Über 100.000 Flüchtlinge 2017 über Mittelmeer gekommen

Über 100.000 Flüchtlinge 2017 über Mittelmeer gekommen
Am Dienstag rief IOM-Chef William Lacy Swing zu mehr Solidarität mit Italien auf.

In diesem Jahr sind bereits mehr als 100.000 Flüchtlinge über das Mittelmeer nach Europa geflohen. Wie die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Dienstag bekannt gab, nahm allein Italien 85 Prozent von ihnen auf. 2.247 Menschen kamen demnach bei ihrem Fluchtversuch ums Leben. Von Jänner bis Juli vergangenen Jahres seien mehr als doppelt so viele Flüchtlinge nach Europa gekommen.

Am Dienstag rief IOM-Chef William Lacy Swing zu mehr Solidarität mit Italien auf. Er erklärte: "Die Aufnahme von aus dem Meer geretteten Flüchtlingen kann nicht als Thema allein für Italien angesehen werden, sondern für ganz Europa." Auch Italien selbst hatte am Wochenende mehr Unterstützung von seinen EU-Partnern bei der Aufnahme von Flüchtlingen gefordert. Das Land hatte gedroht, ausländischen Schiffen mit geretteten Flüchtlingen künftig die Einfahrt in seine Häfen zu verbieten.

Über 100.000 Flüchtlinge 2017 über Mittelmeer gekommen
Ankünfte Jänner-November nach Ländern, wichtige Routen - Mittelmeerkarte, Ankünfte nach Monaten 2014 und 2015 - Säulengrafik GRAFIK 1374-15, 88 x 115 mm

Innen- und Außenminister zu Gesprächen

Nach einem Treffen ihrer Innenminister am Sonntagabend in Paris sicherten Deutschland und Frankreich Italien "ihre entschlossene Solidarität" zu. Am Donnerstag wollen sich in Rom Außenminister einzelner EU-Staaten sowie mehrerer afrikanischer Länder beraten. Bei einem Treffen am selben Tag in Tallinn wollen die Innenminister der EU-Länder außerdem einen gemeinsamen Sechs-Punkte-Plan besprechen.

Darin taucht die Forderung des italienischen Innenministers Marco Minniti, Flüchtlingsboote in andere EU-Staaten umzuleiten, allerdings nicht auf. Neu in dem Sechs-Punkte-Plan ist ein "Verhaltenskodex" für Hilfsorganisationen, die mit eigenen Booten Flüchtlinge vor der Küste Libyens retten. Einzelne EU-Regierungen werfen ihnen vor, damit das Geschäft von Schlepperbanden zumindest zu erleichtern. Die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl sprach bezüglich des Plans vom "größten Angriff auf das europäische Asylrecht seit Gründung der EU".

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