Trump will nach Clintons Erkrankung eigenes Attest vorlegen

Trump wünscht Clinton gute Besserung, Wahlkampfteam solle "respektvoll" mit der Erkrankung Hillary Clintons umgehen. Dennoch will Trump nun Kapital daraus schlagen.

Nach der Erkrankung der demokratischen US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton hat ihr republikanischer Rivale Donald Trump genaueren Einblick in seinen eigenen Gesundheitszustand in Aussicht gestellt. Er selbst habe sich vorige Woche einer Untersuchung unterzogen und werde die Ergebnisse sehr detailliert veröffentlichen, sagte Trump am Montag in einem Telefoninterview des Senders Fox News.

Der 70-jährige Trump wünschte der an einer Lungenentzündung erkrankten, 68-jährigen Clinton gute Besserung. "Ich hoffe, dass es ihr bald besser geht", sagte er. "Irgendwas geht vor sich - ich hoffe, dass sie bald wieder auf den Beinen und zurück im Rennen ist", sagte Trump. "Natürlich ist das ganze ein Problem." Er bejahte die Frage, ob die Gesundheit der beiden Kandidaten ein Wahlkampfthema sei.

"Was auch immer passiert, ich bin bereit"

Er glaube nicht, dass die Demokraten nun nach einem neuen Kandidaten statt Clinton suchten, sagte Trump. "Aber was auch immer passiert, ich bin bereit."

Zuvor hatte der Sender CNN berichtet, das Wahlkampfteam von Trump wolle "respektvoll" mit der Erkrankung von Clinton umgehen. Mitglieder von Trumps Wahlkampfteam seien angewiesen worden, nichts dazu auf den Sozialen Netzwerken zu veröffentlichen. Eine Zuwiderhandlung könnte den Ausschluss zur Folge haben, meldete CNN weiter. Auch die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete ähnlich.

Clinton hatte am Sonntag bei den Gedenkfeiern zu den Anschlägen vom 11. September 2001 in New York einen Schwächeanfall erlitten und musste die Zeremonie verlassen. Videoaufnahmen zeigten die 68-Jährige schwankend und gestützt durch Mitarbeiter, wie sie in ein Auto stieg. Ihre Ärztin gab später bekannt, dass sie an einer Lungenentzündung erkrankt sei. Die Demokratin muss deshalb nun eine Wahlkampf-Pause einlegen. So hat die Demokratin Wahlkampfauftritte am Montag und Dienstag in San Francisco und Los Angeles abgesagt, berichteten örtliche Medien am späten Sonntagabend (Ortszeit) übereinstimmend unter Berufung auf Clintons Team.

Der rechtspopulistische Immobilienmilliardär Trump, der ebenfalls bei der Gedenkfeier in New York war, hatte in den vergangenen Wochen den Gesundheitszustand von Clinton mehrfach thematisiert. Dabei hatte der Republikaner, der für seinen harten Attacken bekannt ist, immer wieder auf angeblich ernsthafte Gesundheitsprobleme seiner Rivalin hingewiesen. Im Internet gibt es zahlreiche Einträge, in denen ihr ein Gehirntumor, Parkinson oder Demenz nachgesagt werden.

Im Dezember 2012 erlitt Clinton eine Gehirnerschütterung, wenig später wurde ein Blutgerinnsel im Kopf festgestellt. Im Juli 2015 veröffentlichte ihre Ärztin einen Brief, in dem sie der ehemaligen First Lady einen "exzellenten Gesundheitszustand" sowie die Eignung für das Präsidentenamt bescheinigte.

Der Wahlkampf befindet sich weniger als zwei Monate vor der Abstimmung in der heißen Phase. In zwei Wochen steht die erste von drei TV-Debatten der beiden an. Clintons Vorsprung in den Umfragen war zuletzt erheblich geschrumpft.

Kampagnenexperte: Trump wird Situation skrupellos ausnützen

Der angegriffene Gesundheitszustand Clinton ist für ihren Gegner Trump ein gefundenes Fressen, glaubt Kampagnenexperte Peter Sengl. "Trump nützt das offensiv und skrupellos aus", sagte Sengl am Montag der APA. Der Republikaner könne etwa nun von der Forderung seiner Gegner ablenken, seine Steuererklärung offenzulegen. Die nunmehrige Erkrankung Clintons spiele jedenfalls denen, die Zweifel an ihrer Gesundheit streuen wollen, in die Hände, sagte Sengl. In einem Fall wie dem Clintons rät der Kampagnenprofi dazu, die Erkrankung offen und transparent anzusprechen, aber nicht mehr als notwendig zu thematisieren. Vor allem müsse der Kandidatin nun die Chance gegeben werden, sich gut auszukurieren: Wenig sei angesichts bösartiger Gerüchte schlimmer, als ein zweites Mal krankheitsbedingt auszufallen, sagte Sengl.

Eine Lungenentzündung (Pneumonie) ist eine Entzündung des Lungengewebes, die meistens durch bakterielle Infektionen ausgelöst wird. Übertragen wird die Krankheit oft durch Niesen und Husten. In vielen Fällen lässt sich die Erkrankung mit Antibiotika behandeln. Bei geschwächten Patienten kann es zu einer schweren Pneumonie mit Atemversagen kommen. Oft müssen Betroffene künstlich beatmet werden. Pneumonien treten vor allem im Herbst und Winter auf. Viele Menschen bleiben gesund, weil ihr Immunsystem den Erreger bekämpfen kann. Besonders gefährdet sind Säuglinge und Kleinkinder sowie ältere Menschen über 60 Jahren. Bei Menschen mit schwachem Immunsystem kann sich eine Erkältung oder leichte Bronchitis schnell zu einer Lungenentzündung entwickeln.

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