Türkei und Israel wollen ihre Beziehungen normalisieren

Nach fünfjähriger Eiszeit streben Ankara und Jerusalem wieder den Austausch ihrer Botschafter an.

Noch liefen die Verhandlungen, heißt es aus Ankara, aber Medien berichten bereits von einem neuen Kapitel in den türkisch-israelischen Beziehungen. Diese hatten sich vor mehr als fünf Jahren eingetrübt, als israelische Soldaten ein Schiff geentert hatten, das Hilfslieferungen aus der Türkei in den auch zur See blockierten Gazastreifen bringen wollte. Bei der Militäroperation starben neun Menschen.

Die israelische Regierung unter Premier Benjamin Netanyahu hat sich laut Berichten bereit erklärt, einen Entschädigungsfonds aufzulegen. Insgesamt 20 Millionen Dollar sollen an die Hinterbliebenen der Todesopfer fließen. Im Gegenzug sollen alle Klagen gegen Israel wegen des Vorfalls eingestellt werden. Und ranghohe Vertreter der Hamas, die den Gazastreifen kontrolliert, sollen die Türkei verlassen – von dort aus wurden bisher weltweit Spenden für die radikal-islamische Gruppierung gesammelt. Zudem sollen die jeweiligen Botschafter beider Länder wieder zurückkehren.

Gasleitung

Außerdem gebe es die Absicht, eine israelische Gasleitung in die Türkei zu verlegen. Es handelt sich dabei um große Offshore-Funde, bei denen eigentlich auch Zypern, Griechenland und Ägypten auf eine enge Zusammenarbeit mit Israel gehofft hatten.

Der Zwischenfall ereignete sich am 31. Mai 2010. Die "Mavi Marmara" war im Auftrag einer islamisch-türkischen Stiftung gleichsam das Flaggschiff einer Solidaritätsflotte – mit dem Zielpunkt Gaza. Bei dem Eingreifen Israels wurden acht Türken und ein türkischstämmiger US-Bürger getötet. Ein weiterer Türke starb vier Jahre später an den Folgen seiner Verletzungen.

2011 wurde in einem UN-Bericht der Militäreinsatz als "maßlos und unangebracht" bezeichnet. 2013 entschuldigte sich Netanyahu für Fehler, die zum Verlust von Menschenleben geführt hätten.

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