Türkische Offensive in Syrien: IS-Bastion gefallen

Freie Syrische Armee konnte Grenzort Jarablus zurückerobern. Türkei startete größte Offensive gegen IS-Miliz auf syrischem Gebiet - mit US-Unterstützung aus der Luft.

Unterstützt von einer Offensive der türkischen Armee haben syrische Rebellenkämpfer den Grenzort Jarablus am Mittwoch unter ihre Kontrolle gebracht. Die Freie Syrische Armee habe die Ortschaft - bisher eine Bastion der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) - zurückerobert, sagte der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan nach einem Treffen mit US-Vizepräsident Joe Biden in Ankara. Die Kämpfer hätten alle wichtigen Stellen eingenommen. Erdogan deutete an, dass die Stadt vom IS verlassen worden sei.

Mehr als fünf Jahre nach Beginn des syrischen Bürgerkriegs hatte die Türkei am Mittwoch ihre bisher größte Offensive gegen die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) auf syrischem Territorium gestartet. Die türkischen Streitkräfte setzten bei der Operation "Schutzschild Euphrat" in der Umgebung des Grenzortes Jarablus Kampfjets, Panzer und Artillerie ein.

Unterstützung durch USA

Die Operation wurde mit Unterstützung von US-Kampfflugzeugen durchgeführt. Nach Angaben der US-Streitkräfte wurden Kampfflugzeuge der Typen A-10 und F-16 eingesetzt. Einzelheiten wurden nicht mitgeteilt, vermutlich starteten die Maschinen vom türkischen Stützpunkt Incirlik. Die Nachrichtenagentur Dogan vermeldete den Tod von IS-Kämpfern. Dafür gab es aber keine unabhängige Bestätigung.

Türkische Offensive in Syrien: IS-Bastion gefallen
Karte Syrien mit von verschiedenen Partein kontrollierten Gebieten GRAFIK 0955-16, 88 x 108 mm
An dem türkischen Militäreinsatz waren laut einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu rund 1.500 syrische Aufständische beteiligt. Demnach handelte es sich um Kämpfer der Freien Syrischen Armee. Sie hätten auch das Dorf Keklija erobert, fünf Kilometer von Jarablus entfernt und drei Kilometer hinter der Grenze. Ziel des Einsatzes sei es, "den Bezirk Jarablus von der Terrororganisation IS zu befreien", erklärte die türkische Regierung.

Die Türkei wolle die Probleme im syrisch-türkischen Grenzgebiet beenden, sagte Präsident Recep Tayyip Erdogan. Der in den frühen Morgenstunden angelaufene Einsatz richte sich sowohl gegen den IS als auch gegen die syrisch-kurdische Partei der Demokratischen Union (PYD). Von beiden "Terrorgruppen" gehe eine Gefahr für die Türkei aus. Ankara will die Ausweitung der kurdischen Einflussgebiete in Syrien und somit die Entstehung eines eigenständigen, kurdischen Autonomiegebietes verhindern.

Internationale Koalition gegen den IS

Sowohl die US-Regierung als auch die Bundesregierung unterstützten das türkische Vorgehen in Jarablus. Ein Mitglied der US-Delegation, die sich mit Vizepräsident Joe Biden am Mittwoch in Ankara aufhielt, sagte, es würden Geheimdiensterkenntnisse weitergegeben, auch seien US-Militärberater beteiligt. Ankara handle im Einklang mit den Zielen und Absichten der internationalen Koalition gegen den IS, sagte auch der Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin, Martin Schäfer.

Türkische Offensive in Syrien: IS-Bastion gefallen
Smoke rises from the Syrian border town of Jarablus as it is pictured from the Turkish town of Karkamis, in the southeastern Gaziantep province, Turkey, August 24, 2016. REUTERS/Stringer EDITORIAL USE ONLY. NO RESALES. NO ARCHIVE. TPX IMAGES OF THE DAY
Die US-Regierung erlegte den mit Washington verbündeten kurdischen Kämpfern in Syrien Zurückhaltung auf. Die kurdischen Einheiten dürften den Euphrat nicht Richtung Westen überschreiten, sagte Biden in Ankara. Ansonsten verlören sie die Unterstützung der USA. Dagegen erklärte die halb-autonome kurdische Verwaltung, die weite Gebiete im Nordosten Syriens kontrolliert, der türkische Militäreinsatz sei eine "Kriegserklärung".

Die russische Regierung zeigte sich "tief beunruhigt". Der türkische Einsatz könne zu einer Verschärfung der Spannungen zwischen Ankara und den kurdischen Milizen führen, erklärte das Außenministerium in Moskau. Die Regierung in Damaskus erklärte, die türkische Militärintervention sei eine "unverhohlene Verletzung der syrischen Souveränität".

Ankara hatte am Dienstagabend die Evakuierung der türkischen Stadt Karkamis angeordnet, die gegenüber von Jarablus auf der türkischen Seite der Grenze liegt. Karkamis war zuvor von IS-Gebiet in Syrien aus mit Mörsergranaten beschossen worden. Offenbar sollte die Offensive vom Mittwoch kurdischen Einheiten zuvorkommen, die ihrerseits nach der Eroberung der nahegelegenen Stadt Manbij auf Jarablus vorrückten.

Die IS-Miliz verübte in den vergangenen Monaten eine Reihe von Anschlägen in der Türkei. Auch für das Attentat auf eine Hochzeitsfeier mit 54 Toten am Wochenende in Gaziantep werden die Jihadisten verantwortlich gemacht.

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