea zieht mit Raketentests den Unmut der Weltgemeinschaft auf sich.
Gremium droht mit "weiteren bedeutenden Maßnahmen"

Der UN-Sicherheitsrat hat den jüngsten nordkoreanischen Raketentest einstimmig als "ernsthafte Verletzung" von UN-Resolutionen verurteilt. In einer Dringlichkeitssitzung drohte das Gremium der Führung in Pjöngjang am Montag "weitere bedeutende Maßnahmen" an. Auch Nordkoreas engster Verbündeter China stimmte für den von den USA eingebrachten Text.

Pjöngjang hatte am Sonntag nach eigenen Angaben "erfolgreich" eine Mittelstreckenrakete vom Typ Pukgukson-2 getestet. Es war der erste Abschuss einer nordkoreanischen Rakete seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump im Jänner.

Trump will "harte" Maßnahmen

Trump bezeichnete Nordkorea wenige Stunden vor der Sicherheitsratssitzung als "großes, großes Problem" und kündigte "harte" Maßnahmen an. Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley, forderte die Sicherheitsratsmitglieder auf, "jedes verfügbare Mittel zu nutzen, um dem nordkoreanischen Regime - und seinen Ermöglichern - klarzumachen, dass diese Starts nicht hinnehmbar sind". "Es ist Zeit, Nordkorea zur Verantwortung zu ziehen - nicht mit unseren Worten, sondern mit unserem Handeln", erklärte sie.

Japans Botschafter Koro Bessho sagte, Sanktionen benötigten Zeit. "Wir müssen weiter Druck ausüben. Wir suchen keine militärische Lösung", sagte Bessho.

Guterres mahnt

UN-Generalsekretär Antonio Guterres verurteilte den Raketentest. In einer Erklärung sprach er von einem "weiteren beunruhigenden Verstoß" gegen UN-Resolutionen. Die Führung der Demokratischen Volksrepublik Korea müsse zurückkehren zur "vollständigen Erfüllung ihrer internationalen Verpflichtungen und zum Weg der atomaren Abrüstung".

Die Rakete wurde nach Angaben der südkoreanischen Regierung am Sonntagmorgen von einem Stützpunkt im Westen Nordkoreas ins Japanische Meer abgefeuert. Das Geschoss flog demnach etwa 500 Kilometer weit und fiel dann ins Meer.

Nordkorea zufrieden mit Test

Nordkorea hatte den neuerlichen Test bestätigt und als "erfolgreich" bezeichnet. Die staatliche Nachrichtenagentur KCNA berichtete, Machthaber Kim Jong-un habe "große Zufriedenheit über den Besitz eines weiteren starken Mittels zur nuklearen Attacke" geäußert, "das zu der gewaltigen Macht des Landes beiträgt".

Nordkorea hatte im vergangenen Jahr mit zwei Atomwaffentests und einer Reihe von Raketentests die Weltgemeinschaft provoziert. Pjöngjang verstieß damit gegen mehrere Resolutionen des UN-Sicherheitsrats. Seit dem ersten Atomwaffentest Nordkoreas im Jahr 2006 beschloss der UN-Sicherheitsrat bereits sechs Sanktionsrunden gegen das Land.

Ziel USA?

Südkorea vermutet, dass Nordkorea mit den Raketentests die Entwicklung ballistischer Interkontinentalraketen vorantreiben will, die mit Atomsprengköpfen bestückt die USA erreichen könnten. Das US-Verteidigungsministerium erklärte am Montag, die USA und ihre Verbündeten seien in der Lage, jede nordkoreanische Rakete abzufangen.

Experten sind geteilter Meinung darüber, wie nah Nordkorea an der Verwirklichung seiner atomaren Ziele ist, vor allem weil es bisher nie erfolgreich eine Interkontinentalrakete getestet hat. Nach US-Angaben ist das Land inzwischen in der Lage, Mittelstreckenraketen mit atomaren Sprengköpfen zu bestücken und abzufeuern.

Die USA haben nach einem mutmaßlichen neuen Raketentest Nordkoreas von Sonntagfrüh eine entschlossene Reaktion angekündigt. Möglich seien weitere Sanktionen und eine verstärkte Militärpräsenz in der Region, sagte ein Regierungsvertreter. Eine Eskalation solle aber vermieden werden.

Trump habe eine Provokation Nordkoreas nach seinem Amtsantritt erwartet, sagte der Regierungsvertreter. Daher sei der Raketentest keine Überraschung gewesen. Die US-Führung wäge nun die Optionen ab. Unter anderem wolle man China dazu drängen, seinen Einfluss stärker geltend zu machen, um Nordkorea Einhalt zu gebieten.

Rakete abgefeuert

Nordkorea hatte Sonntag früh (Ortszeit) nach südkoreanischen Angaben erneut - und damit nun auch erstmals in der Amtszeit des neuen US-Präsidenten Donald Trump - eine ballistische Rakete getestet. Das Geschoß sei im Westen des Landes abgefeuert worden und nach rund 500 Kilometern östlich der Küste ins Japanische Meer gestürzt, teilte das südkoreanische Militär am Sonntag mit. Dies sei wohl Teil einer Machtdemonstration als Antwort auf den harten Nordkorea-Kurs der neuen US-Regierung.

Auch Südkorea und Japan verurteilten den Test. Südkorea sprach von einer schweren Gefahr für Frieden und Sicherheit in der Region und einem klaren Verstoß gegen die Resolutionen des UN-Sicherheitsrats. Auch Japan sprach von einem provokativen Akt, der bewusst zum Besuch des japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe auf Trumps Anwesen in Florida stattgefunden habe. Trump versicherte auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Abe Japan die Unterstützung der USA. Die Vereinigten Staaten stünden zu 100 Prozent hinter ihrem Verbündeten. Abe sagte, der Test sei absolut inakzeptabel.

Rakete war bereits angekündigt

Bereits im vergangenen Jahr hatte Nordkorea mehr als zwanzig Raketentests und zwei Atomtests absolviert und damit gegen Resolutionen der Vereinten Nationen (UN) verstoßen. Machthaber Kim Jong-un hatte in seiner Neujahrsansprache angekündigt, dass das Land auch kurz vor dem Test einer Interkontinental-Rakete stehe.

Dem US-Verteidigungsministerium zufolge handelte es sich bei dem Test nun allerdings nicht um eine solche Langstrecken- sondern um eine Mittelstreckenrakete. Es werde geprüft, ob es eine Mittelstrecken-Rakete vom Typ Musudan gewesen sein könnte, die eine Reichweite von bis zu 3000 Kilometer haben soll, meldete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap. Sie war vom Norden im vorigen Jahr acht Mal erprobt worden sei. Die Versuche waren aber zumeist gescheitert.

Eine Interkontinental-Rakete hat etwa mindestens 5500 Kilometer Reichweite, manche Raketen auch über 10.000 Kilometer. Kalifornien ist etwa 9000 Kilometer von Nordkorea entfernt.

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