Granate tötet Schweizer Rot-Kreuz-Mitarbeiter

Zivilisten in Donezk unter Beschuss - erstmals seit der Waffenruhe wieder Bombardement.

Nach dem Tod eines Mitarbeiters des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) in der Ukraine hat die Regierung in Kiew die prorussischen Separatisten verantwortlich gemacht. "Dieser terroristische Akt kann in keiner Weise gerechtfertigt werden", hieß es am Freitag vom ukrainischen Außenministerium. Kiew bezeichnet die prorussischen Separatisten in der Ostukraine als "Terroristen". Der Vorfall diene dazu, Vertreter internationaler Organisationen "einzuschüchtern", hieß es weiter.

Das IKRK hatte am Donnerstag den gewaltsamen Tod eines Schweizer Mitarbeiters in der ostukrainischen Rebellenhochburg Donezk bestätigt. Bei dem Opfer handelt es sich um einen 38-Jährigen, der seit sechs Wochen in dem Land im Einsatz war. Alle weiteren Mitarbeiter wurden in Sicherheit gebracht.

Erstmals wieder Bombardement

Das Stadtzentrum von Donezk war zuvor erstmals seit dem Inkrafttreten einer Waffenruhe zwischen den prorussischen Separatisten und der ukrainischen Armee vor vier Wochen wieder mit Granaten beschossen worden. Kiew und die Separatisten hatten am 5. September in Weißrussland einen Waffenstillstand vereinbart, um die monatelangen Kämpfe zu beenden. Die Auseinandersetzungen nahmen zuletzt aber wieder zu. Beide Seiten machen sich gegenseitig für den Beschuss in Wohngegenden von Donezk verantwortlich. Bei neuem Artilleriebeschuss sind mindestens fünf Zivilisten verletzt worden, bereits am Mittwoch waren in Vororten von Donezk nahe dem Flughafen mehrere Geschosse eingeschlagen, die zehn Zivilisten in den Tod rissen.

Prorussische Separatisten und Regierungstruppen lieferten sich weiterhin schwere Gefechte um den seit Wochen geschlossenen Flughafen der Stadt. Die Aufständischen berichteten der Agentur Interfax zufolge, sie hätten mehrere Gebäude eingenommen. Das Militär in Kiew teilte mit, es kontrolliere das strategisch wichtige Gelände.

Das benachbarte Weißrussland wäre möglicherweise bereit, Friedenstruppen in die Ostukraine zu entsenden. Ein entsprechender Vorschlag aus Minsk sei aber von den Konfliktparteien abgelehnt worden, sagte Präsident Alexander Lukaschenko in einem Interview des Senders Euronews, das am Freitag ausgestrahlt werden sollte.

"Sanktionen dumm"

Gelassen gibt sich weiterhin Russlands Präsident Wladimir Putin. Am Donnerstag schwor er die Wirtschaft des Landes auf mehr Unabhängigkeit ein: Die Sanktionen des Westens seien "ausgesprochen dumm" und hielten Russland nicht davon ab, wirtschaftlich stark zu werden, sagte Putin auf einer Investorenkonferenz. Das Land sei gut gerüstet. Auf Befürchtungen von einigen Unternehmern, die Sanktionen trieben Russland in die Isolation, erwiderte er vor einer Frage-und-Antwort-Runde: "Ich muss nur lächeln, um zu zeigen, dass der Teufel nicht so beängstigend ist, wie er scheint." Russland sei Teil der Weltwirtschaft und halte sich im Gegensatz zu anderen an die Regeln. Er hoffe, dass die Zeit der Missverständnisse bald zu Ende sei. Putin ermutigte die Firmen, ihre Fühler weiter in den Osten auszustrecken. Vor allem hob er China hervor.

Kommentare