Trump zielt am Super Tuesday auf den entscheidenden Sieg

Immer ein Spektakel: Wahlkampfveranstaltungen vor dem Super Tuesday
Der umstrittene Baumagnat geht heute als Favorit der Republikaner in den Super-Wahltag.

Helen wollte nicht warten. Noch am Freitag hatte sich die Immobilienmaklerin geduldig in die Schlange vor dem Wahllokal im Stadtzentrum Houstons eingereiht. "Am Super Tuesday wird es bestimmt noch viel ärger", glaubt sie. Weshalb sie, wie weit mehr als eine Million anderer US-Bürger auch, die Möglichkeit der vorzeitigen Stimmabgabe genutzt hat.

Der große Ansturm wird für heute erwartet – Super Tuesday. Der Tag, an dem in 14 US-Bundesstaaten Vorwahlen für die Kür des republikanischen und demokratischen Präsidentschaftskandidaten stattfinden. Für Helen besteht sowieso kein Zweifel mehr: "Donald wird gewinnen – und natürlich habe ich für ihn gestimmt." Selbstbewusst schüttelt die 57-jährige Texanerin ihre blonde Mähne und gibt bereitwillig Auskunft: "Donald Trump hat Führungsqualitäten, wie hätte er sonst so ein riesiges, erfolgreiches Business aufziehen können? Und so einen wie Trump brauchen wir jetzt." Warum?

Die Mauer zu Mexiko

"Er wird die USA wieder groß machen", bricht der wieder und wieder getrommelte Wahlspruch Trumps aus Helen heraus. "Und er hat versprochen, die Mauer zu Mexiko zu bauen." Dann wird sie auch schon aufgerufen, in die Wahlzelle zu gehen. Sie gab ihre Stimme für jenen Kandidaten ab, der laut Umfragen der landesweit, unter allen Wählern, der weitaus Unbeliebteste ist. Innerhalb des republikanischen Lagers aber liegt der Baumagnat, der Präsident werden will, klar vorne.

Zwei Drittel aller frühzeitig abgegebenen Wählerstimmen gehören Republikanern. Ein untrügliches Signal dafür, wie aufgewühlt das konservative Wählerlager ist. Schlammschlachten toben zwischen "The Donald" und seinem gefährlichsten Herausforderer Marco Rubio. Da beschimpft der daueraufgeregte Trump seinen jüngeren Kontrahenten als "Leichtgewicht" mit "riesigen Ohren", der "so grauslich schwitzt".

Worauf der in vollen Gegenangriff übergegangene Senator aus Florida genauso unfein kontert: Der Typ aus der "Hairforce One" mit der "übelsten Solariumsbräune" sei ein "Hochstapler" und habe mehrmals Bankrott gebaut, sei also bei Weitem nicht so erfolgreich, wie das der Bautycoon immer darstelle.

Der Teflon-Kandidat

Ob die Angriffe gegen Trump fruchten werden, scheint fraglich. "An ihm perlt einfach alles ab", schildert Politologe Jeronimo Cortina dem KURIER. "Er weigert sich einfach, seine Steuererklärung offenzulegen – und seine Fans haben kein Problem damit. Trump kann alles verkaufen – vor allem sich selbst, er ist ein Geschäftsmann und Entertainer."

Ins Leere ging auch ein Angriff des republikanischen Parteiestablishments gegen den aus seiner Sicht vollkommen unerwünschten Multimilliardär: Er sei gar kein echter Konservativer, lauteten die Vorwürfe. Was dessen Wähler aber völlig kaltlässt. "Was ist das denn für eine blöde Debatte über Ideologie?" blaffte ein Trump-Anhänger jüngst eine Reporterin des ultra-konservativen TV-Senders Fox an. "Darum geht es doch nicht, wir brauchen jemanden, der Amerika wieder stark machen kann."

Weil bei Vorwahlen traditionell die engagiertesten, aber auch radikalsten Parteianhänger (auf beiden Seiten) wählen gehen, darf Trump heute mit großem Zulauf rechnen. So sehr, dass auch die Demokraten schon vom streitbaren Milliardär als ihrem künftigen Gegner bei den Präsidentenwahlen im November ausgehen. Noch kämpft der Demokrat Bernie Sanders gegen die Favoritin Hillary Clinton – der für den Super Tuesday ein klarer Sieg prognostiziert wird. Doch den gefährlichsten Gegner sieht Sanders in Donald Trump: "Er ist ein Demagoge. Wir dürfen nicht erlauben, dass er uns als Gesellschaft auseinanderdividiert."

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