Tsipras' Vorspung schmilzt

Die Wahl am 20. September dürfte spannend werden – und Griechenland neue Unsicherheit bescheren.

Rund drei Wochen vor der Vorgezogenen Wahl in Griechenland schwindet der Umfrage-Vorsprung des zurückgetretenen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras immer mehr. Seine Syriza-Partei liegt nur noch 1,8 Prozentpunkte vor der konservativen Nea Dimokratia, wie aus einer am Samstag in der Zeitung Agora veröffentlichten Umfrage des Instituts MRB hervorging. Syriza kommt demnach auf 24,6, Nea Dimokratia auf 22,8 Prozent. Am Vortag hatte eine andere Befragung noch ein Verhältnis von 23 zu 19,5 Prozent ergeben.

Tsipras war im Januar mit dem Versprechen angetreten, den bei vielen Griechen verhassten Sparkurs zu beenden. Unter dem Druck der drohenden Staatspleite vereinbarte er dann aber doch ein Hilfs- und Reformprogramm. An dem Kurswechsel war seine Koalition zerbrochen, mit der vorgezogenen Wahl will er seine Position stärken. Ein Bündnis mit den bürgerlichen Parteien hat Tsipras ausgeschlossen.

Alles offen

Doch von der angestrebten Alleinregierung ist Tsipras den Umfragen zufolge weit entfernt. Zudem würde der jetzige Koalitionspartner seiner Syriza-Partei, die rechten Unabhängigen Griechen, der MRB-Befragung zufolge derzeit an der Drei-Prozent-Hürde scheitern. Dagegen würde die von Syriza abgespaltene Volkseinheit, die am Anti-Reformkurs festhält, mit 4,2 Prozent ins Parlament einziehen.

Hält sich die politische Stimmung, könnte die Wahl am 20. September neue Unsicherheit bescheren und möglicherweise sogar einen weiteren Urnengang notwendig machen. Im Wahlkampf kommt es nun vor allem auf die große Zahl Unentschlossener an: Ein Drittel der Griechen hält sich die Wahlentscheidung noch offen.

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