Terroranschlag in Charkiw überschattet Gedenken

Tausende gedachten in Kiew der 100 Todesopfer auf dem Maidan.
Sprengsatz tötete drei Menschen. In Kiew fand anlässlich des Umsturzes ein "Marsch der Würde" statt.

Sie waren zusammengekommen, um in Charkiw den politischen Sieg vor einem Jahr und der ukrainischen Soldaten zu gedenken, die gegen die pro-russischen Separatisten in der Region kämpfen. Doch die Kundgebung in der Stadt, die nicht in der Hand der Rebellen ist, endete in einem Blutbad. Attentäter warfen am Sonntag aus einem fahrenden Auto einen Sprengsatz in die Menge. Mindestens drei Menschen starben, zahlreiche weitere wurden verletzt. Die lokale Polizei sprach von einem Terroranschlag und nahm vier mutmaßliche Täter fest. Dabei seien auch Waffen, darunter ein Granatwerfer, sichergestellt worden.

Poroschenko geht mit Ehrengästen sowie Tausenden weiteren Teilnehmern Richtung Maidan
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REUTERS/HANDOUT
Ukraine's President Petro Poroshenko gestures as h
Ukraine's President Petro Poroshenko (C) gestures as he walks with local and foreign politicians at a memorial rally to commemorate people who were killed during the uprising on Maidan square a year ago, in Kiev in this February 22, 2015 handout photo provided by the Ukrainian Presidential Press Service. REUTERS/Mykhailo Markiv/Ukrainian Presidential Press Service/Handout via Reuters (UKRAINE - Tags: POLITICS CIVIL UNREST MILITARY CONFLICT ANNIVERSARY) ATTENTION EDITORS - THIS PICTURE WAS PROVIDED BY A THIRD PARTY. REUTERS IS UNABLE TO INDEPENDENTLY VERIFY THE AUTHENTICITY, CONTENT, LOCATION OR DATE OF THIS IMAGE. FOR EDITORIAL USE ONLY. NOT FOR SALE FOR MARKETING OR ADVERTISING CAMPAIGNS. THIS PICTURE IS DISTRIBUTED EXACTLY AS RECEIVED BY REUTERS, AS A SERVICE TO CLIENTS
Der Anschlag überschattete den "Marsch der Würde" in der Hauptstadt Kiew, mit dem ebenfalls der Ereignisse vor zwölf Monaten gedacht wurde, als der Kreml-treue frühere Präsident Viktor Janukowitsch gehen musste. Bei der Veranstaltung wurde auch an die 100 Toten erinnert, die bei den Protesten auf dem zentralen Maidan-Platz ihr Leben lassen mussten.

Für die EU nahm Ratsvorsitzender Donald Tusk an dem Marsch teil. Auch der deutsche Staatschef Joachim Gauck war gekommen, er ging eingehakt Seite an Seite mit seinem ukrainischen Amtskollegen Petro Poroschenko. Die drei baltischen Republiken waren ebenfalls höchstrangig vertreten. Sie demonstrierten ihre Solidarität mit den Ukrainern gegen die aggressive Politik des Kremls, von der sie sich als "Frontstaaten" mehr als alle anderen EU-Länder bedroht fühlen.

Einige der übergebenen Soldaten waren verwundet, sie gingen an Krücken.
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Ukrainian prisoners of war get ready to be exchan
Ukrainian prisoners of war get ready to be exchanged for members of pro-Russian separatists near the village of Zholobok in Luhansk region, eastern Ukraine, February 21, 2015. Russian President Vladimir Putin agreed in a conference call with the leaders of France, Germany and Ukraine to use his influence on separatists to start an agreed prisoner swap with Ukraine, a German government spokesman said on February 19. The four leaders agreed to implement last week's Minsk agreement on a ceasefire in Ukraine despite serious breaches, said spokesman Steffen Seibert, echoing a statement made by France. Picture taken February 21, 2015. REUTERS/Igor Tkachenko (UKRAINE - Tags: CONFLICT POLITICS CIVIL UNREST)
Von den Schlachtfeldern kamen indes ambivalente Botschaften. Auf der einen Seite tauschten Separatisten-Verbände und die ukrainische Armee am Wochenende an die 200 Gefangene aus. Zudem bekundeten beide Seite nun doch, binnen zwei Wochen die schweren Waffen aus der Konfliktzone abzuziehen – und das sogar schriftlich. Diese Maßnahme ist Teil der Minsker Übereinkunft, die in der Vorvorwoche erzielt, bisher aber nicht umgesetzt wurde.

