Türkei: Zwei Haftbefehle nach Mord an russischem Botschafter

Türkische Polizisten sichern die Straße zur Russischen Botschaft in Ankara.
Vorwurf der Mitgliedschaft in "Fethullah-Terrororganisation". Andrej Karlow war am 19. Dezember bei einer Ausstellung in Ankara getötet worden.

Einen Monat nach dem tödlichen Attentat auf den russischen Botschafter in der Türkei ist gegen zwei Verdächtige Haftbefehl erlassen worden. Einer von ihnen sei Polizist, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi am Donnerstag. Beiden werde "Mitgliedschaft in der Fethullah-Terrororganisation" (Fetö) vorgeworfen.

Damit ist die Bewegung um den in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen gemeint, den die Türkei auch für den Putschversuch vom 15. Juli 2016 verantwortlich macht. Die Gülen-Bewegung gilt in der Türkei als Terrororganisation.

Der russische Botschafter Andrej Karlow war am 19. Dezember bei einer Ausstellung in der Hauptstadt Ankara von einem türkischen Polizisten erschossen worden. Der Attentäter wurde anschließend von Spezialkräften getötet. Unklar blieb, wie genau die beiden Verhafteten in den Anschlag involviert gewesen sein sollen.

Türkei: Zwei Haftbefehle nach Mord an russischem Botschafter
Wreaths are left on the the road leading to the Russian embassy in Ankara on December 21, 2016, two days after Russian ambassador to Turkey was gunned down by a Turkish policeman. The Kremlin said on December 21 it was too early to conclude who was behind the murder of Russian ambassador Andrei Karlov in Ankara, after Turkey's foreign minister put the blame on exiled cleric Fethullah Gulen. / AFP PHOTO / ADEM ALTAN
Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte schon kurz nach dem Anschlag Verbindungen des Attentäters zur Gülen-Bewegung vermutet. Russland hatte ein Ermittlerteam in die Türkei geschickt, um die Hintergründe der Tat aufzuklären und vor verfrühten Schuldzuweisungen gewarnt.

Vier russische Botschafter bisher im Dienst ermordet

Morde an Botschaftern sind äußerst selten. Die russische Diplomatie hat in ihrer jahrhundertelangen Geschichte vier Botschafter durch Gewalttaten verloren. 1829 wurde der Vertreter des Zaren in Persien, der Schriftsteller Alexander Gribojedow ("Verstand schafft Leiden"), in Teheran von religiösen Fanatikern umgebracht.

1923 erschoss ein weißgardistischer Offizier im schweizerischen Lausanne den sowjetischen Botschafter in Italien, Wazlaw Worowski.

Vier Jahre später tötete ein anderer Gegner des Sowjetregimes in Warschau den sowjetischen Botschafter in Polen, Pjotr Wojkow. Viertes Opfer ist der russische Botschafter in der Türkei, Andrej Karlow. Er fiel im Dezember in Ankara dem Attentat eines türkischen Polizisten mit islamistischer Gesinnung zum Opfer.

In Moskau wurde 1918 der deutsche Botschafter Wilhelm Graf von Mirbach-Harff von aufständischen Linksrevolutionären erschossen. Die US-Diplomatie hat fünf Botschafter durch Gewalt verloren. Zuletzt wurde 2012 der Botschafter in Libyen, Chris Stevens, bei einem Angriff in der Hafenstadt Benghazi getötet.

In Wien wurde 1975 der türkische Botschafter Danis Tunaligil erschossen. Drei bewaffnete Männer stürmten am 22. Oktober 1975 die türkische Vertretung in der Prinz-Eugen-Straße. Tunaligil wurde von mehreren Kugeln aus Maschinenpistolen getroffen. Die Täter flüchteten. Armenische Extremisten bekannten sich zu dem Mord.

Mordgerüchte umkranken den überraschenden Tod des österreichischen Botschafters in Athen, Herbert Amry. Der Diplomat starb im Juli 1985 an einem Herzinfarkt. Eine Vergiftung wurde vermutet, hatte Amry doch trotz Drohungen über illegale Waffengeschäfte, den sogenannten Noricum-Skandal, recherchiert und nach Wien berichtet.

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