Trump zieht außenpolitisch die Keule – und riskiert damit auch sehr viel

Der Druck des amerikanischen Präsidenten auf Pjöngjang steigt, ein Präventivschlag der USA wird mittlerweile nicht mehr ausgeschlossen.

Vielleicht gibt ein Trump-Tweet von 2012 Aufschluss über sein aktuelles außen- politisches Handeln. Damals, vor der Wiederwahl seines Vorgängers, schrieb er: "Jetzt, wo Obamas Umfragewerte im Absturz sind – macht euch gefasst auf einen Angriff von ihm gegen Libyen oder Iran. Er ist verzweifelt." Jetzt könnte Verzweiflung über politische Fehler und Misserfolge auch für den US-Präsidenten ein Motiv sein, Härte zu zeigen: Auch Donald Trump ist in einem Umfragetief, seine Innenpolitik ist ein Desaster, international gab es bisher viel Häme und Streit mit NATO- und EU-Partnern. Die bisherige Bilanz des selbstverliebten Dealmakers ist miserabel. Doch seit der völlig überraschenden militärischen Attacke gegen Syrien als Antwort auf den mutmaßlichen Giftgasanschlag, hat sich das Blatt für Trump gewendet. Seinen Außenminister Rex Tillerson ließ er in Moskau Klartext reden, worauf die Washington Post schrieb, "die Romanze der US-Regierung mit Putin ist vorbei". Donnerstagabend setzte Trump die Riesen-Bombe gegen IS-Extremisten in Afghanistan, dem Hinterland Russlands, ein. Auf die Frage, ob der Abwurf der monströsen Waffe ein Zeichen an Nordkorea gewesen sei, sagte Trump laut Defense News: "Nordkorea ist ein Problem – das Problem wird angegangen." Seit Tagen sind US-Kriegsschiffe Richtung koreanischer Halbinsel unterwegs, dieses Wochenende wird ein Flottenverband mit dem Flugzeugträger "Carl Vinson" in den Gewässern nahe der Koreanischen Halbinsel erwartet. Der Flugzeugträger hatte eben an einem Manöver mit Südkorea teilgenommen, bei dem ein Krieg gegen Nordkorea geübt wurde. Auch das Team 6 der Navy Seals war im Einsatz, jene Einheit, die 2011 Osama Bin Laden tötete.

Kraftprobe

Die Flugzeugträger-Einheit ist keine bloße "show of force" , selbst ein begrenzter Militärschlag gegen Norkoreas Raketenprogramm ist in den Augen vieler Experten nicht nur legitim, sondern geboten. Beobachter befürchten, dass Pjöngjang schon bald seinen sechsten Atomwaffentest unternehmen könnte – möglicherweise sogar anlässlich des 105. Geburtstags des Staatsgründers Kim Il Sung heute, Samstag. Für den Fall eines Militärschlags drohte Nordkorea den USA mit Vergeltung: Es werde "atomaren Donner und strafende Blitze" geben, um den Feinden "den Geschmack eines echten Krieges" zu vermitteln. Eine Machtdemonstration sind die letzten Aktivitäten Trumps allemal, und doch ist bei diesem Präsidenten die skeptische Frage nach den Motiven angebracht. Ist sein Handeln in eine klare Strategie eingebunden? Spielt Amerika wieder den Weltpolizisten? Oder geht es Donald Trump nur um Imagepflege? Auf jeden Fall will er Peking, Pjöngjang, Kabul, Moskau und Damaskus zeigen, dass er den Status quo verändern will. Ob er es mit seriöser Politik ernst meint, werden seine nächsten Schritte zeigen. Gelingt es dem US-Präsidenten, einen Ausweg für Syrien zu finden und das atomare Zündeln des unberechenbaren Kim Jong Un einzustellen, die USA und Russland wieder an einen Tisch zu bringen sowie eine NATO-Strategie zu entwickeln, kann Trump noch Weltpolitiker werden. Es kann aber auch nur das Showbusiness eines Populisten übrig bleiben.

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