Krim-Korridor?

Auf der anderen Seite aber gibt es Berichte aus Kiew, wonach abermals russische Panzer die Grenze überschritten hätten. Insbesondere um die strategisch wichtige Hafenstadt Mariupol seien Truppenkonzentrationen registriert worden. Das lässt bei den ukrainischen Streitkräften gleichermaßen die Alarmglocken läuten wie bei der Regierung unter Poroschenko. Denn fiele die Stadt, wäre der Weg Richtung Krim frei. Und damit ein Landkorridor von Russland auf die annektierte Halbinsel.

Das Maidan-Massaker und die Folgen

Terroranschlag in Charkiw überschattet Gedenken

A man carries a burning tyre during a rally held b
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Ukrainian presidential candidate Yanukovich greets
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A man waves a Russian flag in front of a local par
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Russia's President Putin chairs a meeting on the a
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UKRAINE CRISIS
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Putin, Poroshenko and Merkel talk in Normandy
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Opposition leader Poroshenko attends an anti-gover
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UKRAINE MALAYSIA AIRLINES PLANE CRASH
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Russia's President Putin, Belarus' President Lukas
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Members of a local electoral commission empty a ba
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Pro-Russian separatist holds his ballot papers bef
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UKRAINE CRISIS
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BELARUS UKRAINE PEACE TALKS

Ist das Papier, über das die Moskauer Tageszeitung Nowaja Gaseta verfügt, tatsächlich echt, dann hatte der Kreml von Anfang an ein klares Drehbuch für die Einverleibung der Halbinsel Krim und in weiterer Folge für die Ostukraine. Denn in dem Strategie-Dokument heißt es laut dem Chefredakteur des Blattes, Dmitrij Muratow, dass man "auf die Zentrifugalbestrebungen verschiedener Regionen setzen müsse, mit dem Ziel den Anschluss der östlichen Gebiete an Russland zu initiieren". Namentlich seien die Krim und die Regionen um Charkiw erwähnt, so Muratow, der das Papier kommende Woche zur Gänze veröffentlichen will.

Erstellt worden sei das Schriftwerk zwischen dem 4. und 15. Februar 2014 – also vor dem Sturz des Moskau-treuen ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch, der gestern vor einem Jahr stattfand. Doch auf den befreundeten Staatschef gab man in Russland nur mehr wenig: Mit seinem (erzwungenen) Abgang sei jederzeit zu rechnen, heißt es angeblich in dem Papier.

Oligarch mischte mit

Verfasst worden sei es von mehreren Personen und dann dem Kreml zugetragen worden, der es laut dem Chefredakteur für gut befunden hat. Einer der Autoren sei der russische Oligarch Konstantin Malofejew, der sich selbst als "Monarchisten" bezeichnet. Der 39-Jährige soll den Aufruhr auf der Krim geschürt haben, unter anderem dadurch, dass er dem "Volksbürgermeister" von Sewastopol, der Haupt-Stadt der Halbinsel, eine Million Dollar überwiesen habe.

Und über Malofejewes früheren PR-Berater Alexander Borodai führt auch eine Spur zu den pro-russischen Separatisten in die Ostukraine: Borodai war bis August des Vorjahres "Premierminister" der "Volksrepublik Donezk".

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